von apa 09.01.2018 04:23 Uhr

Nordkorea stellt militärische Hotline zu Südkorea wieder her

Angesichts der Eiszeit zwischen Nord- und Südkorea setzen beide Staaten auf die Olympischen Spiele als Mittel zur politischen Klima-Erwärmung. Bei ersten offiziellen Gesprächen seit mehr als zwei Jahren am Dienstag wurde die Aufnahme von Militärgesprächen vereinbart. Nordkorea kündigte außerdem an, zu den Winterspielen im südkoreanischen Pyeongchang eine hochrangige Delegation zu schicken.

APA (AFP)

Nordkorea habe angeboten, neben Regierungsvertretern und Athleten auch “Mitglieder des nationalen olympischen Komitees, Künstler, eine Fangruppe, ein Taekwondo-Showteam sowie Journalisten zu schicken”, teilte der südkoreanische Delegationssprecher mit. Südkorea erwägt dazu in Absprache mit den Vereinten Nationen eine zeitweise Aussetzung von Sanktionen gegen den Norden. Außerdem vereinbarten beide Staaten, dass es zum Neujahrsfest im Februar eine weitere Zusammenführung von Familien geben solle, die durch den Koreakrieg getrennt wurden.

Am Mittwoch soll bereits die Kommunikation über eine vor knapp zwei Jahren abgeschaltete militärische Krisen-Telefonleitung wieder aufgenommen werden. Nordkorea habe die Wartungsmaßnahmen an der direkten Telefonverbindung abgeschlossen, teilte die südkoreanische Regierung mit.

Die ersten formellen Verhandlungen zwischen den koreanischen Staaten seit Dezember 2015 wurden wegen des Atomkonfliktes mit der Regierung in Pjöngjang aufmerksam verfolgt. Das Treffen fand im Grenzort Panmunjom statt, wo 1953 das Ende des Koreakrieges mit einem Waffenstillstandsabkommen besiegelt wurde. Weil es keinen Friedensvertrag gibt, befinden sich die beiden Staaten offiziell noch immer im Kriegszustand. An den Gesprächen nahm für den Norden unter anderen der Chef des sogenannten Komitees für die friedliche Wiedervereinigung des Vaterlandes, Ri Son-gwon, teil. Der Süden wurde von Wiedervereinigungsminister Cho Myoung-gyon vertreten.

Mit einem Händedruck demonstrierten die Delegationsleiter schon zu Beginn ihre Bereitschaft zur Annäherung. Ri sagte: “Lassen Sie uns den Menschen ein kostbares Neujahrsgeschenk machen.” Die Atmosphäre war freundlicher als bei vorangegangenen Treffen.

Tatsächlich dürften die Gespräche vom Dienstag nach einem äußerst angespannten Jahr die Hoffnung auf eine Deeskalation des Konflikts auf der koreanischen Halbinsel wecken: Nord- und Südkorea kündigten an, sie wollten die “aktuellen militärischen Spannungen entschärfen” und dazu Militärgespräche führen.

Weiter hieß es, Nordkorea werde an den Olympischen Winterspielen teilnehmen. Pjöngjang werde neben Athleten auch Fans, Künstler sowie Zuschauer und Journalisten entsenden. Südkorea verpflichtete sich, der Delegation die nötige Infrastruktur zur Verfügung zu stellen. Die Olympischen Sommerspiele 1988 in Seoul hatte der Norden boykottiert.

Vor Beginn der Gespräche hatte Cho die Hoffnung geäußert, dass die vom 9. bis 25. Februar im südkoreanischen Pyeongchang stattfindenden Olympischen Winterspiele “Friedensspiele” mit “sehr kostbaren Gästen aus dem Norden” werden würden. Er hob zudem hervor, dass sich die Menschen nach “Frieden und Aussöhnung” sehnten.

Südkorea bemühte sich bei dem Treffen um eine Wiederaufnahme der Familienzusammenführungen zwischen dem Norden und dem Süden, wie die südkoreanische Agentur Yonhap berichtete. Seoul schlug Familientreffen während der Olympischen Spiele vor.

Die Trennung von Familien als Folge des Koreakrieges (1950 bis 1953) ist eines der emotionalsten Themen zwischen den beiden Staaten. Etwa 60.000 zunehmend ältere Südkoreaner hoffen nach wie vor, ihre Verwandten aus dem Norden wiederzusehen. Die letzten Begegnungen fanden im Jahr 2015 statt.

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hatte am Montag mitgeteilt, nach den politischen Gesprächen sehr schnell darüber beraten zu wollen, wie eine Teilnahme Nordkoreas an den Winterspielen konkret umgesetzt werden könne. Für die Spiele in Pyeongchang hatten sich nur die nordkoreanischen Eiskunstläufer Ryom Tae-ok und Kim Ju-sik qualifiziert, sich jedoch nicht fristgerecht angemeldet.

Die Annäherung beider Seiten folgt auf Monate, in denen sich der Konflikt auf der geteilten Halbinsel gefährlich zugespitzt hatte. Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un versetzte die internationale Gemeinschaft mit Raketentests und dem bisher gewaltigsten Atomtest in Aufregung. Er verstieß damit gegen Resolutionen der Vereinten Nationen. Zudem lieferte sich Kim einen verbalen Schlagabtausch mit US-Präsident Donald Trump, der wiederum Nordkorea mit der völligen Zerstörung drohte. All dies löste international die Sorge vor einem Atomkrieg aus.

Der Schwenk kam mit Kims Neujahrsansprache. Darin drohte er zwar erneut mit Atomwaffen, erwog aber gleichzeitig eine Entsendung von Athleten zu den Olympischen Winterspielen. Seoul antwortete mit einem Gesprächsangebot. Seither wurde ein vor knapp zwei Jahren abgeschalteter Kommunikationskanal zwischen beiden Seiten wieder freigeschaltet. Dann beschlossen beide Seiten, ihren ersten offiziellen Dialog seit mehr als zwei Jahren zu führen. Auch Trump signalisierte zuletzt Gesprächsbereitschaft.

Die USA und Südkorea verständigten sich darauf, jährlich stattfindende gemeinsame Militärübungen auf die Zeit nach den Winterspielen zu verschieben. Weil der Koreakrieg 1953 mit einem Waffenstillstand und nicht mit einem Friedensvertrag endete, befinden sich die beiden Staaten formal noch im Kriegszustand.

Russland und China begrüßten die Wiederaufnahme der Gespräche. “Das ist genau solch ein Dialog, von dem wir immer gesagt haben, dass er notwendig sei”, sagte ein Sprecher des Präsidialamtes in Moskau. Chinas Außenministerium erklärte, man sei glücklich über die Gespräche.

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