von apa 29.05.2017 03:18 Uhr

Scharfe Reaktionen nach neuem Raketentest Nordkoreas

Ungeachtet wachsender Spannungen mit dem Westen hat Nordkorea seine Raketen-Testserie fortgesetzt. Das international nahezu isolierte Land feuerte am Montag mindestens eine Kurzstreckenrakete ab. Sie flog nach Angaben des südkoreanischen Militärs 450 Kilometer weit, bevor sie offenbar bei Japan ins Meer stürzte. Die Regierung in Tokio kündigte eine harte Reaktion an.

APA (AFP)

Tokios Regierungschef Shinzo Abe verurteilte den Test und kündigte an, sein Land werde gemeinsam mit den USA “konkrete Handlungen” einleiten. Es war das zweite Mal in diesem Jahr, dass ein nordkoreanischer Flugkörper derart nahe an Japan herankam. “Wir werden Nordkoreas fortgesetzte Provokationen, die die wiederholten Warnungen der internationalen Gemeinschaft ignorieren, niemals hinnehmen”, sagte Abe. Er verwies darauf, dass die G-7-Staaten auf ihrem Gipfel in Taormina das Problem erst am Samstag zur “Top-Priorität” erklärten. “In Zusammenarbeit mit den USA werden wir gezielte Maßnahmen ergreifen, um Nordkorea abzuschrecken”, sagte Ministerpräsident Abe.

Südkorea reagierte ebenfalls alarmiert. In Seoul trat der Nationale Sicherheitsrat zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen. Die Regierung verurteilte die Aktion des Nordens als “gravierende Bedrohung”.

US-Präsident Donald Trump hat der Führung Nordkoreas nach ihrem jüngsten Raketentest “Respektlosigkeit” gegenüber China vorgeworfen. Nordkorea zeige einen großen Mangel an Respekt gegenüber der Volksrepublik, die in dem Streit um das nordkoreanische Rüstungsprogramm “große Anstrengungen” unternehme, heißt es in einer Twitter-Nachricht Trumps vom Montag.

Trump setzt bei dem Streit mit Nordkorea auf die Mitwirkung Chinas, das als Verbündeter der Regierung in Pjöngjang gilt. Der US-Präsident hatte den chinesischen Präsidenten Xi Jinping Anfang April zu einem Gipfel in seinem Privatdomizil in Florida empfangen. Xi wolle den USA “mit Nordkorea helfen”, erklärte Trump damals.

Nordkoreas wichtigster Verbündeter China forderte erneut Dialogbereitschaft von allen Seiten. Pjöngjang müsse auf Handlungen verzichten, die gegen UNO-Resolutionen verstießen, erklärte das Pekinger Außenministerium. China hoffe, dass alle beteiligten Parteien “ruhig und zurückhaltend” blieben.

Russland verurteilte den Test, rief aber zugleich – ebenso wie China – alle Seiten zur Zurückhaltung auf. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin sagte, das nordkoreanische Regime setze seine “unverantwortliche und völkerrechtswidrige Politik der Provokation fort”.

US-Verteidigungsminister Jim Mattis wollte sich nicht zu möglichen “roten Linien” äußern, deren Überschreitung Washington nicht hinnehmen würde. Seine Regierung brauche “politischen Spielraum”, sagte er dem Sender CBS News. Der Norden habe hunderte Kanonen und Raketenwerfer in Reichweite der südkoreanischen Hauptstadt Seoul stationiert, sagte er. Dies sei einer der am dichtesten besiedelten Ballungsräume der Welt. Pjöngjang sei eine Gefahr für Südkorea sowie Japan und im Fall eines militärischen Konflikts auch für China und Russland. Krieg wäre “katastrophal”. Mattis warnte am Sonntag im US-Fernsehen vor den “wahrscheinlich schlimmsten Kämpfen, die die meisten Menschen je erlebt hätten”, sollte die Diplomatie scheitern.

Die USA wollten vor dem Hintergrund der anhaltenden Spannungen am Dienstag ihr Raketenabwehrsystem testen. Es sollte übungshalber eine von einem Testgelände auf den pazifischen Marshall-Inseln abgefeuerte weitreichende Interkontinentalrakete abfangen. Die Bilanz früherer Test war durchwachsen. Gelänge der Test, würden die USA beweisen, dass sie Angriffe mit einer Langstreckenrakete etwa aus Nordkorea verhindern könnten.

Die Spannungen zwischen Nordkorea und den USA nehmen seit Monaten zu. Zuletzt hat Trump Nordkorea beim G-7-Gipfel in Italien als “Weltproblem” bezeichnet, das gelöst werde.

Nordkorea ist militärisch hochgerüstet und arbeitet am Ausbau seiner Raketen- und Atomwaffenprogramme. Seit 2006 hat es nach eigenen Angaben fünf Atomwaffentests vorgenommen, davon zwei im vergangenen Jahr. Als zentrales Ziel der Regierung von Machthaber Kim Jong-un gilt die Entwicklung von Langstreckenraketen, die Atomsprengköpfe in die USA tragen könnten. Solche Modelle testete es bisher aber nicht.

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