von dege 11.01.2017 15:13 Uhr

Der Krieg gegen das Bargeld

Gegen das Bargeld werden weltweit immer mehr Hürden aufgebaut. Wem nützt das Verschwinden von Geldscheinen? Was sind die Folgen, wenn jeder Geldfluss rückverfolgbar ist? Es geht nicht nur um Schurken, es geht auch um Freiheit.

von Georg Dekas

In Indien läuft gerade ein Vorhaben zur Abschaffung von Bargeld, das ganz radikal ist, obwohl hunderte Millionen von Indern weder ein Konto auf der Bank, noch Kreditkarte oder Smartphone haben. Der von der Regierung Modi genannte Grund ist der Kampf gegen Schwarzgeld und Korruption. Aber dahinter stecken auch handfeste Interessen der US-Finanz-Industrie, wie die FAZ berichtet. Der Wirtschaftsjournalist und Buchautor Norbert Häring vermutet, dass auf höchster Ebene weltweit eine Gruppe von Finanzleuten, die so genannte „Group of Thirty“, an der schrittweisen Abschaffung von Bargeld arbeite, auch wenn es dafür keine konkreten Beweise gebe. „Allerdings ist auffällig, dass einige Mitglieder der 30-er-Gruppe (…) zu den entschiedenen Befürwortern einer schrittweisen Abschaffung des Bargeldes gehören, angefangen bei den größten Banknoten“, schreibt Philipp Plickert in der FAZ.

Vorwand Mafia

Das organisierte Verbrechen brauche große Mengen Bargeld. Diese Begründung schob die Europäische Zentralbank (EZB) in den Vordergrund, als sie 2016 den 500-Euro-Schein abschaffte. Doch auch dahinter steckt ein Plan. Draghis Minuszinser wollen den Banken das Horten von liquiden Mitteln so schwer wie möglich machen. Denn ohne große Geldscheine kann man den Negativzinsen nicht mehr so gut ausweichen. Kein Schlupfloch mehr, lautet die Devise aller Finanzminister, die dabei weniger auf die Moral und den Kampf gegen das Böse schauen, sondern vielmehr auf das Sprudeln von Steuereinnahmen. Ziel ist die Gewinnmaximierung des Staates. In Italien sind größere Barzahlungen längst schon verboten, und die Deutschen wollen es den Italienern gleichtun. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble will Barzahlungen über 5000 Euro verbieten.

Im Datennetz gefangen

Die andauernden Bemühungen von Finanzindustrie, Behörden und solchen, die meinen, das Bargeld und die Steueroasen im Namen der Gerechtigkeit unterbinden zu müssen, werden auf der anderen Seite begünstigt durch den Trend zum bargeldlosen Einkaufen, das nicht nur im Netz, sondern auch in den Läden das Bargeld bald überholen wird. Weil es bequem ist. Der Preis dafür ist die Verfolgbarkeit von oben. Dass mit einer Komplettabschaffung von Bargeld ein Stück Freiheit, Privatsphäre, Eigentumsschutz sowie Schutz gegen umfassende staatliche Überwachung verschwinden würde, hat jüngst die Stiftung Marktwirtschaft in einer Studie hervorgehoben.

Bargeld ist Freiheit

Und wenn für die kleinen Leute erst einmal alle Geldflüsse digital gespeichert sind, dann dreht sich der Spieß um. Dann wird es nämlich einen Superstaat geben, der nicht viel besser ist als das „organisierte Verbrechen“: Der Pate sieht alles. Aussteigen nur als toter Mann. Finanziell total abhängig. Bargeld ist nicht nur Schwarzzahlen, Bargeld ist auch Freiheit.

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