von apa 22.02.2017 12:05 Uhr

Mülheimer Dramatikerpreis heuer mit drei Österreichern

Drei der sieben für den Mülheimer Dramatikerpreis 2017 ausgewählten Stücke stammen aus österreichischer Hand: Unter den 142 Stücken, die in der Saison 2016/17 uraufgeführt wurden, hat die Jury nun die Shortlist bekanntgegeben, auf der sich neben Elfriede Jelineks “Wut” auch Ferdinand Schmalz’ “der thermale widerstand” sowie Clemens Setz’ “Vereinte Nationen” finden.

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Realisiert wurden die Stücke allerdings allesamt außerhalb Österreichs: Jelineks “Wut” feierte seine Uraufführung in den Münchner Kammerspielen in der Regie von Nicolas Stemann; sie ist somit bereits zum 18. Mal für den Mülheimer Dramatikerpreis nominiert. “der thermale widerstand” von Schmalz wurde am Schauspielhaus Zürich (Regie: Barbara Falter) aus der Taufe gehoben. Am Schauspiel Frankfurt inszenierte Tim Egloff Anfang dieses Jahres Setz’ “Vereinte Nationen”.

Erstmals im Rennen sind neben Setz die Autoren Konstantin Küspert (“europa verteidigen”, ETA Hoffmann Theater Bamberg), Olga Bach (“Die Vernichtung”, Konzert Theater Bern) und Milo Rau, dessen “Empire” vom steirischen herbst koproduziert wurde. Das Nationaltheater Mannheim brachte Anne Leppers “Mädchen in Not” heraus. Der mit 15.000 Euro dotierte Mülheimer Dramatikerpreis gehört zu den begehrtesten Theaterauszeichnungen im deutschsprachigen Raum.

Gemeinsames Motiv der thematisch und stilistisch breitgefächerten Stücke seien Gewalt und ein “oft planloser, aber doch vehementer Drang nach Veränderung”, sagte Jury-Sprecherin Cornelia Fiedler. NRW-Kulturstaatssekretär Bernd Neuendorf sagte, das Mülheimer Festival falle in eine Zeit “aufgewühlter politischer Diskussionen”. Eine europäische Geschichte der Gewalt von den Wikingern über die Kreuzfahrer bis zu den Verbrechen der Wehrmacht erzählt Küspert in seinem Stück “europa verteidigen”. Milo Raus “Empire” ist der dritte Teil einer Europa-Trilogie als Panorama von Umbruch und Vertreibung. Die Schauspieler sprechen Arabisch, Kurdisch, Rumänisch und Griechisch – der Text wird auf Deutsch übertitelt. Die jüngste Mülheim-Autorin Olga Bach lässt in ihrem Stück “Die Vernichtung” drei gelangweilte privilegierte junge Menschen mit faschistoider Ideologie und der Freude am Exzess flirten.

An der Grenze zum Kindesmissbrauch spielt “Vereinte Nationen” von Clemens J. Setz. In Anne Leppers Stück “Mädchen in Not” hat die Protagonistin genug vom Patriarchat. Ferdinand Schmalz lässt in “der thermale widerstand” einen Bademeister revoltieren. Die ausgewählten Stücke werden bei den 42. Mülheimer Theatertagen vom 13. Mai bis 3. Juni aufgeführt. Am Ende kürt eine fünfköpfige Jury in einer öffentlichen Debatte den Preisträger. Bewertet werden nur neue Stücke, nicht die Inszenierungen. Vergangenes Jahr hatte Wolfram Höll mit “Drei sind wir” den Dramatikerpreis gewonnen. Um den mit 10.000 Euro dotierten Kinderstücke-Preis konkurrieren dieses Jahr fünf Werke, unter anderem von Roland Schimmelpfennig.

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