von apa 16.02.2017 10:13 Uhr

Top-Favoritin Worley gewann Riesentorlauf – Brunner Fünfte

Nach der Slowenin Ilka Stuhec und dem Schweizer Beat Feuz in den Abfahrten hat es am Donnerstag mit Tessa Worley im Riesentorlauf den dritten Favoritensieg bei der Alpinski-WM in St. Moritz gegeben. Hervorragend schlug sich die Tirolerin Stephanie Brunner als Fünfte, sie darf damit zur abendlichen Medaillen-Zeremonie. Titelverteidigerin Anna Veith kam über Rang 22 nicht hinaus.

APA (AFP)

Drei Jahre hat es gedauert, ehe Tessa Worley nach ihrer im Dezember 2013 erlittenen Knieverletzung wieder auf dem Podest stand. Ob sie noch genug Kraft zum Feiern hatte, konnte die 27-Jährige nicht garantieren. “Aber ich werde diese Nacht schlafen wie ein Baby”, war sich die Freundin von Julien Lizeroux sicher.

Mit den Siegen in Killington, Sestriere und Maribor sowie drei zweiten Plätzen im Riesentorlauf-Weltcup fuhr sich Worley in diesem Winter für die WM in die Topfavoritenrolle. Und wurde dieser eindrucksvoll gerecht. Mit Halbzeitführung und fünfter Laufzeit im Finale holte sie sich die vierte WM-Goldmedaille ihrer Karriere und die zweite in St. Moritz nach Team-Gold am Dienstag.

Den Druck, der auf sie als Topfavoritin lastete, spürte Worley deutlich. “Es hat Spaß gemacht, mit dem Team zu fahren und zu gewinnen, aber heute war der Druck ein bisschen größer. Aber ich habe es geschafft und bin stolz und glücklich. Ich habe einfach versucht, ruhig zu bleiben, das Rennen und die WM zu genießen, denn das haben wir nicht jeden Tag. Im richtigen Moment habe ich es geschafft, den Fokus zu halten und nicht an ein Resultat zu denken.”

Österreichs als Außenseiter angetretene Ski-Damen haben sich indes auch im vierten Einzelrennen der WM in St. Moritz gut verkauft. Zwar gab es erstmals keine Medaille, letztlich fehlten Stephanie Brunner auf Platz fünf aber nur 0,56 Sekunden auf Bronze. Während sich die Tirolerin damit für die abendliche Siegerehrung “qualifizierte”, gab es bei Bernadette Schild Tränen.

Die Slalom-Spezialistin aus Salzburg war als Letzte nominiert worden und trotz der hohen Startnummer 27 vor den Augen ihre Schwester Marlies auch im Riesentorlauf ausgezeichnet unterwegs gewesen. Nach Platz elf im ersten Lauf war bei Schild sogar die “Faust” gekommen. Im Finale lag sie bei der Zwischenzeit gewaltige 0,63 Sekunden vor der führenden Slowakin Petra Vlhova, die am Ende mit 1,95 Sekunden Rückstand Achte wurde.

Doch dann verlor Schild kurz die Kontrolle über die Ski, parkte sich komplett ein und wurde nur 17. Nach dem Fernseh-Interview hatte Schild keine Energie mehr für weitere Interviews. “Wenn so eine Fahrt für Platz elf reicht, dann war es echt gut”, hatte sie sich zur Halbzeit noch gefreut, in Schlagdistanz zu den Medaillenrängen zu sein.

“Bernie hat sich etwas hinten rein drücken lassen. Schade, sie war auf einem sehr guten Weg”, analysierte Brunner. “Ich versteh ihren Ärger, sie war ja weit vorne.” Damenchef Jürgen Kriechbaum tröstete: “Bernie hat ihre Aufstellung bestätigt, sie hat ein Superrennen gezeigt und sollte über ihren Auftritt zufrieden sein”, hoffte der Coach, dass Schild am Samstag im Slalom mental wieder obenauf ist.

Man müsse aber zugeben, dass die drei auf dem Podest dies auch verdient hätten, betonte Kriechbaum. “Tessa Worley fährt ohnehin in einem eigenen Bereich und Shiffrin hat ein unglaubliches Finish hingelegt. Auch Goggia hat es mehr als verdient.”

