von ih 07.08.2017 11:53 Uhr

Pflegeeltern gesucht

Ein fremdes Kind in der Familie aufzunehmen ist eine große Herausforderung. Insgesamt lebten 2016 263 Pflegekinder in Tirol dauerhaft – in seltenen Fällen vorübergehend – in Pflegefamilien. Die Gründe dafür sind beispielsweise Überforderung oder eine psychische Erkrankung eines Elternteils sowie Vernachlässigung, Gewalt oder Missbrauch in der Herkunftsfamilie.

Foto: LPA

„Pflegeeltern geben diesen Kindern Liebe, Geborgenheit, Zuwendung und Aufmerksamkeit. Allerdings ist damit auch die Unsicherheit verbunden, dass sie die Kinder eventuell wieder gehen lassen müssen. Darüber hinaus müssen Pflegeeltern aber auch belastbar sein, da Pflegekinder oft traumatische Ereignisse erfahren haben, die bei ihnen seelische Verletzungen hinterlassen“, so Nord- und Osttirols Soziallandesrätin Christine Baur.

Auch sei es für ein Kind oft schwierig, sich in einer neuen Familie zu integrieren und Nähe zuzulassen. Gleichzeitig sei es wichtig, dass die Pflegeeltern gegenüber der Herkunftsfamilie eine wertschätzende Haltung einnehmen, denn anders als bei einer Adoption behalten die leiblichen Eltern bei Pflegeverhältnissen bestimmte Rechte, beispielsweise das Kontaktrecht.

Wie werde ich Pflegemama oder Pflegepapa?

Ob Personen grundsätzlich geeignet sind, Kinder in Pflege zu nehmen, wird von den Sozialarbeitern der Kinder- und Jugendhilfe geprüft und von der Behörde festgestellt. Dies bedeutet in der Praxis, dass die Sozialarbeiter sich bei den Bewerbern vor Ort ein Bild machen.

Inhalte der Eignungsfeststellung sind neben der familiären Situation der zukünftigen Pflegepersonen und deren Motivation zur Aufnahme eines Pflegekindes auch die persönliche Belastbarkeit sowie Reflexionsfähigkeit und die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit der Behörde und dem Herkunftssystem des Pflegekindes.

Ein Augenmerk legen die Sozialarbeiter daher auf persönliche, soziale, aber auch gesundheitliche und wirtschaftliche Hintergründe in der Familie. Die Sozialarbeiter sind wichtige Kooperationspartner für Pflegeeltern, Kinder und leibliche Angehörige, die auch während des Pflegeverhältnisses Beratung, Begleitung und Unterstützung leisten. Ein Vorbereitungskurs für Pflegeelternwerber ist verpflichtend und wird vom Land Tirol einmal jährlich kostenlos angeboten.

Neues Familienmitglied

Sucht die Kinder- und Jugendhilfe einen Pflegeplatz, dann wählt sie aus der Liste der Bewerber eine den Bedürfnissen des jeweiligen Kindes entsprechende Pflegefamilie aus. „Wir suchen für Kinder geeignete Pflegeeltern – wir suchen nicht für Pflegeeltern ein passendes Kind“, betont Reinhard Stocker-Waldhuber, leitender Sozialarbeiter der Abteilung Kinder- und Jugendhilfe Tirols.

Ist ein geeigneter Platz gefunden, werden die Pflegeeltern über das Kind, seine Lebensgeschichte und sein Umfeld informiert. Die Pflegefamilie wird beim Kennenlernen ihres neuen Familienmitgliedes durch die SozialarbeiterInnen begleitet und das Kind sorgsam auf die bevorstehenden Veränderungen in seinem Leben vorbereitet.

Pflegeeltern erhalten für die Betreuung eines Kindes eine finanzielle Abgeltung, die die laufenden Kosten für den Unterhalt des Pflegekindes deckt und die Betreuungsleistung vergütet. Die Höhe des Pflegeelterngeldes richtet sich nach dem Alter des Kindes. Gleichzeitig erhalten die Pflegeeltern sämtliche Leistungen der Familienförderung.

Wer sich dafür interessiert, ein Pflegekind aufzunehmen, informiert sich bei der örtlich zuständigen Kinder- und Jugendhilfe (dem „Jugendamt“ an der jeweiligen Bezirksverwaltungsbehörde).

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