von ih 11.01.2018 16:43 Uhr

UNO-Generalsekretär: „Migration als Chance sehen“

UNO-Generalsekretär Antonio Guterres hat an die internationale Gemeinschaft appelliert, die Vorteile von Migration hervorzuheben, anstatt sich auf die Risiken zu konzentrieren. Angesichts des Anstiegs der „kurzfristigen, reaktiven Sicherheitsmaßnahmen“ einzelner Länder zeigte sich Guterres „besorgt“, wie er am Donnerstag in New York laut im Voraus verbreiteten Redetext erklärte.

APA (AFP)

„Kontraproduktive Maßnahmen“, die nur darauf abzielten, Migration einzuschränken würden Migranten nur noch angreifbarer machen, sagte Guterres anlässlich der Vorstellung seines Berichtes „Making Migration Work for All“. Dass diese Politik in den vergangenen Jahren zur Gewohnheit geworden sind, stimme ihn besorgt.

„Migration an sich als Gefahr zu sehen, geht in die völlig falsche Richtung“, betonte der UNO-Chef. Seinen Bericht wolle er als Input für den „Globalen Vertrag für sichere, reguläre und geordnete Migration“ verstanden wissen, mit dessen Ausarbeitung die UNO-Vollversammlung seit September 2017 betraut ist. Der Pakt soll das grundlegende Regelwerk zum Thema Migration für alle 193 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen darstellen.

Guterres sieht große Chance für Arbeitsmarkt

Der Vertrag solle ein positives Bild zeichnen, das die Vorteile von Migration für alle aufzeigt. So würden beispielsweise Steuern, die arbeitende Migranten einzahlen, die Kosten, die das Aufnahmeland anfangs für ihre Integration ausgibt, bei Weitem übersteigen, versuchte Guterres, für einen langfristigen Blick zu werben. Außerdem brächten Migranten oft große Expertise mit und könnten als „Brückenbauer“ zwischen ihrem Heimat- und Aufnahmeland fungieren.

Auch in punkto Arbeitsmarkt sieht Guterres große Chancen für und durch Migranten – vorausgesetzt, die Aufnahmeländer würden ihre Arbeitsmarkt- mit der Migrationspolitik abstimmen. Und das, obwohl der Arbeitsmarkt in manchen Ländern ausländische Arbeitnehmer brauchen würde. Diesbezügliche Gesetze müssten angepasst werden, so dass Migranten nicht in die Illegalität abrutschen.

Ausbau legaler Wege angeblich unerlässlich

Als unerlässlich für das globale Management von Migration erachtet Guterres den Ausbau legaler Wege für Auswanderungswillige. „Es wird schwer werden, die Vorteile von Migration wirklich zu maximieren, wenn es keinen konstruktiven Ansatz zu irregulärer Migration gibt.“

Zwar wird der Vertrag nicht rechtlich bindend sein, trotzdem erwarte er von den einzelnen Ländern einen „detaillierten nationalen Aktionsplan“, betonte Guterres. Denn die Glaubwürdigkeit des Paktes werde von den Zugeständnissen der Mitgliedsländer abhängen. Bis Ende Jänner/Anfang Februar soll ein Erstentwurf des globalen Vertrages präsentiert werden, im kommenden halben Jahr finden Verhandlungen der Mitgliedsländer darüber statt. Bei einer Konferenz am 10. und 11. Dezember im marokkanischen Marrakesch soll der Vertrag dann verabschiedet werden, informierte Louise Arbour, UNO-Sonderbeauftragte für internationale Migration, im Rahmen eines Pressebriefings anlässlich der Vorstellung von Guterres’ Bericht über den Fahrplan.

28 Prozent der Migranten sind Frauen

Laut Arbour gibt es derzeit 258 Millionen Migranten (per UNO-Definition Personen, die sich länger als zwölf Monate in einem anderen Land als ihrem Heimatland befinden) und 25 Mio. Flüchtlinge und Asylwerber. 28 Prozent der Migranten sind Frauen – und entgegen gängiger Stereotypen gehen 67 Prozent der weiblichen Migranten einer Beschäftigung nach. Weltweit liegt ihr Anteil bei nur 51 Prozent.

Der Globale Pakt der UNO sei spezifisch für Migranten und nicht Flüchtlinge gedacht, so die UNO-Diplomatin. Der Terminus „Wirtschaftsmigranten“ ist ihrer Meinung nach „nicht besonders hilfreich“, da es nicht immer wirtschaftliche Gründe seien, die dominierten. Ebenso sei für sie der in der globalen Debatte oft verwendete Begriff „illegale Migranten“ irreführend und respektlos. Diese Personen seien nur auf “illegalem Wege eingereist” und seien dazu oft, mangels legaler Alternativen, gezwungen.

APA

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