von apa 21.02.2017 10:04 Uhr

Nibelungen-Festspiele: “Diesmal muss Wagner dran glauben”

Der Mythos um Siegfried und Kriemhild ist nach acht Jahrhunderten immer noch lebendig. Wenn am 4. August die Nibelungen-Festspiele im deutschen Worms Premiere feiern, sieht Autor Albert Ostermaier “ein unglaublich verstörendes politisches Potenzial” am Werk. Erste Einblicke in sein drittes für die Festspiele geschriebenes Stück “Glut. Siegfried von Arabien” gab er am Montagabend in Ingelheim.

APA (dpa)

“Dieses Jahr muss Wagner dran glauben”, kündigt Ostermaier gut fünf Monate vor der Premiere des letzten Teils seiner Trilogie an, die erneut unter der Regie von Nuran David Calis inszeniert wird. Daher werde auf der Bühne vor der Westseite des Wormser Doms auch gesungen.

Die Geschichte, die vom 4. bis 20. August zur Aufführung kommt, beruht auf einer historischen Überlieferung: Demnach zogen deutsche Offiziere als Gauklertruppe verkleidet mit dem Nibelungenstück durch den Nahen Osten, um von Briten besetzte persische Ölquellen anzugreifen. “Schwarz, Kameraden, schwarz ist das Gold der Wüste”, trägt Alexandra Kamp vor, die in Worms ebenso wie Sascha Göpel und Ismail Deniz wieder dabei sein wird. Welche Rollen sie dann spielen werden, soll ebenso wie die vollständige Besetzung bis Mai feststehen.

Die Initiatoren des Festspielprojekts erinnern sich im ehemaligen Kloster Engelthal in Ingelheim an die Anfänge. Mit dabei ist der unerschütterliche Mario Adorf, der die Festspielidee am 1. Dezember 1996 bei einem Bürgerempfang der Wormser SPD vorstellte. Danach dauerte es noch fast sechs Jahre bis zur Umsetzung.

Damals sei überlegt worden, sagt Oberbürgermeister Michael Kissel, was getan werden könne, “um den Grauschleier der schlechten Laune von Worms wegzubekommen”, aus dem Schatten von Mainz und Speyer zu treten. Inzwischen sei das Projekt längst kein regionales Ereignis mehr: “Wir drehen ein ganz großes Rad in Worms.” Es sei gelungen, die Festspiele zu einem bundesweit beachteten Theaterereignis zu machen.

“Es gibt Bayreuth, es gibt Salzburg, aber wir haben gedacht, Worms kann auch was werden”, erinnert sich Mitinitiatorin Bettina Musall. Die “Spiegel”-Redakteurin sieht im Nibelungen-Stoff die Chance, die Grenzen von Macht und Ohnmacht auszuloten, Heldentum infrage zu stellen und sich angesichts des Zulaufs zu Rechtspopulisten “an Schlagworten der Gegenwart abzuarbeiten und sie neu zu möblieren”.

Während US-Präsident Donald Trump damit drohe, die staatliche Kulturförderung einzustellen, stehe Worms für eine lebendige, offene Kulturszene, sagt Intendant Nico Hofmann. Zum Etat der Festspiele in Höhe von 3,5 bis 3,7 Millionen Euro steuert die Stadt rund 1,5 Millionen, das Land etwa 650 000 Euro bei. Den Rest tragen neben den Zuschauern die Sponsoren, auf deren Nibelungentreue die Festspiele auch in diesem Jahr bauen können.

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