von apa 17.04.2017 07:36 Uhr

29 Tote und hunderte Obdachlose bei Müllhaldeneinsturz

Beim Einsturz einer Müllhalde in Sri Lanka sind mindestens 29 Menschen ums Leben gekommen und hunderte weitere obdachlos geworden. Drei Tage nach dem Unglück am Stadtrand von Colombo wurden rund 1.700 Menschen in Notunterkünften in Schulen untergebracht, wie die Behörden am Montag mitteilten.

APA (AFP)

Hunderte Soldaten suchten in den Abfall- und Trümmerbergen weiter nach Überlebenden. “Wir setzen die Suche fort”, sagte der Militärsprecher Roshan Seneviratne. “Wir haben aber nicht viel Hoffnung, unter diesen Bedingungen noch jemanden lebend zu finden.”

Die 90 Meter hohe Müllhalde in Kolonnawa am nordöstlichen Stadtrand von Colombo war am Freitag nach starken Regenfällen ins Rutschen geraten. Der Müll begrub zahlreiche Häuser und Menschen unter sich. Die Zahl der Todesopfer stieg nach Angaben der Armee am Montag auf 29, nachdem ein Mann im Krankenhaus seinen Verletzungen erlegen war. Unter den Todesopfern waren auch mehrere Kinder und Jugendliche. Mehrere Menschen galten noch als vermisst.

Nach Angaben der Polizei wurden 145 Hütten und Häuser in dem Armenviertel zerstört. Viele weitere Häuser wurden beschädigt und drohten einzustürzen. Mehr als 400 Familien wurden deshalb vorerst in Notunterkünften in nahegelegenen Schulen untergebracht.

Präsident Maithripala Sirisena ordnete den Einsatz von hunderten Soldaten bei der Rettungsaktion an. Nach Berichten über Plünderungen erhöhte die Polizei die Sicherheitsvorkehrungen am Unglücksort. 23 Verdächtige, die Opfer der Müllkatastrophe bestohlen haben sollen, wurden festgenommen.

Regierungschef Ranil Wickremesinghe erklärte während eines Besuchs in Japan, vor dem Unglück seien bereits Vorkehrungen für eine Schließung der Müllhalde getroffen worden. Die Abräumarbeiten hatten aber noch nicht begonnen. Der japanische Regierungschef Shinzo Abe bot die Hilfe seines Landes beim Wiederaufbau an. Zudem wollte Tokio ein technisches Team entsenden, um bei der Einschätzung der Lage zu helfen, wie Wickremesinghe ankündigte.

Die Müllkippe von Kolonnawa wächst täglich um rund 800 Tonnen Müll, insgesamt werden dort etwa 23 Millionen Tonnen Abfall gelagert. Gesundheitsexperten warnen seit langem vor den Gefahren. Das srilankische Parlament hatte erst kürzlich die Schließung der Müllhalde verlangt. Es gibt Pläne zum Bau eines Kraftwerks, mit dem durch die Verbrennung des Mülls Energie gewonnen werden soll.

Der Kommunalpolitiker Guttila Silva, ein ehemaliger Bürgermeister, sagte, die Anrainer seien wütend, weil die Stadtverwaltung trotz der Sicherheitsbedenken täglich hunderte Tonnen Müll auf der Halde abladen lasse. “Die Leute sind natürlich zornig, weil ihre Proteste überhört wurden.”

Der Minister für Katastrophenschutz, Anura Yapa, gab dagegen den Anwohnern eine Mitschuld an der hohen Opferzahl, weil sie nicht auf Aufforderungen zum Umzug gehört hätten. “Einige haben sogar Geld angeboten bekommen, um Wohnungen zu mieten und auszuziehen. Einige haben es genommen, aber die meisten nicht”, sagte Yapa zu Journalisten. “Diese Toten hätten verhindert werden können, wenn sie ausgezogen wären, aber dies ist nicht der Moment, um Vorwürfe zu machen”, fügte der Minister hinzu.

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