von fe 03.08.2017 18:20 Uhr

„Es gibt noch deutsche Kinder“

Lehrer in deutschen Schulen sollen auch mit den Eltern der Kinder deutsch sprechen. Diese Forderung der Südtiroler Volkspartei sorgte für gemischte Reaktionen. Sylvia Hofer ist SVP-Gemeinderätin in Bozen und Mitglied der parteiinternen Arbeitsgruppe Kindergarten und Schule. UT24 hat mit Hofer gesprochen.

APA (Archiv/Neubauer)

UT24: Frau Hofer, was ist das Problem in Bozen?

Sylvia Hofer: Das Problem betrifft auch Leifers und Meran. Nur noch eine Hand voll deutscher Kinder besucht teilweise den deutschen Kindergarten. Die restlichen Kinder sind anderssprachig. Von denen ist etwa die eine Hälfte rein italienischsprachig – es sind nicht die „Gemischtsprachigen“, und die andere Hälfte sind Ausländerkinder aus der ganzen Welt.

Welche Auswirkungen hat diese Zusammensetzung?

Wenn ein Kind nur in der deutschen Sprache zuhause ist, hat es Probleme, wenn es auf einmal nur Italienisch hört. Die Kinder wählen meist den leichteren Weg und sprechen ihre Muttersprache. Wenn zehn italienische Kinder in einer Gruppe sind, dann wird Italienisch gesprochen. Ein deutsches Kind versteht kein Wort – und es gibt noch deutsche Kinder.

…und die deutschen Kinder kommen nicht mehr mit?

Sie werden in ihrer Sprache nicht gefördert. Wo bleibt das ganze Pädagogische, wenn ich nicht in meiner Muttersprache kommunizieren kann? Die Kinder werden ausgeschlossen.

Sie haben gefordert, dass die Kommunikation zwischen Schule und Eltern auf Deutsch stattfindet. Was würde dies ändern?

Die Eltern aus rein italienischem Haus wollen für ihre Kinder nur das Beste. Sie wollen, dass ihr Nachwuchs in beiden Sprachen zuhause ist, weil sie vielleicht nur ihre eigene beherrschen. Die Eltern sind sich aber nicht bewusst was es heißt, ihr Kind in ein rein deutsches Umfeld zu platzieren. Beispielsweise werden Erstkommunion und die entsprechenden Vorbereitungen in Deutsch abgehalten. Das muss den Eltern klar sein. Deshalb wird jetzt bei den Einschreibungsgesprächen versucht, die Eltern darauf hinzuweisen: Wir sind eine deutsche Struktur und unsere Sprache ist das Deutsche.

Das heißt?

Wir möchten, dass diejenigen, die ihre Kinder in die deutschen Schulen und Kindergärten einschreiben, auch ein bisschen Deutsch können. Damit das Kind auch zuhause unterstützt wird. Wir müssen aufpassen, dass in einer Gruppe nicht zwei deutsche Kinder, zehn italienische und nochmal zehn ausländische eingeschrieben sind. Das kann nicht funktionieren. Deshalb hat man daran gedacht, ohne einen genauen Prozentsatz festzulegen, ausländische und italienische Kindern auf andere Kindergärten im Bedarfsfall umzuverteilen. Die deutschen Kinder sollen in den deutschen Bildungseinrichtungen den Vorrang haben.

Wie lief denn die Kommunikation zwischen deutschen Bildungseinrichtungen und Eltern bisher ab?

Bisher hat man, um diesen einsprachigen Menschen entgegenzukommen, auch auf Italienisch kommuniziert. Aber es muss ihnen klar sein, dass die Kommunikation in Zukunft in deutscher Sprache abläuft.

Ab wann greift das?

Dadurch dass die Einschreibungen schon erfolgt sind, startet dies mit dem Schuljahr 2018/2019. Im Jänner und Februar wird bei den Beratungsgesprächen zur Einschreibung auf diese Umstellung verwiesen.

In den italienischen Schulen gibt es ja schon das dreisprachige Schulmodell…

Landesrat Christian Tommasini sagt immer, er hat das dreisprachige Schulmodell. Ich sage, das dreisprachige Modell ist für die italienische Schule perfekt, das sollen sie auch weitermachen. Aber wenn das dreisprachige Modell wirklich die Lösung wäre, dann müsste es ja einen Boom und ein Run auf diese Bildungseinrichtungen geben, dass in den anderen Schulen keiner mehr sein dürfte. Warum schicken italienische Eltern ihre Kinder nicht in die dreisprachige Schule? Das muss mir jemand erklären.

Interview: Martin Feichter

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