von apa 20.05.2017 19:17 Uhr

Thiem im Rom-Halbfinale an Djokovic klar gescheitert

Nach dem vielleicht größten Sieg seiner Karriere im Viertelfinale von Rom über Rafael Nadal ist Dominic Thiem am Samstag auf fast schon brutale Weise ausgeschieden. Novak Djokovic zeigte im Halbfinale des ATP-Masters-1000-Turniers in Rom eine fehlerlose, perfekte Leistung. Nach nicht einmal einer Stunde verließ der Serbe als 6:1,6:0-Sieger über den Weltranglisten-Siebenten den Platz.

APA (AFP)

Für Thiem war das nach dem emotionalen Hoch vom Vortag vielleicht die bitterste Niederlage seiner Profizeit. Djokovic, der am Nachmittag das am Freitag abgebrochene Viertelfinale gegen Juan Martin Del Potro noch sicher gewonnen hatte, zeigte sich von Beginn weg in unwiderstehlicher Form. Thiem hingegen fand nie wirklich in sein Spiel.

Zwar begann das mit Spannung erwartete Generationenduell mit einem 20-Schläge-Ballwechsel, den Thiem mit einem Vorhand-Crosswinner gewann. Doch schon sehr bald stand fest, dass Djokovic der einzige der aktuellen Top Five bleiben wird, den Thiem auch im fünften Anlauf noch nicht knacken konnte. Der achtfache Turniersieger und Madrid-Finalist war meilenweit entfernt von der nächsten Überraschung. Dabei hatte man Thiem vor Beginn noch durchaus Chancen eingeräumt.

Djokovic zog mit Breaks zum 2:0 und 4:0 in Windeseile davon und schrie nach dem zweiten Serviceverlust seines Gegners laut in Richtung Thiem und ballte die Faust. Djokovic schien wild entschlossen, es dem Youngster zeigen zu wollen. Nach mehr als 20 Minuten und einem 0:5 gelang Thiem endlich das erste Game, zu diesem Zeitpunkt hätte niemand gedacht, dass es gar das einzige bleiben sollte.

Thiem versuchte es mit ähnlicher Taktik wie gegen Nadal mit viel Druck, war aber zu fehlerhaft. Zudem hatte Djokovic immer die besseren Antworten parat. Breaks zum 1:0 und 3:0 im zweiten Satz kommentierte der am Montag 30 Jahre alt werdende Djokovic wieder mit lautem Kampfesschrei und Faust in Richtung Thiem. Dem Schützling von Günter Bresnik gelang es in der Folge nicht mehr, dem wie in Trance agierenden “Djoker” Paroli zu bieten. Im vierten Game hatte Thiem zwar zwei Breakbälle, doch auch dies war ihm nicht vergönnt. Nach exakt 59:37 Minuten war das Match zu Ende.

Im Endspiel trifft Djokovic am Sonntag (nicht vor 16.00 Uhr/live Sky) auf den nächsten Herausforderer der jungen Generation, den erst 20-jährigen Deutschen Alexander Zverev. Djokovic ist in dieser Form freilich haushoher Favorit auf seinen fünften Rom-Titel bzw. den 31. auf Masters-1000-Niveau. Zverev steht erstmals überhaupt in einem ATP-Masters-1000-Turnier-Endspiel, ein Kunststück, das Thiem vor einer Woche in Madrid erstmals gelungen war.

Thiem muss dieses Match nun möglichst schnell abhaken, denn sein Leistungspotenzial spiegelt dieser Tag bei weitem nicht wider. Der Niederösterreicher bereitet sich nun auf die French Open vor, wo er im Vorjahr mit dem Einzug ins Halbfinale (Aus gegen Djokovic) sein bisher bestes Major-Resultat abgeliefert hat.

Aussagen, wonach sich sein Schützling eine derartige Klatsche auch spielerisch nicht verdient habe, ließ Coach Günter Bresnik nicht gelten. “Verdienen oder nicht verdienen: Wenn du schlecht spielst und der andere gut spielt, dann kriegst du richtig eine auf den Deckel in der Liga. Die legen darauf wert, dass die Hackordnung da eingehalten wird”, meinte der Niederösterreicher gegenüber der APA.

Thiem selbst war nach der glatten Niederlage nicht so frustriert wie man das vielleicht als Außenstehender erwartet hätte. “Ich habe schon gegen (Sam) Querrey am Ende gemerkt, dass ich schon ein bisserl an den Reserven bin. Eigentlich hätte ich das, was heute passiert ist, eher gestern schon erwartet”, gestand der Niederösterreicher. Die Leistung gegen Nadal habe ihn “extrem überrascht, weil ich mich den ganzen Tag nicht so frisch gefühlt habe, genauso nicht heute”. Gegen Nadal habe er es irgendwie noch über die Runden gebracht. “Aber heute war der Tank endgültig leer.”

Auf seine Vorfreude auf die French Open und auch sein Selbstvertrauen hat das 1:6,0:6 vom Samstag keine Auswirkungen, erklärte Thiem. “Das Match hat überhaupt keinen Einfluss darauf, dass ich mit einem Supergefühl nach Hause und dann nach Paris fahre. Ich fühle mich richtig gut, auch wie ich Tennis spiele. Nur so wie der Körper müde wird, wird halt auch irgendwann der Geist müde nach einer langen Zeit.” Zudem sei es das erste Mal gewesen, dass er bei so großen ATP-Turnieren zweimal in Folge so weit gekommen sei. “Deshalb ist das für mich kein Weltuntergang.”

Djokovic sei auf den Platz gekommen und voll da gewesen. “Er hat heute natürlich sehr gut gespielt, aber man muss auch sagen, dass ich weit unter meiner Normalform war und ich viel zu wenig Gegenwehr geleistet habe”, konstatierte der Weltranglisten-Siebente aus Lichtenwörth. Thiem wird übrigens nun nicht direkt nach Paris weiterfliegen, da er am Montag Werbeaufnahmen für seinen neuen Sponsor Bank Austria macht.

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