von ih 22.03.2017 13:33 Uhr

Archäologisches Institut setzt Schwerpunkt in Bioarchäologie

In der Archäologie werden zunehmend naturwissenschaftliche Methoden angewandt, um anhand menschlicher, tierischer und pflanzlicher Überreste die Vergangenheit zu erforschen. Diesem Trend folgend wurde am Österreichischen Archäologischen Institut (ÖAI) nun ein Department für Bioarchäologie eingerichtet, das morgen, Donnerstag, mit einem Workshop in Wien offiziell seine Arbeit aufnimmt.

APA (AFP)

Dem ÖAI wurde bei seiner Integration in die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) im Jahr 2015 die Etablierung von vier neuen Schwerpunkten mit stark naturwissenschaftlicher Ausrichtung (Bioarchäologie, Archäometrie, Geoarchäologie und Cultural Heritage) vertraglich zugesichert. Mit dem neuen Department würde nun die Bioarchäologie “ins Zentrum unserer Fragestellungen gestellt”, erklärte ÖAI-Direktorin Sabine Ladstätter, die von einer “Schwerpunktverschiebung” spricht, gegenüber der APA.

“Das hängt natürlich auch mit der rasanten Methodenentwicklung in der Archäologie zusammen, die viele neue Türen eröffnet hat”, so Ladstätter. Möglichkeiten zur Untersuchung jahrtausendealter DNA seien nur ein plakatives Beispiel, auch Isotopenanalysen und andere Methoden würden das bei Ausgrabungen gefundene Material noch wertvoller machen als es schon vorher war.

Bisher mussten bei Grabungen Spezialisten anderer Institutionen für solche Fragestellungen hinzugezogen werden. Ladstätter ist stolz darauf, nun “drei exzellente österreichische Forscher” für das neue ÖAI-Department gewonnen zu haben, die mit anthropologischen, archäozoologischen und archäobotanischen Fragestellungen und Methoden “die Archäologie befruchten” und zudem den Nachwuchs in diesem Bereich fördern sollen.

Von der Veterinärmedizinischen Universität Wien kam der Spezialist für Archäozoologie, Alfred Galik, an das neue Department. Von der Universität Wien kam der Archäobotaniker Andreas G. Heiss. Und die Anthropologin Michaela Binder war vor ihrem Engagement am ÖAI für das British Museum und an der Universität Durham tätig. “Wir haben alle schon mit dem ÖAI kooperiert, kehrten aber nach einer Grabung wieder an unsere Institutionen zurück”, sagte Galik gegenüber der APA. Nun könne man direkt mit den Archäologen zusammenarbeiten und Projekte generieren, “da sind jedenfalls Synergieeffekte zu erwarten”.

Die drei Bioarchäologen haben bereits konkrete Projekte am Laufen: Binder etwa untersucht, ob sich noch Spuren von Malaria im Erbgut nachweisen lassen, das in bis zu 3.000 Jahre alten menschlichen Knochen erhalten geblieben ist. Sie verwendet dazu Proben aus ganz unterschiedlichen Regionen, etwa dem Sudan, Türkei, Zypern und Österreich.

Heiss ist an einem internationalen Projekt beteiligt, in dem die prähistorische Essenskultur in Europa erforscht werden soll. Sein Ziel ist herauszufinden, aus welchen Zutaten und unter welchen Rahmenbedingungen Brote und andere Getreidespeisen erzeugt wurden. Intakte Brote aus der Urgeschichte sind nur noch in verkohltem Zustand erhalten. Vor allem Pfahlbausiedlungen liefern hier genügend Material, dessen Bestandteile analysiert werden können.

Und Galik erforscht als Archäozoologe unter anderem Ernährungsstrategien der Bewohner von Ephesos (Türkei), einer der bedeutendsten Städte des Altertums, deren Siedlungsgeschichte von der Jungsteinzeit bis zum Niedergang der Stadt im Mittelalter reicht. “Wir wollen hier alle Daten zusammenführen, was sich über diesen langen Zeitraum hinsichtlich Ernährung und Umwelt getan, welche klimatischen und kulturellen Einflüsse es gegeben hat”, sagte Galik.

apa

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