von su 20.09.2018 10:45 Uhr

Doppelpass: Schützenbund für eine weiterhin entspannte Herangehensweise

In einer Aussendung spricht sich der Südtiroler Schützenbund für eine verbale Abrüstung in Bezug auf den Doppelpass aus. Es sei nicht nachvollziehbar, warum ausgemusterte Politiker, pensionierte Bergsteiger und journalistische Urgesteine in den letzten Tagen in einem für jedermann nachvollziehbaren inszenierten Chor versuchen, ein Unbehagen bei den italienischen Bewohnern Südtirols und eine Spaltung der Gesellschaft im Land an Eisack, Etsch und Rienz herbeizureden. Und das in einer Sache, die in der Gesellschaft Europas Realität ist: die Mehrfachstaatsbürgerschaft, die es vermutlich bereits heute tausendfach in Südtirol und im Rest Europas gibt.

Der Landeskommandant Elmar Thaler. Foto ©: Südtiroler Schützenbund

Wie viele solche Mehrfachstaatsbürger es genau gibt, lässt sich indes nicht erheben − weder heute, noch in Zukunft. Weil die Vergabe der Staatsbürgerschaft ein souveränes Recht jedes Staates ist und die Beantragung einer zusätzlichen Staatsbürgerschaft umgekehrt die freie Entscheidung eines jeden Bürgers ist, der die Voraussetzungen dafür erfüllt.

Italien verteilt eigene Staatsbürgerschaften großzügig

Nach diesem Prinzip hat übrigens Italien selbst in sehr großzügiger Handhabung italienische Staatsbürgerschaften an „Angehörige der italienischen Nation“ in Slowenien und Kroatien vergeben – und das, ohne auf die Befindlichkeiten anderer Staaten Rücksicht zu nehmen.

Fortschritte in Österreich

Insofern stellt die heutige Situation mit dem Entgegenkommen Österreichs an Italien schon einen wesentlichen Fortschritt dar.

Man will sich absprechen und die Sache einvernehmlich regeln, es anders als Italien machen, welches das Gesetz seinerzeit einfach durchgezogen hat. Ein daraus erwachsendes Vetorecht kann sich Italien aber nicht erwarten.

„Gute“ und „schlechte“ Tiroler

Die immer wiederkehrende Angst vor der Einteilung in „gute“ und „schlechte“ Tiroler oder Patrioten sei in diesem Zusammenhang unbegründet, so Landeskommandant Elmar Thaler vom Südtiroler Schützenbund. „Jeder, der nach den Vorgaben des Gesetzes die Voraussetzungen dafür erfüllt, kann frei entscheiden, ob er um die österreichische Staatsbürgerschaft ansucht − und ist, weil es ein individuelles und nicht öffentlich einsehbares Recht ist, niemandem auskunftspflichtig.“

Rat an die Doppelpass-Gegner

Letztlich sollten die Gegner der Doppelten Staatsbürgerschaft in ihrer Argumentation vor allem eines bedenken, so Thaler: „Eine Enttäuschung über eine aus fadenscheinigen Gründen politisch nicht realisierte Chance könnte weit mehr Unfrieden im Zusammenleben stiften als ein Projekt, das sich in vielen Teilen Europas schon lange bewährt hat und von der gewählten politischen Mehrheit in Österreich und Südtirol nun gewollt ist.“

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  1. artim
    21.09.2018

    In Tirol ist ein Apfel vom Baum gefallen.
    Weltweit gibt es Mehrfachstaatsbürgerschaften. Italien hat fast zwei Millionen Mehrfachstaatsbürger ohne dass andere Staaten sich dadurch brüskiert fühlen.
    Hierzulande demonstieren militante Linksgrün*innen mit postfaschistischen Kräften mal mal bekannte ambivalente Gemeinsamkeit. Das andere Südtirol ist zum Glück Mehr! #wirsindmehr
    Österreich hat dankenswerterweise auf ausdrücklichem Wunsch und Beschluss des Südtiroler Landtages, dem von der italienischen Regierung nicht widersprochen wurde, die MÖGLICHKEIT zur Wiederverleihung der 1919/1920 bzw. 1938 zu Unrecht entzogenen österreichischen Staatsbürgerschaft für Südtiroler und Juden zum Herzenanliegen gemacht.
    Minderheiten sind Bindeglieder und Brückenbauer des Friedensprojekts Europa.
    Wie gut, dass auch Italien bereits heute längst akzeptiert, dass die Slowenen in Friaul zusätzlich zur italienischen Staatsbürgerschaft die slowenische erhalten, obgleich sie früher eine solche gar nie besassen
    Warum sollte Italien dann dagegen sein, dass die österreichische Minderheit in Italien die österreichische Staatsbürgerschaft erhält?
    Das sind doch lobenswerte, europäische Zeichen der Weitherzigkeit, insbesondere, wenn man an die Ereignisse um 1914, 1918, 1938 … mit all den Toten … und Folgen denkt.
    Dass sich die österreichischen Minderheiten in Italien einen (Zweit-)Pass wünschen ist wohl auch aufgrund der gemachten historischen Erfahrungen und Anfeindungen mehr als nachvollziehbar und berechtigt.
    Mit Sicherheit steckt auch eine emotionale Seite dahinter, beide Ausweise haben zu wollen, um sich anerkannt und vollständig fühlen zu können.
    Da kann man der Bundesregierung bei der Umsetzung dieses Herzensanliegens nur alles Beste wünschen.

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