von ih 20.07.2017 14:18 Uhr

Easyjet erhält EU-Lizenz für Österreich

Das Verkehrsministerium hat der britischen Billig-Fluglinie Easyjet die offizielle Bewilligung erteilt, die EU-Niederlassung nach Österreich zu verlegen. Die Airline verlegt wegen des Brexit ihren EU-Sitz hierher. Die Betriebsgenehmigungen und Lizenzdokumente wurden Donnerstagvormittag in einem Festakt am Flughafen Wien-Schwechat übergeben.

APA

Um 10.26 Uhr landete am Vormittag die erste Maschine aus Luton mit österreichischem (OE) Hoheitszeichen. Verkehrsminister Jörg Leichtfried (SPÖ) übergab der Easyjet-Chefin Carolyn McCall die Dokumente zur Betriebsbewilligung, Lizenzerteilung und österreichischer Kennung.

“Es ist ein großer Tag für den Standort Österreich”, so Leichtfried. “Wir haben ein internationales Top-Unternehmen nach Wien geholt. Das ist das Ergebnis unserer konsequenten Standortpolitik. Damit stärken wir die Wirtschaft und bringen neue Arbeitsplätze nach Österreich.”

Die öffentliche Hand stehe der Wirtschaft als starker Partner zur Seite, so Leichtfried. Der attraktive Standort Österreich habe sich gegen 26 andere EU-Länder durchgesetzt. Easyjet wird künftig die EU-Flotte mit rund 110 Flugzeugen und 4.000 Mitarbeiter von Wien aus steuern.

Die Luftfahrtbranche erwirtschaftet in Österreich laut Verkehrsministerium jährlich vier Milliarden Euro und sichert über 70.000 Arbeitsplätze. Größter Arbeitsplatz ist der Flughafen Wien mit rund 20.000 Beschäftigten. Auf österreichischen Flughäfen wurden 2016 insgesamt 27,6 Millionen Passagiere abgefertigt.

Mit seiner neuen österreichischen Tochter sicherte sich Easyjet die wegen des bevorstehenden Brexit nötig gewordene neue EU-Lizenz. Mehr als 100 Flugzeuge, die derzeit mit britischer Zulassung in EU-Staaten unterwegs sind, werden bis März 2019 auf Wien übertragen. Easyjet schloss am Donnerstag nicht aus, dass in Zukunft Maschinen in Wien stationiert werden.

Im Moment wird Easyjet die in Wien registrierten Flugzeuge der “EU-Flotte” zwar nicht nach Schwechat stellen. Für Konzernchefin McCall hängt ein solcher Schritt von der künftigen Frequenz und Passagierentwicklung ab. Bis jetzt ist noch nicht entschieden, ob Flugzeuge in Wien stationiert werden – möglich sei dies aber, sagte McCall am Donnerstag zur APA.

Gerade im vergangenen Jahr legte Easyjet in Österreich massiv zu. Der Passagierverkehr von Wien, Innsbruck, Salzburg und Klagenfurt zu 20 europäischen Zielen habe 2016 um 60 Prozent zugenommen. Ob es auch neue Strecken geben wird, werde generell, auch unabhängig von der Gründung des EU-Ablegers in Wien, an allen anderen Standorten geprüft, hieß es bei den Briten.

Easyjet Europe, die ab sofort in Betrieb ist, wird von Thomas Haagensen geleitet, bisher Country Manager von Deutschland, Österreich und der Schweiz. In der neuen Tochter in Wien werden auch neue Jobs entstehen. Die Mitarbeiterzahl ist vorerst niedrig zweistellig. Rund 4.000 Beschäftigte, die jetzt in EU-Mitgliedstaaten arbeiten, werden künftig von Wien aus “gesteuert”, aber weiter nach ihren lokalen Verträgen entlohnt. Steuern würden dort gezahlt, wo sie anfielen. Das sei auch in Österreich so, betont McCall. Dass Steuervorteile oder sonstige finanzielle Anreize die Entscheidung für Wien erleichtert hätten, stellte die Airline-Chefin heute energisch in Abrede.

Als EU-Fluggesellschaft kann Easyjet bisher Flüge zwischen allen EU-Staaten anbieten. Diese Rechte dürften mit dem Brexit verlorengehen. Deshalb hat Easyjet die neue “österreichische” Airline gegründet. Sie stellt sicher, dass die Gesellschaft auch nach dem britischen EU-Austritt überall in Europa fliegen kann. “Wir sind eine paneuropäische Airlinegruppe”, betonte McCall heute, mit drei Fluggesellschaften in Österreich, der Schweiz und Großbritannien. Alle drei sind Töchter der in London börsennotierten Easyjet plc.

Zur Zeit sind rund 100 Easyjet-Maschinen und 4.000 Beschäftigte in EU-Ländern stationiert. In Großbritannien sind es 140 Flugzeuge und 6.000 Mitarbeiter, in der Schweiz 25 Maschinen und 950 Leute. 78 Millionen Passagiere hat die Airline voriges Jahr befördert.

Für die Standortentscheidung Wien spielten laut Easyjet der gute Ruf und die Erfahrung der Luftfahrtaufseher (Austro Control) mit großen Airlines eine Rolle, man arbeite hier “so wie wir es gewohnt sind”, so die Konzernspitze. McCall hob am Donnerstag zudem die Unterstützung der führenden Regierungsmitglieder hervor.

APA

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