von apa 12.08.2017 13:50 Uhr

Mehrere Tote nach Präsidentenwahl in Kenia

Bei Protesten nach der Wiederwahl von Kenias Präsident Uhuru Kenyatta sind mindestens elf Menschen von der Polizei getötet worden. Neun junge Männer seien in einem Slum der Hauptstadt Nairobi von der Polizei in einer Aktion gegen Plünderungen erschossen worden, teilten Sicherheitskräfte am Samstag mit. Laut unbestätigten Angaben der Opposition gab es bereits mehr als 100 Todesopfer.

APA (AFP)

Darunter seien auch zehn Kinder, sagte ein hochrangiger Oppositionsvertreter am Samstag. Eine offizielle Bestätigung der Angaben gab es nicht. Die Agentur Reuters erhielt zunächst nur die Bestätigung von elf Toten, zehn davon in der Hauptstadt Nairobi.

Das zehnte Todesopfer in Nairobi, ein kleines Mädchen, starb durch eine verirrte Polizeikugel, sagte ein Augenzeuge. Das Kind habe sich in Nairobi auf einem Balkon aufgehalten, als die Polizei mit vereinzelten Schüssen versucht habe, Demonstranten auseinanderzutreiben. In dem Armenviertel waren junge Männer auf die Straßen gezogen, nachdem Kenyatta offiziell zum Sieger der Präsidentenwahl ausgerufen worden war.

Im Fernsehen waren Bilder von bewaffneten Polizeieinheiten zu sehen, die unterstützt von Wasserwerfern durch die Straßen von Kibera, einem weiteren Armenviertel in Nairobi zogen. Auch in anderen Orten kam es zu Protesten, darunter im westlichen Kisumu, ebenfalls einer Hochburg von Kenyattas Herausforderer Raila Odinga. Dort wurde nach Angaben eines Regierungsvertreters ein Mann getötet. Zehn Menschen wurden mit Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert, teilte das Hospital mit.

Die gewaltsamen Ausschreitungen seien von der Polizei provoziert worden, kritisierte James Orengo von einem Oppositionsbündnis vor Journalisten. Kenyattas Gegner ließen sich aber nicht durch das harte Durchgreifen der Polizei einschüchtern, hieß es auf der Pressekonferenz weiter.

Kenyattas Herausforderer Odinga hatte zuvor über Wahlmanipulationen geklagt. Seine Partei bezeichnete das Ergebnis der Abstimmung vom Dienstag als Farce. Zugleich kündigte sie einen Verzicht auf eine Anfechtung der Wahl vor einem Gericht an. Stattdessen deutete ein Odinga-Vertrauter weitere Massenproteste an. “Vor Gericht zu ziehen, ist keine Option. Wir haben das bereits früher versucht”, sagte der Odinga-Vertraute James Orengo. Die zentrale kenianische Wahlbeobachtungsorganisation Elog wies die Vorwürfe der Wahlmanipulation am Samstag zurück. Sie habe keine Belege für vorsätzliche Manipulationen gefunden. Auch internationale Beobachter waren zu der Einschätzung gelangt, dass die Wahl ohne Unregelmäßigkeiten ablief.

Die Wahlkommission hatte am Freitagabend das offizielle Endergebnis der Abstimmung bekanntgegeben. Demnach entfielen auf Kenyatta 54,27 Prozent der Stimmen, Odinga kam auf 44,74 Prozent.

Kenyatta streckte seinem politischen Gegner die Hand aus. “Wir sind keine Feinde, wir sind alle Bürger derselben Republik”, erklärte er nach Verkündung des Wahlergebnisses. Zugleich forderte er die Bürger zu nationaler Einheit, Frieden und Harmonie auf.

“Es gibt keinen Grund für Gewalt”, sagte Kenyatta. Er strebe eine Zusammenarbeit an, “so dass wir diese Nation gemeinsam aufbauen können”. Die Tageszeitung “Daily Nation” ermahnte den Staatschef, er müsse in Zukunft – “anders als in seiner ersten Amtszeit” – bei der Regierungsbildung alle einschließen.

Der 55-jährige Präsident Uhuru Kenyatta ist der Sohn des ersten kenianischen Präsidenten nach der Unabhängigkeit von Großbritannien, Jomo Kenyatta, der von 1964 bis 1978 im Amt war. Kenyattas Herausforderer Odinga bewarb sich zum vierten Mal um das höchste Staatsamt. Der 72-Jährige entstammt der Minderheits-Volksgruppe der Luo. In den vergangenen Jahren warf Odinga seinen politischen Gegnern immer wieder Manipulationen von Wahlergebnissen vor, die Luo fühlen sich seit Jahrzehnten benachteiligt.

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