von apa 23.02.2017 11:21 Uhr

Linzer Landestheater bringt Swap-Affäre auf die Bühne

Das Landestheater Linz arbeitet in einem Dokumentartheater-Projekt eine politische Affäre auf, die seit Jahren die Stadt beschäftigt: die Causa Swap. Hans-Werner Kroesinger (Regie) und Regine Dura (Buch) haben akribisch Gerichtsakten und Protokolle gewälzt und stellen Fragen wie: “Wem gehört die Stadt?” – so auch der Titel des Stücks. Uraufführung ist am Samstag.

APA

Der Swap 4175 schwebt nach wie vor als Damoklesschwert über Linz. Die Stahlstadt hat eine riskante Zinswette verloren und nun drohen Hunderte Millionen Euro Verlust. In einem Strafprozess wurden der zuständige Stadtrat und der Finanzdirektor, der den Deal abgeschlossen hatte, freigesprochen. Letzterer bekam nur eine – nicht rechtskräftige – Disziplinarstrafe. Zivilrechtlich prozessiert die Stadt noch gegen die Bawag, die ihr das Finanzprodukt verkauft hat.

Ein Aspekt, der Kroesinger und Dura stark beschäftigt hat, war die Geschichte der Bawag und die damit verbundene Ironie der Geschichte. Ursprünglich als Gewerkschaftsbank gegründet, praktisch ein antikapitalistisches Geldinstitut, muss sie 2006 – nach ihrem ursprünglichen Ideal wenig entsprechenden Geschäften – an den Hedgefonds Cerberus verkauft werden, um den ÖGB vor der Insolvenz zu retten. Das werfe die zentrale Frage auf: Wie könne eine ehemalige Gewerkschafts- und Hausbank der “roten Stadt” dieser ein solches Finanzprodukt verkaufen? Und wieso schließe eine Kommune so ein Geschäft ab, so Dura.

Auch wenn Kroesinger und Dura in der Vorbereitung sehr tief in die Materie der Spekulationsprodukte eingetaucht sind, sollte sich der Theaterzuschauer nicht aus Angst vor komplexer Finanzmathematik vom Besuch abhalten lassen: “Das Stück funktioniert niederschwellig”, versprach Kroesinger in einer Pressekonferenz am Donnerstag anlässlich einer Vorschau auf die Premiere am Samstag.

Wer mit der Causa vertaut ist, werde hingegen “neue Facetten” entdecken. Mit so manchem Akteur des echten Polittheaters wird es auf der Bühne ein Wiedersehen geben, etwa mit Altbürgermeister Franz Dobusch oder jener Finanzberaterin, die der Stadt das zweifelhafte Produkt verkauft hat, und Gerichtskiebitzen sowie aufmerksamen Zeitungslesern wohlbekannt sein dürfte.

(S E R V I C E – Dokumentartheater-Projekt “Swap – Wem gehört die Stadt?” – Text: Regine Dura, Regie: Hans-Werner Kroesinger, Bühne/Kostüme/Videodesign: Rob Moonen, Musik: Nebojsa Krulanovic. Mit: Björn Büchner, Jan Nikolaus Cerha, Sebastian Hufschmidt, Corinna Mühle, Anna Rieser, Gunda Schanderer, Angela Waidman. Uraufführung am 25. Februar, 19.30 Uhr, Kammerspiele. Weiter Aufführungen am 3., 7., 9., 17, 30. März. )

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