von apa 17.02.2017 09:53 Uhr

Hirscher und Leitinger im WM-RTL zu Gold und Silber

In einem denkwürdigen Rennen hat Marcel Hirscher endlich das heiß ersehnte Riesentorlauf-WM-Gold gewonnen. Nach Halbzeit-Führung in St. Moritz reichte dem Weltcup-Gesamtsieger in der Entscheidung die sechstbeste Zeit, um 25 Hundertstel vor seinem sensationellen Salzburger Landsmann Roland Leitinger einen ÖSV-Doppelsieg sicherzustellen. Dritter wurde unerwartet der Norweger Leif Kristian Haugen.

APA (Fohringer)

Das drittletzte Rennen der 44. Alpinski-Weltmeisterschaft wird man sich in mehrerer Hinsicht merken. Nicht nur, weil an diesem Tag sogar ein ÖSV-Dreifachsieg möglich gewesen wäre. Der zur Halbzeit zweitplatzierte Philipp Schörghofer fiel in der Entscheidung aber noch auf Platz fünf zurück, während Leitinger mit Laufbestzeit von Rang sechs zu Silber stürmte.

Der Tag war auch dramatisch, weil in der Pause ein übendes Schweizer Militärflugzeug das Tragseil der Seilkamera kappte und diese in den glücklicher Weise leeren Zielraum stürzte. Die Zuschauer blieben unversehrt, auch die Flugzeug-Besatzung konnte sicher landen. Viele Menschen hatten an diesem Tag sehr viel Glück.

Viele Fahrer saßen danach aber lange auf dem wegen des Vorfalls gestoppten Sessellift. So auch Hirscher und ÖSV-Teamkollege Schörghofer. Eigentlich hatte man zu diesem Zeitpunkt Schörghofer als den zweiten Kandidaten für einen Salzburger Doppelsieg getippt, weil dem 34-jährigen Filzmooser zunächst die zweitbeste Laufzeit hinter Hirscher gelungen war.

Als Vorletzter in die Entscheidung gestartet, fiel Schörghofer dann aber bei leichtem Schneefall noch zurück. Ähnliches passierte dem französischen Mitfavoriten Alexis Pinturault, der von Platz drei auf Rang sieben abstürzte. Zum Überraschungs-Dritten avancierte dann trotz zweier Fehler Haugen. Der skifahrerisch an der Denver University in Colorado groß gewordene Norweger hat im Weltcup noch kein Podest geschafft und verwies seinen Landsmann Henrik Kristoffersen auf Platz vier.

Leitinger hingegen setzte noch eins drauf. Nachdem der 25-jährige Salzburger mit der hohen Startnummer 22 schon als Sechster des ersten Durchganges überrascht hatte, fräste er in der Entscheidung sogar Laufbestzeit in den Moritzer Schnee. Als (s)eine Medaille fest stand, kam Leitinger in der Leaderbox ein kräftiges “Halleluja Oida” über die Lippen.

“Ich bin bis heute immer wieder unter meinem Wert geschlagen worden”, jubelte Leitinger. “Heute ist mir so aufgegangen, ich habe voll durchgezogen, wollte einfach Gas geben und das ist mir gelungen”, sagte er nach Sensations-Silber.

Der Fischer-Fahrer ist in Tirol geboren, lebt aber seit seinem zweiten Lebensjahr in Salzburg. Und zwar in St. Martin bei Lofer, er hat den Fanclub des zurückgetretenen Slalom-Ex-Weltmeisters Reinfried Herbst übernommen. “Es hat sich leicht angefühlt, weil ich gut Ski gefahren bin. Ich habe die Ausfahrt brutal gut erwischt, und im Flachen war ich immer schon schnell”, erklärte Leitinger seine sensationelle Vorstellung.

Am anderen Ende der Gefühlsskala fand sich nach seinem Rückfall Schörghofer wieder. Ohne Rückfall wäre an diesem Tag sogar ein ÖSV-Dreifacherfolg realistisch gewesen.

Als “unvorstellbar bitter” bezeichnet der wie Michaela Kirchgasser aus Filzmoos kommende Salzburger das Erlebte. Wegen seiner andauernden Knieprobleme hatte er auf den Start im Teambewerb verzichten müssen, im Riesentorlauf lieferte er eine unbelohnte Weltklasse-Leistung ab. “Vor einer Woche konnte ich nicht einmal Ski fahren, jetzt bin ich Fünfter. Aber bei der WM zählen nur die Plätze eins, zwei, drei”, sagte er seufzend. “Ich weiß nicht, warum ich am Schluss ein bisschen zurückgezogen habe.”

“Angekommen” fühlte sich Hirscher. Er ist nach dem größten Erfolg seiner Karriere bei Titelkämpfen nun erstmals Riesentorlauf-Weltmeister. “Ich bin megahappy”, meinte der wohl bald sechsfache Gesamtweltcup-Sieger.

Selbst die unerwartete Warterei auf dem Sessellift brachte den Gewinner von 20 Weltcup-Riesenslaloms an diesem Tag nicht außer Tritt. Es sei in der Entscheidung anstrengend und sauschwierig gewesen, weil er gemerkt habe, dass er Zeit verloren hatte, erzählte Hirscher. “Da habe ich gewusst, ich muss alles geben.” Danach meinte er: “Ziel erreicht, eigentlich könnte ich jetzt heimfahren.”

Hirscher ist nun mit fünf Gold- und drei Silbermedaillen der bereits viertbeste Skifahrer in der ewigen WM-Medaillenstatistik. Dank der beiden Riesentorlauf-Helden hat Österreich in St. Moritz vor den beiden abschließenden Slaloms mit sieben (2 Gold/3 Silber/2 Bronze) Medaillen und damit die meisten aller teilnehmende Nationen. Gastgeber Schweiz führt nur noch dank seiner drei Goldenen.

Der Tiroler Manuel Feller, der nach dem ersten Durchgang nur 33 gewesen war, verzichtete wegen leichter Rückenbeschwerden auf ein Antreten im Finale. Feller soll auch im Slalom am Sonntag starten.

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