von apa 10.12.2017 05:34 Uhr

Anti-Atomwaffenkampagne ICAN nahm Nobelpreis entgegen

Für ihren bahnbrechenden Einsatz für ein Verbot von Atomwaffen ist die Kampagne ICAN mit dem Friedensnobelpreis 2017 ausgezeichnet worden. “Es ist Wahnsinn, sich von diesen Waffen beherrschen zu lassen”, sagte ICAN-Geschäftsführerin Beatrice Fihn bei der Preisverleihung am Sonntag im Osloer Rathaus.

APA (AFP)

Ein einziger Moment der Panik oder Nachlässigkeit, ein missverständlicher Kommentar oder ein verletztes Ego könnten leicht zur Zerstörung führen. Deswegen sei ein Verbot die einzig vernünftige Entscheidung. Fihn nahm den Preis gemeinsam mit einer Überlebenden des US-Atombombenangriffs auf Hiroshima entgegen.

ICAN, die “Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen”, kämpft seit 2007 gegen den Widerstand der Atommächte und vieler anderer Länder dafür, Atomwaffen per internationalem Vertrag zu verbieten. Die Organisation wirkte maßgeblich am UNO-Vertrag zum Verbot von Atomwaffen mit, der im Juli unterzeichnet wurde und von 122 Staaten unterstützt wird.

Der Friedensnobelpreis für ICAN setzt deshalb auch die vermutlich neun Atommächte und ihre Partner unter Druck. Denn sie und fast alle NATO-Staaten tragen den Verbotsvertrag nicht mit. Die westlichen Atommächte USA, Großbritannien und Frankreich schickten deshalb auch nicht ihre Botschafter, sondern weniger hochrangige Repräsentanten zur Zeremonie nach Oslo.

“Der Vertrag hat mächtige Gegner, doch die Idee, Atomwaffen zu verbieten und abzuschaffen, ist weder neu noch naiv”, sagte Nobeljurorin Berit Reiss-Andersen. Das Nobelkomitee glaube, dass ein internationaler Bann ein wichtiger, vielleicht der entscheidende Schritt auf dem Weg zu einer Welt ohne Atomwaffen sein werde. ICAN diene damit der Menschheit. Fihn rief die Atommächte namentlich auf und forderte sie auf, das Verbot zu unterstützen.

Das sei heute wichtiger denn je, betonten die Redner. Die Atomwaffen seien wie “die Waffe eines Wahnsinnigen permanent an unserer Stirn”, sagte Fihn. Reiss-Andersen unterstrich, es gebe keine Garantie, dass kein Regierungschef einen Atomangriff anordnen werde. “Kurz gesagt: Atomwaffen sind so gefährlich, dass das einzig Verantwortungsvolle ist, für ihre Abschaffung und Zerstörung zu arbeiten.”

Die 85 Jahre alte Setsuko Thurlow, die mit 13 Jahren den Atomangriff auf Hiroshima überlebte, beschrieb am Sonntag mit eindrucksvollen Worten die todbringende Kraft der Atombomben. “Jede Sekunde, jeden Tag gefährden Atomwaffen jeden, den wir lieben und alles, was uns wichtig ist”, sagte sie. “Diesen Wahnsinn dürfen wir nicht länger tolerieren.” Alle verantwortungsvollen Staaten würden das Verbot unterzeichnen. “Und die Geschichte wird die hart richten, die es ablehnen.”

An der Verleihung wollte auch die Obfrau von ICAN Austria, Nadja Schmidt, teilnehmen. Im Gespräch mit der APA erklärte sie jüngst, damit werde der “österreichische Beitrag an der internationalen Kampagne zur Abschaffung von Nuklearwaffen” gewürdigt. Österreich habe im Prozess, der zur Annahme des Vertrags im Juli dieses Jahres geführt hat, eine Schlüsselrolle gespielt: “Wir sind ein Kernstaat der Initiative.”

Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) gratulierte ICAN am Sonntag zur Verleihung des Friedensnobelpreises. “In dieser Weltlage, die uns allen leider allzu deutlich die Gefahr eines Atomkrieges in Erinnerung ruft, kommt aus Oslo ein dringend benötigtes Signal: Eine Welt ohne Atomwaffen ist eine Notwendigkeit. Der erste Schritt dazu ist der Verbotsvertrag”, unterstrich Kurz laut einer Aussendung.

Die “erfolgreiche Zusammenarbeit mit ICAN” gehe weiter: “Unser nächstes gemeinsames Ziel ist klar: Der neue Vertrag soll möglichst bald wirksam werden, und möglichst viele Staaten sollen ihm beitreten”, so der Außenminister.

ICAN wurde 2007 in Wien am Rande einer Konferenz zum Atomwaffensperrvertrag von mehr als 300 Nichtregierungsorganisationen gegründet. Die Graswurzelbewegung ist inzwischen in mehr als 100 Ländern aktiv.

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