von ih 21.04.2018 07:16 Uhr

Auf deutschem Boden bespitzelt und beschattet?

Der frühere katalanische Ministerpräsident Carles Puigdemont ist auf deutschem Boden von Spanien offenbar sehr genau verfolgt und beschattet worden. So sind in spanischen Medien kürzlich äußerst detaillierte Abläufe des für die Unabhängigkeit Kataloniens eintretenden Politikers zu seiner Zeit in Berlin aufgetaucht, berichtet die Junge Welt.

APA (AFP)

Die spanische Tageszeitung El Mundo, die als regierungsnahe gilt, ließ am Montag tiefe Einblicke in die Bespitzelung Spaniens in Berlin zu. So konnten die Journalisten ziemlich genau berichten unter welcher Adresse Puigdemont wohnt, um wieviel Uhr er sich mit seiner Familie traf, wo sie zu Mittag aßen und wen er am späten Abend noch traffen.

So heißt es in dem Bericht über den ehemaligen katalanischen Premier: „Er wohnt im Stadtteil Charlottenburg, im ehemaligen Westberlin, einem der bürgerlichsten Viertel der Hauptstadt.“ Selbst die genaue Straße und Hausnummer werden genannt – auch wieviel eine Übernachtung in dem Hotel kostet, ist der Zeitung bekannt.

Deutsche Parteien fordern Aufklärung

Die ehemalige Vertreterin Kataloniens in Berlin, Marie Kapretz, verurteilte diese Art der spanischen Berichterstattung scharf. Im Gespräch mit der Jungen Welt erklärt sie, dass es sich dabei um reine Machtdemonstration handle, da Aufklärungsarbeit schon lange nicht mehr das Ziel der regierungstreuen Medien wie El Mundo sei. Kapretz hat selbst ihre Arbeit im vergangenen Jahr verloren, weil die spanische Zentralmacht die Regierung in Katalonien absetzte.

Auch die Verhaftung Puigdemonts Ende März durch die Polizei im deutschen Bundesland Schleswig-Holstein steht durch die neuen Berichte aus Spanien in einem neuen Licht. So ist die Festnahme für viele nicht mehr überraschend, sollte der spanische Geheimdienst tatsächlich mitten in Deutschland agiert haben. Die deutsche Bundesregierung stellt sich zu der Causa allerdings nach wie vor unwissend, wie eine entsprechende Anfrage von SPD-Staatssekretär Christian Lange am Mittwoch ergab.

Angeblich Peilsender an Mietwagen Puigdemonts

Die deutsche Linkspartei möchte nun mit einer weiteren Anfrage klären lassen, ob nun der Fokus auf die Zusammenarbeit des Bundeskriminalamtes (BKA) von Deutschland mit dem spanischen Geheimdienst gelegt wird. So sei Puigdemont Ende März bei seiner Festnahme angeblich mit einem Peilsender geortet worden sein, der an seinem Mietwagen angebracht war.

Jetzt
,
oder
oder mit versenden.

Es gibt neue Nachrichten auf der Startseite