von red 03.08.2017 17:05 Uhr

Lobby-Dribbeln in der „Nazionale“

Roms SVPler kicken in Grün-Weiß-Rot. Seit den 80er Jahren gibt es im römischen Parlament eine eigene Fußballmannschaft, die „Nazionale Italiana dei Parlamentari“. Es wird regelmäßig trainiert und für karitative Zwecke gespielt. Im Italia-Leibl mit von der Partie sind auch Südtiroler Parlamentarier. Mit Daniel Alfreider, einem der sportlich aktiven SVP-Abgeordneten in Rom, hat UT24 über die Parlamentskicker, den Fußball und die Politik gesprochen.

Foto: Collage UT24 Pixabay/sunshine.it-Walter Wiedenhofer/Facebook.Daniel Alfreider

Einmal in der Woche – immer Dienstagabends – treffen sich die sportlichen unter den römischen Parlamentariern, um beim Sport um das runde Leder den Tag ausklingen zu lassen. Hin und wieder richtet die Mannschaft Fußballspiele aus, um Geld für eine gute Sache zu sammeln – so wie Anfang Juni dieses Jahres in Meran für die Erbebenopfer von Amatrice. Zur körperlichen Ertüchtigung kommt beim Fußball das „Netzwerken“ dazu, sagt der Südtiroler SVP-Parlamentarier Daniel Alfreider, seines Zeichens Mittelfeldspieler in der „Nazionale Italiana Parlamentari“. „Man hat dort neben dem Sport die Möglichkeit, parteiübergreifend gewisse Kontakte am Leben zu erhalten. Das ist sehr positiv und hat schon viele Früchte gebracht. Man lernt viele Leute vom Parlament kennen, wie beispielsweise in meinem persönlichen Fall mit dem Staatssekretär Luca Lotti.“ Auf diese Weise könne man, so der ladinische Abgeordnete, einiges bewegen.

Tricolore auf der Brust

Neben Daniel Alfreider war auch SVP-Senator Karl Zeller aktiv als Spieler bei der Benefizveranstaltung in Meran dabei. Im Gegensatz zu Alfreider ist Zeller kein fester Bestandteil der Mannschaft. Was die beiden Südtiroler vereint: als parlamentarische Fußballspieler tragen sie das blaue Italien-Leiberl mit dem grün-weiß-rotem Wappen auf der Brust. Aus patriotischer Sicht wirkt es befremdend, wenn Volksvertreter einer österreichischen Minderheit sich in der nationalistischen Fußballwelt Italiens so offensichtlich wohl fühlen. Manch einer der Kritiker sieht darin sogar eine Pose.

„Sind Teil dieses Staates“

Was sagt Daniel Alfreider dazu? „Wir sind Mitglieder des italienischen Parlamentes, in diesem Sinne bin ich auch Mitglied dieser Mannschaft. Ich würde mich selber verleugnen, wenn ich sagen würde, ich gehöre nicht zu diesem Parlament. Ansonsten brauchen wir ja gar nicht für dieses kandidieren. Wir Südtiroler sind heute Teil dieses Staates, aber vor allem – das ist meine absolute Ãœberzeugung – sind wir deutschsprachige und ladinischsprachige Vertreter Südtirols.“ Die eigenen Südtiroler Wurzeln und Mentalität wolle er niemals leugnen und in Frage stellen. „Ich bin stolz, mich als Südtiroler mit den italienischen Kollegen in Rom auseinanderzusetzen. Ich finde, der Sport ist die beste Voraussetzung, um parteiübergreifend und gedankenübergreifend mit anderen in Kontakt zu kommen.“

Stolzer Südtiroler in Rom

Auf die Frage, wie denn seine italienischen Mitspieler auf den einzigen Südtiroler Mannschaftskameraden reagieren, entgegnet Alfreider gelassen: „Das war nie eine Frage, nie ein Thema. Das ist sicherlich bei uns in Südtirol mehr ein Thema. […] Ich glaube, wir können uns schon als Südtiroler sehr stolz zeigen und sollten auch keine Angst haben, uns mit anderen Realitäten zu konfrontieren. Bis auf wenige kleine „battute“ habe es in den letzten vier Jahren auch nie Anfeindungen gegeben. „Klar weiß jeder meiner Mitspieler, dass ich Südtiroler bin, das erkennt man ja alleine schon an der Aussprache im Italienischen. Wenn das Tragen des Italien-Trikots anders herübergekommen ist, dann tut es mir leid.“

Auch sonst Azzurri-Fans

Dass hochrangige Südtirol-Politiker Italien auch im Fußball lieben, ist keineswegs neu. Alfreiders Parteikollege, der derzeitige Landeshauptmann Arno Kompatscher, hat bei der letzten Fußballweltmeisterschaft 2014 in Brasilien erklärt, langjähriger Fan der italienischen Nationalmannschaft zu sein. Auf die entsprechende Frage lässt sich SVP-Kammerabgeordneter Daniel Alfreider nur eine schwankende Antwort entlocken: „Also, ich bin grundsätzlich kein großer Fußballfan. Aber wenn jetzt die Weltmeisterschaft stattfindet…, grundsätzlich würde ich schon für…, ich weiß es nicht, ich tue mich da schwer… sicherlich eher zur italienischen Mannschaft.“

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