von apa 22.01.2017 08:07 Uhr

“Trump versucht Europa zu zerstören”

“Für (den frisch vereidigten US-Präsidenten Donald) Trump gilt nur Amerika zuerst, und gleichzeitig versucht er, Europa zu zerstören”, sagte Karl Aiginger von der Querdenkerplattform im Gespräch mit der APA. “Wahrscheinlich ist seine größere Idee, Europa aufzuteilen”, in zwei Sphären in denen Russland beziehungsweise die USA die Macht haben. Darum begrüße er den EU-Austritt weiterer Länder.

APA (Archiv)

Trump sehe die Welt als “Nullsummenspiel”, das heißt dass jemand anderer verlieren müsse, damit Amerika gewinnen kann. Der neue US-Präsident glaube offensichtlich nicht an Kooperation und daran, dass bei einer guten Zusammenarbeit beide Seiten gewinnen können. Europa solle sich aber keinesfalls auf dieses Niveau begeben, selbst wenn die USA wie von Trump angekündigt Strafzölle von bis zu 45 Prozent auf Importe einführen.

“Europa sollte versuchen, sein eigenes Modell in der Globalisierung durchzusetzen und möglichst viele Partner zu suchen”, empfiehlt Aiginger, der bis Sommer 2016 das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) geleitet hat und dann die Querdenkerplattform als interdisziplinären Diskussionsforum für europäische Politik gegründet hat. Europa könne mit seinem Modell vielleicht sogar eine Führungsrolle in der Globalisierung übernehmen und diese “nach europäischen Werten gestalten, mit höheren sozialen und ökologischen Standards und einer besseren Technologie”.

Aiginger geht davon aus, dass die USA ihre Sanktionen gegen Russland aufheben und ein freundschaftliches Verhältnis zu Russland aufbauen werden. Europa solle auch an Russland Angebote für mehr Kooperation machen. Immerhin sei Russland ein Nachbarland Europas. Die Angebote sollten aber die europäischen Werte spiegeln, etwa die Ablehnung militärischer Interventionen oder bessere soziale und ökologische Standards.

Die angekündigten Zölle würden der US-Wirtschaft kurzfristig zu einem stärkeren Wachstum verhelfen, sagt Aiginger. Aber dann werden die Preise steigen. Die ärmeren Menschen wären deshalb stärker betroffen sein, weil sie viele billige, ausländische Waren kaufen. US-Firmen wiederum würden verlieren, weil sie bisher von der Kombination billiger Produktionsstätten im Ausland mit High-Tech-Produktion in den USA profitieren – die Billigproduktion in die USA zurückzuverlagern sei aber unmöglich, sagte Aiginger.

Kurzfristig werde es so aussehen, als ob die US-Wirtschaft von den Zöllen profitiere, aber der Dollar werde rasch steigen, ebenso wie die Staatsschuld. Auch werde sich längerfristig zeigen, dass die Investitionen in Öl und Schiefergas in die falsche Richtung gehen, weil es zu mehr Dürren und Wetterkapriolen kommen werde. Auch die steigende Ungleichheit werde in den USA ein Problem. “Die Trump-Wähler, die heute geglaubt haben, dass er ihnen hilft, weil er ihnen zusätzliche Arbeitsplätze bringt, werden feststellen, dass ihre Realeinkommen wegen der Inflation sinken”.

Was Amerikas Rückzug aus dem Welthandel Europa kostet, hänge davon ab, wie Europa reagiert, meint Aiginger. Wenn Europa das zu einer Offensive nutze und die Marktanteile in der Nachbarregion aber auch in Asien oder Südamerika erhöhe, “dann kostet das gar nichts”. Wirklich teuer werde es für Europa hingegen, “wenn wir Trump minus 20 Prozent machen” und gleiches mit gleichem vergelten. Europa würde dann auch Chancen vergeben auf Technologieführerschaft bei erneuerbarer Energie, neuen Antreiben für KFZ und energiesparenden Bauten. Auch wenn Europa nun bei der Umsetzung des Klimaabkommens langsamer werde, würde dies Europa Kosten verursachen.

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  1. 22.01.2017

    Die Deutschen sollten besser ihre Autoproduktionen in die EU-Verlagern (Spanien-Italien-Griechenland)
    dann könnte man die Arbeitslosigkeit besser bekämpfen.
    Aber das kommt den Kapitalfaschisten nicht im Sinne, denn in Mexiko kann man Löhne
    weit unter den deutschen Mindestlohn und EU-Durchschnitt zahlen.

  2. Polikscanner
    22.01.2017

    Da stimme ich dem Aiginger nur bedingt zu. Nullsummenspiel, das ist doch zur Zeit”en Vogue” ind Europa. Einer gewinnt, und andere verlieren. Der Brüsseler Pbeamtenapparat samt seiner elitären Lobbygruppen aus Politadel und Industrie sind doch die Gewinner, während die Armut in den Völkern Europas stark zunimmt.

    “Europa sollte versuchen, sein eigenes Modell in der Globalisierung durchzusetzen und möglichst viele Partner zu suchen”…….
    Nun, dass Globalisierung in meinen Augen auch ein Nullsummenspiel ist, wird hier völlig ausgeblendet. Europa sollte in der Tat, sein eigenes Modell dursteten, seinen eigenen Weg gehen, ohne die Dominanz us gesteuerter Konzerne und deren politischen Wekzeuge. Wenn Europa seine eigene Wirtschaft wieder in den Vordergrund stellt, die Arbeitsplätze innerhalb Europas sichert und beibehält, ein gesundes Lohnniveau erreicht, dass nicht auf Ausbeutung sowie im Interesse von Industrie und Eliten vorbehalten ist, so stärkt man die Kaufkraft innerhalb Europas und Schaft eine gewisse Autarke Unabhängigkeit, in der sich die europäischen Länder durch den dadurch resultierenden, starken Binnenkonsum, selbst gegenseitig, wirtschaftlich stützen.
    Jedes Freihandelsabkommen, ist mit dem vielzitierten “Nullsummenspiel” verbunden, in dem nur eine ausgewählte Schar vonä Nutznießern profitiert.
    Europas muss sich aufweine Stärken besinnen, die Schulausbilung nicht mehr dem neoliberalen Sytem ausliefern, in der einzig und alleine die sexulelle Vielfalt im Vordergrund steht, sondern zu bewährten zurück greifen.
    Studienplätze nur noch nach Leistungen, Aufbau des dualen Ausbilungssystem im Handwerksbetrieben und Förderung sowie Unterstützung des Mittelstandes, statt behördliche Dranglasierung und Ausverkauf an ausländische Firmen…..usw.usf..
    Wenn wir uns unserer Stärken berufen, wird es auch für die USA sehr schwer werden, da wirtschaftlich mitzuhalten. Aber wie bereits erwähnt, muss zuerst die Kaufkraft in den eigenen Ländern sicher gestellt und den eigenen Bürgern zuerst geholfen werden.
    ……und wenn die USA ihre kapitalistisch, orientierten Interventionskriege führen, dann sollen sie ihre selbst verursachten Flüchtlingsströme selbst bewältigen. Wir sind kein kontinentales Auffanglager für die willkürliche Aggesssionspolitik der USA. Also weg mit ihren alternativlosen Handlangern und dem politisch, korrumpierten, transatlantischen Filz in Europa, weg mit dem brüsseler Diktat und Beamtenmoloch.

    Mfg

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