von ih 26.07.2017 18:33 Uhr

Freispruch für Paar, das vier Kinder verprügelt haben soll

Eine vierfache Mutter und ihr Lebensgefährte sind am Mittwoch in Wien vom Vorwurf, die Kinder über Jahre hinweg misshandelt, gequält und wöchentlich verprügelt zu haben, freigesprochen worden. “Es hat eins nach dem anderen begründete Zweifel gegeben”, sagte Richterin Sonja Höpler-Salat in ihrer Urteilsbegründung. Der Richterspruch ist nicht rechtskräftig.

APA (Archiv/Pfarrhofer)

Den beiden Erwachsenen wurde sexueller Missbrauch von Unmündigen, Missbrauch eines Autoritätsverhältnisses, Körperverletzung, fortgesetzte Gewaltausübung und Freiheitsentziehung vorgeworfen. Verurteilt wurde der Mann aber zu einer Geldstrafe in Höhe von 1.800 Euro, weil im Zuge des Verfahrens herauskam, dass er trotz bestehendem Waffenverbot einen Pfefferspray besaß. Der 44-Jährige war nämlich 2011 aus einer 15-jährigen Haftstrafe wegen Mordes bedingt entlassen worden. Der Staatsanwalt gab keine Erklärung ab, das Paar nahm die Urteile an.

Die Vorwürfe wegen Kindesmisshandlung sollen laut Anwalt des 44-Jährigen, Helmut Graupner, aufgrund eines jahrelangen Sorgerechtsstreit mit dem Kindesvater entstanden sein. Nachdem die 40-Jährige von Kärnten nach Wien gezogen war, soll der Kindesvater teilweise in wöchentlichen Abständen Pflegschaftsanträge gestellt haben, damit er die Obsorge erhält. Nachdem die Kinder Kontakt mit ihrem Vater hatten, steigerten sich die Anschuldigungen zunächst gegenüber der Mutter, danach auch gegen den neuen Freund, von Mal zu Mal.

Nach ihrer Scheidung lernte die 40-Jährige 2011 den 44-jährigen Zweitbeschuldigten in Oberlaa kennen und lieben. Der Angeklagte war kurz davor aus einer 15-jährigen Freiheitsstrafe entlassen worden – er hatte seine Ehefrau erschossen, weil sie nicht mit ihm kuscheln wollte. Nach Verbüßung von mehr als neun Jahren wurde der Mann vorzeitig bedingt entlassen. Der 44-Jährige zog bald mit der Vierfachmutter in ein Reihenhaus in Wien, gemeinsam mit den drei Söhnen und der Tochter der Frau.

Ab da kam es vermehrt zu den Anschuldigungen, die Misshandlungen sollen von 2011 bis 2014 stattgefunden haben. Zunächst erzählte der mittlerweile 16-jährige älteste Sohn von Übergriffen, danach auch die anderen drei Kinder, meist nachdem sie sich mit dem Vater getroffen hatten, wie Graupner ausführte. Sie gaben an, gezüchtigt, gedemütigt und gequält worden zu sein. Einer der Buben wurde angeblich stundenlang an den Heizkörper gekettet, sodass ihm die Geschwister eine Flasche für die Notdurft reichen mussten. Die Kinder erzählten, immer wieder den Mund mit dampfendem Wasser und Geschirrspülmittel ausgewaschen bekommen zu haben, was aber Gerichtsmediziner Nikolaus Klupp aufgrund fehlender Verletzungen widerlegte.

Nach einem Streit des Ältesten mit der Mutter im Jahr 2014 alarmierte der Vater der Kinder das Jugendamt in Wien. Daraufhin kamen die Geschwister zunächst in ein Kriseninterventionszentrum. Nun leben sie bei ihrem Vater in Kärnten. “Dass in der Familie einiges schief gegangen ist, die Kinder leiden und eine gewisse Strenge geherrscht hat, das nehmen wir an”, sagte Richterin Höpler-Salat. “Aber wir sind hier ja kein Scheidungsgericht.”

APA

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