von ih 10.01.2018 15:30 Uhr

Christen werden weltweit häufig verfolgt

Die Verfolgung von Christen weltweit nimmt nicht ab. Zu diesem Schluss kommt der Weltverfolgungsindex 2018, der am Mittwoch von der Hilfsorganisation Open Doors veröffentlicht wurde. Spitzenreiter bleibt Nordkorea, danach folgen Afghanistan und Somalia. 2017 wurden weltweit mehr als doppelt so viele Christen wegen ihres Glaubens getötet wie im Vorjahr, die Attacken auf Kirchen nahmen aber ab.

APA (dpa)

Rund 215 Millionen Christen in den vom Index erfassten Ländern erfahren laut Open Doors „schwere Verfolgung“. Nach 1.207 Tötungen aufgrund des christlichen Glaubens im Vorjahr wurden heuer 3.066 verzeichnet, 2000 davon in Nigeria (Rang 14). 87.400 weitere Fälle von Gewalt gegen Christen wurden von der Hilfsorganisation dokumentiert. Bei den Gewaltakten zeigen sich aber auch gegenläufige Tendenzen. So ist laut der Studie die Anzahl der Attacken auf Kirchen stark zurückgegangen (von 1.329 auf 793) .

Islam ist Hauptgrund für Verfolgung

Eine der Ursachen für das hohe Niveau der Bedrohung sei „der Aufstieg“ und die „Verbreitung der islamistischen Bewegung in den mehrheitlich muslimischen Ländern Afrikas“. Besonders der Druck im Alltag habe stark zugenommen, so Open Doors. Die Gefahr des wachsenden Islamismus steige auch andernorts: Nachdem der IS im Nahen Osten an Einfluss verloren habe, ziehe er nach Asien weiter.

Gleichzeitig breite sich „der religiöse Nationalismus“ in Asien weiter aus. Besonders bedenklich sei die Lage in Indien (Rang 11), wo 2017 mit 600 dokumentierten Verfolgungsfällen ein Rekordjahr verzeichnet wurde. Hauptursache sei die wachsende “Hindutva-Bewegung, eine nationalistische Bewegung zur ‘Hinduisierung’ Indiens“, durch die Christen „mit sozialer Ausgrenzung, Vertreibung, körperlicher Gewalt und manchmal auch mit dem Tod“ bedroht seien.

Auch in Nepal sei die Lage brenzlig, das Land kehrt nach zehn Jahren Abwesenheit auf den Index zurück (Rang 25). Nepal ist damit das Land mit dem stärksten „Negativtrend“. Regierung und lokale Gemeinschaften seien in der Christenverfolgung „aktiver“ geworden, so Open Doors, „was eine deutliche Zunahme von körperlichen Misshandlungen deutlich macht“. In den buddhistischen Ländern wie Sri Lanka, Bhutan und Myanmar manifestiere sich „der religiöse Nationalismus viel subtiler“ – etwa durch Rechtsvorschriften, die Christen diskriminieren.

Verfolgung auch in Nordkorea

Spitzenreiter des Indexes bleibt aber Nordkorea. Die 200.000 bis 400.000 Christen, die in dem totalitären Staat leben, seien besonderer Verfolgung ausgesetzt. Der Führerkult und die kommunistische Staatsideologie ließen keinen Platz für ein anderes Glaubensbekenntnis. Bis zu 70.000 Christen befänden sich in „Straflagern mit Zwangsarbeit“. „Ideologisch geprägter Nationalismus auf Basis des Kommunismus“ enge „das Leben der Christen auch in Vietnam (18) und Laos (20) immer mehr ein“ und zeige sich „verstärkt auch wieder in China (43)“.

Der Jahresbericht der Hilfsorganisation kann aber auch mit guten Nachrichten aufwarten. Die Lage in Ostafrika habe sich gebessert. In Äthiopien hätten etwa Christen und Muslime gemeinsam gegen die Regierung für eine Veränderung im Sinne von mehr Rechtsstaatlichkeit protestiert. Tansania sei aufgrund der Anstrengungen von Präsident John Magufuli im Kampf gegen radikal-islamische Gruppierungen gar nicht mehr auf dem Index.

Der Weltverfolgungsindex listet die 50 Länder auf, in denen Christen am stärksten verfolgt werden. In ihnen leben etwa 4,8 Milliarden Menschen. Die jährliche Rangliste bietet einen Gesamtüberblick über die Situation der Christen weltweit. Der Druck wird in unterschiedlichen Bereichen wie Privatleben, Familienleben, soziales Leben, Zivilleben und kirchliches Leben sowie Gewalt gegen Personen, Besitz und Vermögen von Christen gemessen.

APA

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