von red 29.04.2017 02:02 Uhr

„SPRAR ist eine Augenauswischerei“ – Interview

Während sich viele Südtiroler Gemeinden für die Genehmigung des umstrittenen Flüchtlingsprogramm „SPRAR“ entschieden haben, hält man in Corvara wenig davon. UT24 hat bei Bürgermeister Robert Rottonara nachgefragt, warum seine Gemeinde das Projekt versenkt hat.

Bürgermeister Robert Rottonara hält wenig vom staatlichen SPRAR-Programm - Foto: Facebook

UT24: Herr Bürgermeister Rottonara,
In Ihrer Gemeinde wurde das SPRAR-Programm vor kurzem mehrheitlich abgelehnt. Wie kam es dazu?

Ich persönlich habe von Anfang an gesagt, dass so etwas in einer Gemeinde, die vor allem vom Tourismus lebt, nicht funktionieren kann. Dafür würde auch die Gesellschaft wenig Verständnis aufbringen. Und dementsprechend hat der Gemeinderat auch mehrheitlich dagegen gestimmt.

UT24: Was stört Sie konkret am Programm?

Dieses SPRAR-Programm ist insgesamt eine nicht funktionierende Sache. Das ist doch alles eine große Augenauswischerei, wenn es heißt „Ich nehme jetzt ein paar Flüchtlinge auf, und dann habe ich niemanden mehr am Hals“. Auch wissen wir nicht, wie viele Flüchtlinge noch zu uns kommen werden. Es können noch 5.000, 10.000 oder 100.000 sein – das weiß kein Mensch.

UT24: Viele andere Gemeinden haben hingegen für die Aufnahme von Asylwerbern durch das SPRAR-Programm gestimmt. Wieso denken Sie, ist das so?

Wenn eine Gemeinde dieses Thema nur oberflächlich behandelt und es einfach so genehmigt, werden viele im Nachhinein perplex sein, wie sie das organisieren sollen. Wenn ein solches Programm schon angenommen wird, sollte auch bereits eine entsprechende Unterkunft vorhanden sein und eine Behörde bereit sein, sich darum zu kümmern. Aber wenn das ganz alleine von der Bevölkerung getragen werden soll, kann ich das überhaupt nicht nachvollziehen.

UT24: In Bozen hat es in den letzten Tagen mehrere Ausschreitungen in Flüchtlingsunterkünften gegeben. Glauben Sie, dass es ähnliche Vorfälle durch SPRAR bald auch in den Dörfern geben kann?

Es können die besten Leute kommen, es können aber auch die Schlimmsten kommen. Das ist leider immer so und man kann es sich nicht aussuchen.

UT24: Schließen Sie es grundsätzlich aus, dass in naher Zukunft Asylwerber in Corvara untergebracht werden können?

Nein, das schließe ich nicht aus. Der Gemeinderat hat sich jetzt einmal gegen das SPRAR-Programm ausgesprochen. Das bedeutet, dass wir voerst nichts in diese Richtung machen. Was dann in der Zukunft passiert, das kann ich Ihnen noch nicht sagen.


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