von ih 07.12.2017 10:25 Uhr

„Eine späte Wiedergutmachung“ – UT24-Doppelinterview

Die beiden Landtagsabgeordneten Helmut Naderer (Freie Liste Salzburg) und Josef Schett (Vorwärts Tirol) haben sich mit einer eigenen Petition für den Südtiroler Doppelpass ausgesprochen. In einem Brief an ÖVP-Chef Sebastian Kurz und FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache haben die beiden Politiker dafür geworben, den Südtirolern die österreichische Staatsbürgerschaft zu verleihen. UT24 hat bei beiden Vertretern nachgefragt, was sie dazu bewogen hat.

Helmut Naderer und Josef Schett unterstützen aktiv eine Doppelstaatsbürgerschaft für Südtiroler - Fotomontage: UT24

 

Warum ist es Ihnen ein Anliegen, dass die Südtiroler wieder österreichische Staatsbürger werden?

Naderer: Mein Bundesland Salzburg grenzt ja, wie wenige wissen, an Südtirol. Auch in Südtirol selbst bin ich als Abgeordneter bei diversen Gesprächen immer nett empfangen worden. Und man hat schon das Gefühl, dass wir eng miteinander verwandt sind. Deswegen glaube ich, dass man sich auch als Salzburger Abgeordneter für die doppelte Staatsbürgerschaft einsetzen kann. Für dieses Anliegen spricht vor allem die Tatsache, dass die Südtiroler im Jahre 1919 ja nicht freiwillig zu „Italienern“ geworden sind. Ich sehe das deshalb als eine späte Wiedergutmachung, die für Österreich keine Belastung wäre.

Schett: Ich denke, dass die Verleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft an die deutschen und ladinischen Südtiroler, eine Selbstverständlichkeit sein sollte. Wir in unserer Partei unterstützen diese Initiative vollkommen – und da sind wir auch nicht alleine. Der Zuspruch ist auf politischer Ebene nämlich sehr groß. Es wäre daher wünschenswert, wenn die österreichische Minderheit in Italien, die Staatsbürgerschaft des ursprünglichen Heimatstaates zurückbekommt.

Wie steht die österreichische Bevölkerung, Ihrer Meinung nach, zum Anliegen der Südtiroler?

Naderer: Man muss dazu sagen, dass das Thema im Osten Österreichs weniger Thema ist. Bei uns in Salzburg, aber vor allem in Tirol, ist das natürlich ganz anders. Dort kenne ich eine erhebliche Anzahl an Menschen, die sagen, dass das richtig wäre, wenn man es den Südtirolern ermöglichen würde.

Schett: Vor allem in Tirol stelle ich durchaus eine positive Stimmung dem Anliegen gegenüber fest. Je weiter man nach Osten kommt, desto weniger aktuell ist ein solcher Doppelpass natürlich. Aber ich denke, mit der nötigen Aufklärung und Erläuterung, würde man auch hier großen Zuspruch ernten.

Wie zuversichtlich sind Sie, dass Wien grünes Licht für eine doppelte Staatsbürgerschaft geben wird?

Naderer:Das werden die Koalitionsverhandlungen noch zeigen. Ich habe aber insgesamt ein gutes Gefühl, weil die Umsetzung des Südtiroler Doppelpasses der Republik Österreich ja quasi gar nix kostet. Und für viele Südtiroler, die ich kenne, wäre es eine große Genugtuung und Freude, die österreichische Staatsbürgerschaft zu bekommen. Ich erinnere mich da z.B. an eine Dame aus Südtirol, die bereits über 100 Jahre alt ist, und öffentlich kundgetan hat: „Ich bin als Österreicherin geboren und möchte auch noch als Österreicherin sterben“. Das waren sehr bewegende Worte, die sehr deutlich machen, warum dieses Anliegen so wichtig ist.

Schett: Die derzeitige Konstellation zwischen ÖVP und FPÖ steht diesem Thema sicher sehr aufgeschlossen gegenüber. Es gibt starke Befürworter auf beiden Seiten. Daher kann ich mir äußerst gut vorstellen, dass es in Sachen Doppelpass eine positive Beschlussfassung geben wird.

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