von apa 12.09.2017 04:28 Uhr

Abgeschwächte “Irma” zieht weiter – Schon elf Tote in USA

“Irma” hat sich über dem US-Festland abgeschwächt – in der Karibik wurde unterdessen deutlich, welch immense Verwüstungen der Sturm hinterlassen hat. “Das übersteigt alle Vorstellungskraft”, sagte der niederländische König Willem-Alexander am Dienstag im karibischen Sint Maarten im Fernsehen. “So etwas habe ich noch nie gesehen. Und ich habe ziemlich viel Naturgewalt und Kriegsgewalt gesehen.”

APA (AFP)

Als Hurrikan der höchsten Stufe war “Irma” vor knapp einer Woche über die niederländisch-französische Insel gezogen. Insgesamt kamen in der gesamten Region bisher mindestens 48 Menschen ums Leben.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron begann am Dienstag seinen Krisenbesuch in Pointe-a-Pitre auf der Karibikinsel Guadeloupe. Frankreich spricht von der größten Luftbrücke seit dem Zweiten Weltkrieg zur Versorgung der Hurrikan-Opfer in der Karibik. Rund 1.900 bewaffnete Sicherheitskräfte und Hilfsgüter wurden auf die von “Irma” heimgesuchten Inseln Saint-Martin und Saint Barthelemy gebracht, sagte Macron am Dienstag in Pointe-e-Pitre. Von dort aus sollte es im Lauf des Tages auf die stark beschädigten Inseln Saint-Martin und Saint Barthelemy weitergehen. Die Behörden würden alles tun, damit die Bewohner so schnell wie möglich zu einem normalen Leben zurückkehren könnten.

Der Wiederaufbau werde nachhaltig und beispielhaft sein, sagte Macron. Es seien alle möglichen Vorkehrungen getroffen, doch gegen das nicht Vorhersehbare könne man nichts Vorhersehbares unternehmen. Der Hurrikan sei mit Alarmstufe drei angekündigt worden, mit fünf sei er über die Inseln hinwegfegt. Damit reagierte Macron auf die seit Tagen anhaltende Kritik des Krisenmanagements der Regierung.

Auch Plünderungen in Saint-Martin waren zuletzt ein Streitthema. Die Insel Saint-Martin teilt sich in einen französischen und einen niederländischen Teil, genannt Sint Maarten. Mindestens zehn Menschen kamen auf französischer Seite ums Leben, sieben Menschen wurden vermisst. Die niederländischen Behörden zählten mindestens vier Todesopfer.

Nach wachsender Kritik an den Hilfsmaßnahmen der Londoner Regierung kündigte Großbritanniens Außenminister Boris Johnson ebenfalls an, in die Karibik zu reisen. “Irma” hatte auch britische Überseegebiete verwüstet.

Im US-Bundesstaat Florida sind nach dem Durchzug von Hurrikan “Irma” Medienberichten zufolge 15 Millionen Menschen von der Stromversorgung abgeschnitten. Auch im nördlichen Nachbarstaat Georgia hätten fast eine Million Menschen keine Elektrizität, berichtete die US-Zeitung “USA Today” am Dienstag unter Berufung auf jüngste Zahlen aus dem Heimatschutzministerium in Washington.

Die Zeitung “The Washington Post” sprach von Stromausfällen in bisher beispiellosem Ausmaß. Mindestens 54 Prozent der Häuser und Unternehmen in Florida seien am frühen Dienstag ohne Strom gewesen, schrieb die Zeitung. Die zusammengebrochene Versorgung könnte nun auch die Rückkehr vieler Einwohner zu ihren Häusern verzögern.

Die Energieversorgung für Millionen von Menschen wieder herzustellen sei nun der “Topjob” für Verwaltung und Einsatzkräfte in Florida, schrieb “The Washington Post” angesichts der umgeknickten Strommasten und unterbrochenen Elektrizitätsnetzen. Ein für Infrastruktur zuständiger Beamte im Heimatschutzministerium sagte laut “USA Today”, der Wiederaufbau der Energieversorgung habe Priorität. “Ich bitte, dass alle Geduld haben, denn das wird einige Zeit dauern”, fügte Christopher Krebs hinzu. Bis zum Dienstagabend könnte sich Tief “Irma” den Prognosen zufolge auflösen.

Gefahr durch Überschwemmungen bestand jedoch weiter. Jacksonville, mit rund 880.000 Einwohnern die größte Stadt des Bundesstaats, stand unter Wasser. Die Pegelstände erreichten nach Angaben der Behörden Rekordhöhen. Ein Park in der Stadt glich einem See, wie auf Aufnahmen zu sehen war. Die Behörden versprachen, so schnell wie möglich die Strom- und Trinkwasserversorgung wieder herzustellen. In manchen Gebieten könnte dies aber Wochen dauern.

Floridas Gouverneur Rick Scott sagte: “Wir wollen allen helfen, so schnell wie möglich wieder zum normalen Leben zurückzukehren.” Das werde gleichwohl einige Zeit dauern, seien die Schäden mancherorts doch sehr groß. Das Rote Kreuz warnte vor den Gefahren durch überflutete und unterspülte Straßen sowie abgerissene Stromkabel. In der Karibik gab es 37 Todesopfer, darunter zehn in Kuba, wie ABC berichtete. In den USA starben dem Sender zufolge weitere elf Menschen.

“Irma” war am vergangenen Mittwoch erstmals auf der kleinen Karibikinsel Barbuda an Land getroffen. Er war der stärkste jemals über dem Atlantik entstandene Hurrikan. Zudem hatte kein Hurrikan seit Beginn der Aufzeichnungen über einen so langen Zeitraum Windgeschwindigkeiten von fast 300 Stundenkilometern erzeugt. Einige Gegenden in der Karibik wurden so schwer zerstört, dass sie als unbewohnbar gelten.

Auf den Florida Keys boten sich Bilder massiver Verwüstung. Die Inseln waren von der Außenwelt abgeschnitten, Telefon- und Internetverbindungen unterbrochen. Auf Bildern waren zerstörte Häuser zu sehen, sie hatten sich zum Teil von ihren Fundamenten gelöst. Boote wurden aufs Land gespült, Bäume waren eingeknickt. Die Inselgruppe vor der Südspitze Floridas war am Sonntag direkt vom Auge des Sturms getroffen worden.

Das Weiße Haus rechnete damit, dass geflohene Bewohner möglicherweise über Wochen nicht zurückkehren können. Es werde dauern, bis sich die Gegend von dem Sturm erholt habe, sagte der Heimatschutzberater des Weißen Hauses, Tom Bossert.

Der wirtschaftliche Schaden durch die beiden Wirbelstürme “Irma” und “Harvey” beläuft sich den Analysten von Moody’s Analytics zufolge voraussichtlich auf 150 bis 200 Milliarden Dollar (167 Mrd. Euro). Im dritten Quartal dürften die Auswirkungen der Hurrikane auf das Wachstum des Bruttoinlandprodukts in den USA bei fast 0,5 Prozentpunkten liegen, teilte die Ratingagentur am Dienstag mit. Die Schäden durch den mittlerweile abgeschwächten Wirbelsturm “Irma” bezifferten die Analysten auf 64 bis 92 Milliarden Dollar (53 bis 77 Mrd. Euro).

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