von apa 22.04.2017 13:27 Uhr

Tausende Teilnehmer beim “March for Science” in Wien

Zehntausende Menschen haben am Samstag in mehr als 600 Städten weltweit für die Bedeutung von Wissenschaft und eine faktenbasierte Politik demonstriert. Auch in Wien gingen Tausende Personen – laut Polizei 1.600, laut Veranstaltern rund 3.000 – beim “March for Science” auf die Straße, um ein Zeichen für die Wissenschaft und gegen Wissenschaftsfeindlichkeit zu setzen.

APA

“Wenn die Freiheit der Wissenschaft gefährdet ist, ist die Freiheit der Demokratie gefährdet”, sagte der Politikwissenschafter Anton Pelinka bei der Abschlusskundgebung. Der Wiener “March for Science” ging quer durch die Innenstadt. Unter dem Motto “Gemeinsam für die Wissenschaft” wurde u.a. “Science, not Silence” skandiert, auf Transparenten war etwa “There are no alternative facts”, “Wissenschaft ist keine Meinung”, “Make Facts Great Again” oder “Science works, bitches” zu lesen.

Auch wenn die Veranstalter betonten, mit dem “March for Science” nicht gegen jemanden, sondern “für” die Wissenschaft zu demonstrieren, wiesen verschiedene Transparente auf den politischen Hintergrund hin: “Send Trump down to wormhole” oder “Solidarität mit der CEU”, der von der Schließung bedrohten Central European University in Budapest, stand auf Transparenten.

Ausgangspunkt der weltweiten “March for Science”-Bewegung war die Wahl des als wissenschaftskritisch geltenden Donald Trump zum US-Präsidenten. Zentrale Veranstaltung am Samstag ist der “March for Science” in der US-Hauptstadt Washington DC. Der Hauptprotestzug zog am Weißen Haus in Washington vorbei. Die Organisatoren – eine Gruppe von Wissenschaftern – erwarteten auch in den USA Zehntausende Teilnehmer.

Zu den ersten Demonstranten beim “March for Science” gehörten am Samstag Hunderte Wissenschafter und ihre Unterstützer in Neuseeland. Vor allem der Klimaschutz war ein großes Thema bei den Teilnehmern in Wellington, Dunedin, Queenstown, Christchurch, Palmerston North und Auckland. “Der Klimawandel ist seit vielen Jahren das Zentrum für alternative Fakten”, sagte der Klimaforscher James Renwick bei einem Protestmarsch in der Hauptstadt Wellington. “Gute Politik muss von guter Wissenschaft beeinflusst werden.” Die Kursänderung beim Klimaschutz in den USA und anderswo habe die Wissenschaftlergemeinde in Unruhe versetzt, sagten die Organisatoren des “March for Science” in Neuseeland.

Auch in Australien demonstrierten Tausende auf den Straßen von Sydney, Melbourne, Hobart, Perth, Brisbane und Townsville, wie der Sender ABC berichtete. Slogans wie “Die Wissenschaft hat keine Agenda” und “Schützt die Stimme der unabhängigen Forschung” waren auf den Postern von Demonstranten in Perth zu lesen. “Wir rufen die Politiker dazu auf, Gesetze zu machen, die auf wissenschaftlichen Beweisen basieren”, zitierte der Sender den Wissenschafter Stuart Khan, der die Demonstration in Sydney mitorganisiert hatte.

In Berlin kamen nach Angaben der Veranstalter unter dem Motto “Wissenschaft ist keine Meinung, alternative Fakten sind Lügen” rund 11.000 Menschen zusammen. Vor allem in den Universitätsstädten gab es große Demonstrationen. Selbst Helgoland beteiligte sich: 50 Menschen seien auf der Nordseeinsel für die Wissenschaft auf die Straße gegangen, hieß es von den deutschen “March for Science”-Koordinatoren. “Wir können nicht akzeptieren, dass in Zeiten, in denen der Mensch diesen Planeten verändert wie nie zuvor in der Geschichte, Entscheidungen getroffen werden, ohne auf wissenschaftliche Fakten zurückzugreifen”, sagte der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, Martin Stratmann, beim “March for Science” in München. “Wir dürfen uns nicht dümmer stellen, als wir sind.”

Rund 3.000 Menschen gingen in München nach Polizeiangaben auf die Straße. “Forschen statt Faken” und “Make Science Great Again” hieß es auf Transparenten – in Anspielung auf den Slogan von US-Präsident Donald Trump “Make America Great Again”. Viele Wissenschafter sind derzeit besorgt wegen der Zurückweisung wissenschaftlicher Erkenntnisse etwa zum Klimawandel und zur Sicherheit von Impfstoffen durch Politiker, aber auch in Teilen der Gesellschaft. Ihnen geht es aber auch darum, die Freiheit wissenschaftlicher Forschung zu erhalten.

Die Märsche für die Wissenschaft hatten sich aus dem Frauenmarsch auf Washington am Tag nach der Vereidigung von Donald Trump zum US-Präsidenten in diesem Jänner entwickelt. Der 22. April ist der Tag der Erde (engl.: Earth Day, Anm.). Neben Österreich, Australien und Deutschland waren auch Proteste in Argentinien, Brasilien, Kanada, Kolumbien, Costa Rica, Dänemark, Island, Indien, Japan, Mexiko, Neuseeland, Panama, Norwegen, Portugal, Südafrika, Südkorea, Uganda und der Schweiz geplant.

Trump selbst äußerte sich auch zum “Earth Day”. Er befürwortet eine “gründliche Wissenschaft” mit “ehrlicher Erforschung” und “kräftiger Debatte”. Zugleich betonte er, dass wirtschaftliches Wachstum dem Umweltschutz förderlich sei und fügte hinzu: “Wir können und müssen unsere Umwelt schützen, ohne Amerikas arbeitenden Familien zu schaden.”

Jetzt
,
oder
oder mit versenden.

Es gibt neue Nachrichten auf der Startseite