von apa 01.06.2017 19:14 Uhr

Strolz warb für Vision einer “freien Chancengesellschaft”

Die NEOS befinden sich seit dieser Woche schon im Vorwahlkampfmodus. Nach seiner Buchpräsentation vom Mittwoch trat Parteichef Matthias Strolz am Donnerstag in Wien vor 600 Gästen zu einer großen Grundsatzrede an. Geworben wurde dabei nicht nur für seine Vision einer “freien Chancengesellschaft”, sondern auch um kräftige Unterstützung aller “NEOS”: “Wir brauchen viele und wir werden viele sein.”

APA (Archiv)

Strolz zeigte sich von der Anzahl der im Platinum Vienna im Wiener Uniqua-Tower erschienen Anhänger sichtlich begeistert. “Das heute ist ein sehr kraftvolles Zeichen, das erfüllt mich mit Zuversicht”, sagte er angesichts der laut Parteiangaben rund 600 Teilnehmer, vor denen er seinen Plan für eine “Neues Österreich” – den er auch in seinem Buch vorstellt – umriss: “Eine freie Chancengesellschaft, der aufrechte Gang, das Leben selbst in die Hand nehmen, groß von Menschen denken, Eigenverantwortung ein Trumm höher hängen, jeder von uns kann etwas bewegen”, so das Rezept des pinken Obmanns.

Dass dies alles im Sinne der NEOS gelinge, erfordere aber auch Erfolg an der Urne, gab Strolz klar zu verstehen: Österreich stehe an einem Scheidepunkt seiner Geschichte, meinte er mit Blick auf die Nationalratswahl am 15. Oktober. “Und wir können die Richtung geben. Die Richtung, die ich mit Euch gehen will, ist nicht links, nicht rechts, die ist vorne”, rief er unter lautstarkem Applaus der Zuseher, unter ihnen u.a. auch LIF-Gründerin Heide Schmidt und Ex-Raiffeisenanwalt Christian Konrad.

Gewählt hatte Strolz für seinen Auftritt (Motto: “Unser Neues Österreich – Heimat großer Chancen”) ein von SPÖ-Chef Christian Kern bekanntes Setting: In freier Rede, auf zentraler Bühne ohne Pult, spornte er seine rund um das Rednerpodest sitzenden Fans dazu an, mit Zuversicht in die nächsten Wochen und Monate der Wahlauseinandersetzung zu gehen. Und zwischen den Zeilen ließ er – den es während seiner gut einstündigen Rede nicht immer auf der Bühne hielt – auch schon ein mögliches persönliches Ziel durchblicken: “Wenn ich Bildungsminister bin…”, leitete er nicht nur einmal sein Leib- und Magenthema ein. Die Bildung sei der “zentrale Schlüssel”, der “Chancenmotor schlechthin”, sagte Strolz – und dabei gelte es, über die neun oder zwölf Jahre Schule hinauszudenken.

“Wenn ich Bildungsminister bin, dann wird als erstes eingetrommelt ein nationaler Bildungsdialog, wo alle Kräfte dabei sind.” Und: “Die Lehrergewerkschaft gehört mit in die Verhandlungen, aber sie hat nicht das letzte Wort”, rief er unter großem Applaus. Gleichzeitig machte er deutlich, dass er sehr wohl klar auf Seite der Lehrerschaft wie auch jener der Kindergartenpädagogen stehe: “Wäre ich Unterrichtsminister”, so Strolz, “ich würde eine Kampagne für Lehrer und Lehrerinnen machen” – das wäre seine “zweite Amtshandlung”. “Es ist der wichtigste Beruf”, immerhin gebe man den Pädagogen “das Größte, was man hat” – nämlich die eigenen Kindern – in Obhut. Und daher müssten diese Berufe auch ein “anderes Sozialprestige” haben als derzeit, und auch eine bessere Bezahlung, so seine Forderung.

Neben seinem bekannt leidenschaftlichen Eintreten für Reformen in diesem Bereich spulte Strolz die bekannten pinken Positionen ab – und warb für Eigenverantwortung in allen Bereichen. In Sachen Wirtschaft betonte er, dass damit nicht nur die Unternehmer gemeint wären: “Die Wirtschaft sind wir alle.” Die Lohnnebenkosten müssten runter, die Abgabenquote auf unter 40 Prozent gesenkt und die Bürokratie bekämpft werden, wiederholte er sein bekanntes Mantra.

Viel Zustimmung erhielt Strolz auch für seine Warnung vor explodierenden Schulden: Der Zinsdienst stelle eine Gefahr für das “unendlich wichtige” Sozialsystem dar. Und dieses könne man nicht auf ständig neuen Schulden aufbauen. Neben seinem Plädoyer für eine Kürzung der Parteienförderung fand Strolz auch in Sachen Migration recht deutliche Worte: Neben rascheren Asyl-Verfahren und besseren Integrationsmaßnahmen müsse im Falle von negativen Bescheiden eine “entschlossene Rückführung” stattfinden. Darüber hinaus bedürfe es einer solidarischen Verteilung der Flüchtlinge in Europa – wenn ein Staat dazu nicht bereit ist, “dann gehört er nicht in diesen Schengenraum”.

Freilich war die Rede kein offizieller Wahlkampfauftakt, der Event reihte sich aber in eine Reihe von Veranstaltungen dieser Woche ein, mit denen die Pinken klar auf den Neuwahltermin abzielten. Erst am Montag hatte Strolz zu einer informellen Runde mit Chefredakteuren der heimischen Medien geladen. Bei der Buchpräsentation am Mittwoch stellte der NEOS-Obmann dann auch die neu gelaunchte Website seiner Partei vor. Und tags zuvor war er ebenfalls medial präsent und sprach zu “besseren Chancen für alle Studierenden”. Der Donnerstagabend im Uniqua Tower war dann auch gleichzeitig Auftakt seiner “Chancen-Tour” quer durch Österreich, die bereits vor Bekanntwerden der vorgezogenen Nationalratswahl festgestanden ist.

Zum Abschluss seiner Rede appellierte Strolz an alle Anhänger, sich im Wahlkampf stark zu engagieren: “Wir müssen viele sein. Wenn du alleine gehst, bist du keine Bewegung.” Es brauche “viele Hände, die mit anpacken, viele Füße, die mitmarschieren”. Ob mit persönlichem Einsatz oder via Spende, es gebe viele Wege der Unterstützung, verkündete Strolz. Eine Möglichkeit wurde den pinken Fans auch gleich im Anschluss geboten: Der Parteichef verteilte sein neues Buch – inklusive Widmung – und Veranstaltungs-Moderatorin Daniela Zeller merkte an, dass man dafür gerne ein paar Euro locker machen könnte.

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