von ih 20.09.2017 17:27 Uhr

Luft im Raum fünf Mal stärker verschmutzt als draußen

Als in den 1950er-Jahren der Smog in den Städten immer stärker wurde, haben Forscher erstmals Untersuchungen zur Luftverschmutzung angestrebt. Völlig unbeachtet blieb die Erforschung der Raumluft. Erst 40 Jahre später starteten dazu Erhebungen, sagte der französische Experte Rachid Ait-Namane zur APA. Das erschreckende Ergebnis: Die Luft in Räumen ist fünf Mal stärker verschmutzt als draußen.

APA

Die schlechte Luftqualität hat sich zu einem globalen Gesundheitsproblem entwickelt, meinte der Wissenschafter. Erst kürzlich wurde errechnet, dass die erhöhte Stickoxid-Belastung in Europa jährlich 5.000 vorzeitige Todesfälle verursacht. Doch während die Luft im Freien seit geraumer Zeit erforscht wird, wurde die Untersuchung der Raumluft lange vernachlässigt, obwohl Menschen 90 Prozent ihrer Zeit in Gebäuden verbringen. “Wir hatten weder die technischen Hilfsmittel, noch die Zustimmung der Menschen, uns in ihre Heime zu lassen”, berichtete Ait-Namane.

Als jedoch die Zahl an Krankheitsfällen, vor allem die der Allergien, immer mehr zunahm, sahen sich Forscher veranlasst, dem auf den Grund zu gehen. Denn mittlerweile leiden etwa in Österreich 1,7 Millionen Menschen an Allergien, Tendenz steigend, weltweit sind es laut WHO mehrere hundert Millionen Menschen. Die Wissenschafter untersuchten nun auch die Wohnräume und entdeckten verschiedene Partikel, die Allergien auslösen können. Neben abgestorbenen Hautzellen und Fasern aus Kleidung waren auch Hausstaubmilben, Haustierhaare oder Pflanzenpollen zu finden. Da die meisten Menschen in Daunenbetten schlafen, sei hier größte Verschmutzungsquelle zu sehen, meinte Ait-Namane.

Besonders erschreckend: Gefunden wurden auch schädliche Gase, die in den Häusern freigesetzt wurden – etwa Formaldehyd aus Baumaterialien und Dämmstoffen sowie Benzol aus Lacken, Waschmitteln oder Zigarettenrauch. Letzteres ist nicht zu unterschätzen. “Auch wenn jemand rausgeht, um zu rauchen, bleibt der Geruch an der Kleidung haften”, sagte Ait-Namane. Einzige Möglichkeit, um das zu vermeiden, ist “nicht zu rauchen”, sagte der Forscher, der sich dieser Thematik in den vergangenen Jahren annahm.

Das britische Technologieunternehmen Dyson hat sich der Problematik angenommen und einen Luftreiniger entwickelt. Weltweit wurden in den vergangenen zwei Jahren 300.000 dieser Geräte eingesetzt. Die Filter der Luftreiniger waren innerhalb dieser Zeit so stark verschmutzt, dass ein stärkerer Filter entwickelt werden musste, eine Kombination aus HEPA- und Aktivkohlefilter, berichtete der Techniker Jean-Baptiste Blanc bei einer Präsentation am Mittwoch in Paris. Der “Dyson Pure”-Luftreiniger kann laut Hersteller nun auch Gase und 99,95 Prozent der Partikel bis zu einer Größe von 0,1 Mikron entfernen, neben Haushaltsgerüchen auch Formaldehyd und Benzol. Ein Gerät steht testweise in einem Spital in Singapur, für Dyson eine weitere Einsatzmöglichkeit.

Bei den in Österreich angewandten Geräten wurden in den vergangenen zwei Jahren an die 1,2 Millionen Stunden damit verbracht, in den Haushalten die Luft zu reinigen. Fast 50 Milliarden Liter Luft wurde dabei gesäubert, weit mehr als in den Vergleichsländern Italien und Spanien, zeigten Aufzeichnungen von Dyson. Das Unternehmen ist erst vor kurzem in Österreich eine Kooperation mit der Initiative “MeineRaumluft.at” eingegangen. Der bis zu 599 Euro teure Luftreiniger kann im Sommer auch als Ventilator, der “Dyson Pure Hot + Cool Link” in der kühleren Jahreszeit als Heizlüfter eingesetzt werden.

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