von ih 19.09.2017 16:43 Uhr

Jeder achte Südtiroler bricht seine Ausbildung ab

Die Schule hat begonnen. Gar einige junge Leute sind unsicher, ob sie die richtige Wahl getroffen haben. Jeder achte Südtiroler Jugendliche bricht in Südtirol seine Ausbildung ab. Die Interessen der Jugendlicher würden bei der Berufswahl zu wenig beachtet, sagt Petra Tschenett von BOB. Daraus könne man nämlich wichtige Persönlichkeitsmerkmale erschließen. 

APA (Archiv)

BOB ist eine in Meran angesiedelte Beratungsstelle für Bildung, Orientierung und Beruf und begleitet junge Menschen bei der Berufs-, Schul- und Studienwahl. Es handelt sich dabei um die einzige privat geführte Berufsberatung in Südtirol. Petra Tschenett rät Eltern, ihren Kindern vor allem bei häufig wechselnden Meinungen zur Seite zu stehen und bei Bedarf professionelle Unterstützung zu suchen. Denn solche Fehlentscheidungen kosten nicht nur viel Geld, sondern führen bei Betroffenen zu Enttäuschung und Ratlosigkeit, oft leide auch das Selbstwertgefühl darunter.

Petra Tschenett und ihr Team begleiten seit zwei Jahren in der Beratungsstelle BOB (bisher S&B) junge Menschen, die auf der Suche nach der für sie richtigen Schule, nach Studium oder Lehre sind. „Alles steht und fällt mit der Selbstreflexion und dem Bescheid wissen über die eigenen Stärken und Interessen“, sagt sie. Das Ziel jedes Menschen sei es, die eigene Freude und Begeisterung zu steigern und Widerwillen oder Unlust zu vermeiden. Da man den Großteil des Lebens bei der Arbeit verbringt, ist es wichtig eine Leidenschaft für den eigenen Beruf zu haben. Zuerst brauche es aber unbedingt die Auseinandersetzung mit sich selbst.

Bei der Begleitung von jungen Menschen habe die Berufsberaterin im vergangenen Sommer immer wieder festgestellt, dass Schulabgänger und deren Eltern sich am Arbeitsmarkt orientieren oder von Trends beeinflussen lassen. So würden in Südtirols Grundschulen künftig wieder mehr Lehrpersonen gebraucht, weil eine Pensionierungswelle bevorsteht. Manche junge Menschen glauben daher, sich mit der entsprechenden Oberschul- oder Studienwahl einen festen Arbeitsplatz zu sichern. Sie achten zu wenig auf persönliche Interessen oder Motive. Vor allem bei Mittelschülern hätten die Beraterinnen beobachtet, dass sie lieber dem Freund oder der Freundin folgen, oder jene Schule wählen, deren Nachmittagsunterricht sich mit den Hobbys vereinbaren lässt. Misserfolg und Frustration seien dadurch vorprogrammiert.

Die Ausbildungsabbruchsquote in Südtirol liegt mit 13,1 Prozent deutlich über dem Durchschnitt der benachbarten Landesteile: In Welschtirol brechen 8,5 Prozent der Jugendlichen den eingeschlagenen Ausbildungsweg ab, in Nord- und Osttirol sind es nur 7,1 Prozent. Gleichzeitig klagen Lehrpersonen an den Oberschulen, dass junge Menschen vor allem in den ersten beiden Schuljahren oft teilnahmslos in den Klassenräumen sitzen, den Unterricht stören, die Schule während des Jahres wechseln oder das Jahresziel verfehlen.

Für eine erfolgreiche Schul- oder Berufskarriere sei es wichtig, die eigenen Fähigkeiten, Neigungen und Stärken zu kennen. „Leider begegnen uns immer wieder Jugendliche, die sich kaum mit sich selbst beschäftigt oder sich bisher nur über Noten definiert haben“, sagt Petra Tschenett. Sie lädt Schülerinnen und Schüler ein, ihre Interessen, Wünsche und Leidenschaften mit den eigenen Persönlichkeitsmerkmalen wie Motivation, Offenheit, Problemlösungsfähigkeit oder Belastbarkeit zu vergleichen und daraus die passende Berufs- oder Oberschulwahl abzuleiten. Besonders aber ruft die Berufsberaterin die kommenden Abgängern von Mittel- und Oberschule auf, sich zeitnah mit den Schul- und Berufsentscheidungen des kommenden Jahres zu befassen und bei Bedarf öffentliche oder private Beratungsstellen aufzusuchen.

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