Mit seinen Damen war Kriechbaum insgesamt hoch zufrieden. “Eigentlich ist es ein gutes Ergebnis”, sagte der Oberösterreicher. Genau genommen hätte es im Riesentorlauf durchaus auch eine vierte Medaille geben können. “Brunner hat im ersten Lauf vier bis fünf Zehntel auf der letzten Teilzeit verloren, sonst wäre was möglich gewesen. Nicht auszudenken, wenn dann noch die eine oder andere vorne ausfällt”, erinnerte Kriechbaum an die eigenen WM-Gesetze.

Brunner bestätigte sich schon als Halbzeit-Achte wie erwartet als stärkste Riesentorlauf-Dame des ÖSV. Sie gestand, im Ziel als zunächst Führende aber nicht ernsthaft um eine Medaille gezittert zu haben.

“Es waren noch zu viele Gute oben und mein erster Lauf hätte ein bissl besser sein können. Dann wäre sich eine Medaille vielleicht ausgegangen”, sagte die junge Zillertalerin, die sich “megahappy” fühlte. “Ich habe gehofft, dass ich unter den Sechs bleibe und zur Siegerehrung kann. Meine erste WM und dann gleich Fünfte, das hätte ich vorher sofort genommen.”

Brunner fährt an sich risikoreich. Dass sie sich bei der WM dosiertes Risiko vorgenommen hatte, ging nicht ganz auf. “Der erste Lauf war viel zu verhalten, ich hätte mehr ans Limit gehen können. Das waren insgesamt weder 120 noch 100 Prozent. Die Balance dazwischen muss ich noch finden, da muss ich noch viel arbeiten”, hat sich die Tuxerin nun vorgenommen.

Im restlichen Winter das auch im Weltcup noch fehlende Podest zu schaffen, sei nun ein Ziel, betonte Brunner. Zunächst begibt sich die 22-Jährige aber auf anderes Terrain, nämlich zu Speed-Rennen im Europacup. Selbst zu den Olympia-Testrennen in Korea will sie zu Trainingszwecken mitfahren.

Österreichs derzeit beste Riesentorläuferin also auf dem Weg zur Allrounderin? “Sie hat in der Abfahrt keine Angst, kann auch gut springen. Wenn sie das eine oder andere Gramm mehr kriegt, kann das schon was werden”, sagte Kriechbaum.

Ob Brunner womöglich sogar in St. Moritz nochmals im Slalom ran muss, hing vom Gesundheitszustand der schwer gestürzten Katharina Truppe an. Die Kärntnerin laboriert an einem geprellten Wadenmuskel. “Ich hoffe aber, sie kann am Samstag fahren”, sagte Kriechbaum. Meldefrist ist drei Stunden vor der Teamsitzung am Freitagabend.

Auch ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel war nach dem ersten medaillenlosen Rennen mit seinen Damen zufrieden. “Sie haben sich sehr gut verkauft. Auch im Technikbereich ist da eine sehr gute Mannschaft im Entstehen.”

Für die lange verletzt gewesene Titelverteidigerin Anna Veith ging die WM mit Platz 22 zu Ende. “Zwei Rennen, zwei Mal nix passiert”, bilanziert die Olympiasiegerin launig. “Im Super-G wäre was möglich gewesen, im Riesentorlauf bin ich noch zu weit weg”, gestand sie.

Das Antreten war der zweifachen Titelverteidigerin aber wichtig gewesen. “Ich bin glücklich, dass ich das vor zwei Jahren geschafft habe, sonst wäre ich nicht hier gewesen. Es ist wichtig zu spüren, wofür man sich quält. Das WM-Flair aufzusaugen und mit den Mädels Medaillen zu feiern, das ist wichtig, dass man weiter macht und das Ziel nicht aus den Augen verliert”, sagte Veith.

Auch für die Salzburgerin war Worley die “würdigste” Nachfolgerin als RTL-Weltmeisterin. “Sie war schon in Schladming Weltmeisterin, dann verletzt und nirgendwo, jetzt fährt sie wieder auf Topniveau”, sieht Veith einen Weg, der auch ihr gelingen könnte. “Schön zu sehen, dass so etwas möglich ist. Das motiviert.”

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