von gru 23.10.2017 21:16 Uhr

Das Wunder von Karfreit

Heute Nacht vor 100 Jahren begann die 12. Isonzoschlacht. Sie ist als das “Wunder von Karfreit” in die Geschichte eingegangen.

Österreichische Soldaten inmitten zahlreicher italienischer Gefangener. Die XII. Isonzoschlacht. CC PD

Vom 18. August bis zum 12. September 1917 tobt am Isonzo – heute im westlichen Slowenien – die elfte große Schlacht zwischen Italien und Österreich-Ungarn. Zehnmal haben die königlich italienischen Truppen vergeblich versucht, die Linien der k.u.k. Armee zu durchbrechen, doch vergeblich. Auch diesesmal wird es wieder nicht gelingen.

Doch den Verantwortlichen auf österreichischer Seite ist schon länger klar, dass ein italienischer Durchbruch früher oder später unvermeidlich ist.

Gegenangriff

So entschließt man sich, gemeinsam mit deutschen Truppen einen Gegenangriff vorzubereiten. Geplant wird unter deutscher Führung, denn dies ist eine der Bedingungen, unter denen die Oberste Heeresleitung insgesamt sechs Divisionen für das Unternehmen zur Verfügung stellt.

Von den Tiroler Stammregimentern sind das 2. und Teile des 4. Tiroler Kaiserjäger-Regiments sowie das I. und II. Landesschützenregiment dabei. In den Tagen vor Beginn des Unternehmens führen österreichische Truppen zahlreiche Scheinangriffe entlang der gesamten Gebirgsfront durch.

Schlechtes Wetter und Schwierigkeiten beim Heranbringen einer schier unzählbaren Menge an Soldaten und Ausrüstung führen dazu, dass der Angriffstermin immer wieder verschoben werden muss.

Tausende Waggons fahren Tag und Nacht, im letzten Abschnitt muss alles über unwegsame Straßen in Position gebracht werden. Schon in der Vorbereitungsphase wird größter Wert auf Geheimhaltung gelegt, deutsche Truppen marschieren gut sichtbar an anderen Abschnitten der Front auf, um den Gegner zu täuschen.

Obwohl die italienischen Kommanden durch Überläufer informiert sind, bricht ab dem 24. Oktober 1917 die Isonzofront innerhalb weniger Tage zusammen.

Gas

Der Angriff beginnt um 2 Uhr früh mit einem Gasbeschuss bei Flitsch und es breitet sich rasch Panik und Verwirrung unter den italienischen Truppen aus. Entgegen der damals geltenden Taktik stoßen die deutschen und österreichischen Verbände sofort nach dem Durchbruch über die Täler tief in die gegnerische Front hinein und lassen zu beiden Seiten italienische Verbände einfach links liegen.

Da die 2. italienische Armee sich aufzulösen beginnt, muss sich auch die südlich liegende 3. Armee zurückziehen, um nicht eingekesselt zu werden. Das selbe gilt auch für die nördlich in den Karnischen Alpen liegenden italienischen Verbände.

Am 26. Oktober wird auch die zweite italienische Verteidigungslinie durchbrochen, ein junger Leutnant namens Erwin Rommel macht dabei erstmals von sich reden. Am 27. Oktober wird Görz wiedergewonnen, am folgenden Tag das Hauptquartier des itlaienischen Oberbefehlshabers Cadorna in Udine besetzt.

Ursprünglich will man am Fluss Tagliamento halt machen und sämtliche Akteure sind vom Erfolg des Unternehmens überrascht, doch schließlich führt der Vorstoß bis an den Piave. Die karnische Front und jene in den Dolomiten brechen zusammen.

Zusammenbruch

In den Dolomiten und den Karnischen Alpen ist der Krieg zu Ende.

Der Fluss Piave wird am 11. November erreicht, doch dort erlahmen die Kräfte der Angreifer, Briten und Franzosen helfen dabei, die italienische Armee wieder zu stabilisieren.

Viele österreichische Frontsoldaten sind enttäuscht, sie wollen weiter vorstoßen denn das siegreiche Ende des Krieges scheint ihnen in greifbarer Nähe.

Nun entbrennen rund um das Massiv des Monte Grappa heftige Kämpfe und Anfang Dezember wird die Offensive eingestellt.

Beute und Verluste

Die deutsch-österreichischen Verbündeten verlieren im Zuge der gesamten Operation rund 5.000 tote Soldaten, die italienische Armee hat 13.000 Tote zu beklagen. Unüberschaubar ist die Zahl an Gefangenen Italienern: Sie wird auf rund 300.000 geschätzt und stellt die Sieger vor große logistische Probleme. Die Männer werden auf Lager in Österreich und Deutschland verteilt.

Enorm ist auch die Beute an Kriegsmaterial. Tausende italienische Geschütze werden an der gesamten Front verteilt. Und richten ihre Läufe nun gegen ihre einstigen Herren.

Zu Tode siegen

Doch mit diesem Erfolg wird auch schon das Ende Österreich-Ungarns eingeläutet: Der Kraftaufwand für das Unternehmen war groß und die Versorgungsschwierigkeiten der Armee nehmen immer weiter zu.

Die Front erstarrt am Piave und schon ein Jahr später wird für den Doppeladler alles zu Ende sein.


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