von apa 28.04.2017 11:57 Uhr

Schneechaos in Mitteleuropa

Überraschender Schneefall hat in weiten Teilen Mitteleuropas zu Verkehrschaos geführt. Im Süden von Tschechien wurden zahlreiche Straßen völlig gesperrt, wie die Polizei am Freitag mitteilte. In der Schweiz hielten dutzende Verkehrsunfälle und umgestürzte Bäume die Polizei und Feuerwehren auf Trab. Und in München litt erneut der Berufsverkehr unter dem für die Jahreszeit ungewöhnlichem Wetter.

APA

Im Schweizer Kanton St. Gallen fielen rund 30 Zentimeter Neuschnee. Das ist ein Rekord, wie der Wetterdienst SRF Meteo meldet. Noch nie sei in St. Gallen nach Mitte April so viel Schnee gefallen, wurde aufgrund von bis 1959 zurückreichende Messdaten gemeldet. Laut Kantonspolizei forderte das Chaos auf den Straßen glücklicherweise keine Verletzten.

Die Feuerwehren rückten in Tschechien mehr als 100 Mal aus, um unter der Schneelast umgestürzte Bäume und herabgefallene Äste zu entfernen. Auch die Streudienste waren im Dauereinsatz. Mehr als 10.000 Haushalte und Betriebe waren wegen beschädigter Leitungen vorübergehend ohne Strom. “Wir arbeiten daran, aber solange es nicht aufhört zu schneien, werden die Störungen andauern”, sagte der Agentur CTK zufolge ein Sprecher des örtlichen Stromversorgers.

Am Freitagmorgen war der erneute Schneefall Grund für die Geduldsprobe im Berufsverkehr in Bayern. Unter der nassen, schweren Schneelast waren an insgesamt vier Stellen im Münchner Umland Bäume oder Äste abgeknickt, auf die Gleise gefallen oder hatten sich in den Oberleitungen verheddert, wie eine Bahnsprecherin sagte. Die Folge waren zahlreiche Zugausfälle und Verspätungen im gesamten S-Bahn-Bereich – zum zweiten Mal binnen nicht einmal 24 Stunden.

Der neuerliche Wintereinbruch führte auch im Bundesland Salzburg zu Problemen auf zahlreichen Verkehrsverbindungen. Die Tauernautobahn (A10) musste beim Anstieg vor dem Tauerntunnel in Flachau (Pongau) mehrmals wegen hängen gebliebener Fahrzeug gesperrt werden, schilderte ein Mitarbeiter der Polizei-Verkehrsleitzentrale am Nachmittag der APA. Er sprach von einem “extremen Tag”.

Schon in der Nacht auf Freitag bewältigten mehrere Fahrzeuge – meist bereits mit Sommerreifen ausgestattet – die Steigung vor dem Tunnel durch die Radstädter Tauern auf der schneebedeckten Fahrbahn nicht mehr. Einige von ihnen stellten sich zudem quer, sodass die Straße völlig blockiert wurde. “Auch die Räumfahrzeuge kommen dann nicht mehr durch”, so der Beamte der Leitzentrale. Letztlich musste die Autobahn in der Nacht für etwa eine Stunde in beide Richtungen gesperrt werden, bis Abschleppdienste die Fahrzeuge entfernt hatten. Der entstandene fünf Kilometer lange Stau löste sich dann rasch auf. Es war aber nicht die einzige Sperre der A10 am Freitag. Auch tagsüber blieben mehrmals Fahrzeuge hängen.

Winterliche Bedingungen herrschten aber praktisch auf allen höher gelegenen Straßen des Bundeslandes. Probleme gab es unter anderem auf der Gasteiner Bundesstraße vor allem beim Anstieg zwischen Bad Hofgastein und Bad Gastein, auf der Katschberg-, der Pass Thurn -, der Hochkönig- , der Gerlos- und der Pass Gschütt Bundesstraße. Teilweise bestand auf diesen Verbindungen auch Kettenpflicht.

Das Ausmaß der erneuten Schneefälle und der damit einhergehenden Verkehrsbehinderungen war laut dem Mitarbeiter der Polizei-Verkehrsleitstelle ungewöhnlich: “Wir haben den 28. April, die meisten Fahrzeuge sind bereits mit Sommerreifen unterwegs”, nannte er den Grund. Gröbere Verkehrsunfälle gab es seinen Angaben zufolge nicht, aber “mehrere Rutscher”. Ähnlich lautete die Aussage von Johann Mußbacher, dem Leiter der Straßenmeisterei Pongau, im ORF: “Ich arbeite jetzt zwölf Jahre im Räumdienst, aber so ein später Wintereinbruch und so massiv ist mir nicht in Erinnerung.”

In Tirol konnte nach einem Lawinenabgang im freien Skiraum am Stubaier Gletscher (Bezirk Innsbruck-Land) eine verletzte Snowboarderin nach einer schwierigen Rettungsaktion am Freitagnachmittag geborgen werden. Aufgrund des schlechten Wetters und des Schneefalls war ein Hubschrauberflug nicht möglich, weshalb die Bergrettung zu Fuß aufsteigen musste, sagte ein Sprecher der Polizei zur APA.

Die Snowboarderin war gemeinsam zwei weiteren Frauen und einem Mann im Bereich der Dresdner Hütte im freien Skiraum unterwegs, als sich das Schneebrett gegen 11.00 Uhr löste. Sie wurde als einzige der vierköpfigen Gruppe von der Lawine erfasst und bis zur Hüfte verschüttet. Dabei erlitt sie an ihrer Hüfte und an einem Knie so schwere Verletzungen, dass es ihr nicht mehr möglich war, selbstständig ins Tal abzufahren.

Nach den neuerlichen Schneefällen in der Nacht auf Freitag hatte der Warndienst des Landes die Lawinengefahr oberhalb von rund 2.400 Metern als erheblich, also mit Stufe 3 der fünfteiligen Skala eingestuft. Die Experten rieten zu “besonderer Vorsicht” im sehr steilen Gelände.

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