von apa 11.01.2017 12:26 Uhr

Eisbrecher “MS Eisvogel” befreite zugefrorenen Wiener Hafen

Die anhaltenden Minusgrade haben den Wiener Hafen zufrieren lassen. Damit die derzeit bis zu 15 Zentimeter dicke Eisschicht ankommende Schiffe nicht behindert und die vor Anker liegenden Kreuzfahrtschiffe nicht beschädigt, ist am Mittwochvormittag der Eisbrecher “MS Eisvogel” ausgerückt, um das Eis aufzubrechen. Das Schiff musste erstmals seit fünf Jahren zu diesem Zweck eingesetzt werden.

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Bei Temperaturen ab minus sechs Grad frieren die Fahrrinnen der Hafenbecken innerhalb eines Tages zu. Bis zu zwei Stunden dauert es, den Hafen von der rund 15 Zentimeter dicken Eisschicht zu befreien. Solange die Kältewelle anhält, wird das Schiff täglich im Einsatz sein, berichtete Kapitän Wolfgang Steindl. Der 53-jährige ist seit 18 Jahren Kapitän auf der “MS Eisvogel”. Im Gegensatz zu seinem bisher schwierigsten Einsatz 2012, als die besonders dicke Eisschicht das Schiff stoppte, verlief bei der Fahrt am Mittwoch alles glatt.

Mit einer Geschwindigkeit von etwa fünf km/h bewegte sich das Schiff durch die Eisschollen, die knackend auseinanderbrachen. Das 1955 gebaute Schiff hat ein Gewicht von 80 Tonnen und ist 32 Meter lang. Die “Eisvogel” bricht das Eis mit der Kraft ihres Bugs und schiebt die Schollen zur Seite. Bis zu 60 Zentimeter dickes Eis kann das Schiff brechen, was zuletzt im Jahr 1985 der Fall war.

“Es ist wirklich angenehm, heute zu fahren”, freute sich Steindl über den strahlenden Sonnenschein und die Windstille am Mittwochvormittag. Das Wetter spielt eine wichtige Rolle beim Eisbrechen. Weht der Wind in Richtung Hafen, kann das Schiff nicht ausfahren, da die Eisstücke sonst in den Hafen hinein- anstatt hinausgetrieben würden.

Der Eisbrecher sorgt dafür, dass die Schifffahrtsrinnen in den Becken der Häfen Freudenau, Albern und Lobau eisfrei bleiben. Rund 1.200 Schiffe kommen das Jahr über im Wiener Hafen an, im Winter sind es immerhin 300 Schiffe, berichtete Wien Holding-Geschäftsführer Peter Hanke. Außerdem hat der Hafen eine Funktion als Schutz- und Winterhafen. Rund zwanzig Kreuzfahrtsschiffe liegen zum Überwintern fest vertaut am Kai. “Im Winter, wenn die Schiffe auf der Donau nicht mehr fahren können, können sie hier Schutz suchen”, sagte Steindl. Die “Eisvogel” muss also auch ausfahren, damit der Eisdruck nicht die Rümpfe der vor Anker liegenden Schiffe beschädigt.

Die fünfköpfige Mannschaft besteht neben dem Kapitän aus einem Maschinisten, einem Steuermann und zwei Männern an Deck. Die “härteste Arbeit” an Bord hat laut Steindl der Steuermann. Denn das Ruder wird ausschließlich mit Muskelkraft betrieben, weshalb teilweise zwei Personen notwendig sind, um das Schiff zu steuern.

Auch in den Sommermonaten ist die “MS Eisvogel” im Einsatz und zwar bei Besichtigungsfahrten durch das Hafenbecken oder als Bergeschiff. Kapitän Steindl steht ebenfalls nicht still, wenn kein Eis zu brechen ist. Er ist Hafenmeister, hat also “am Wasser mehr oder weniger die Aufgabe eines Polizisten am Land”, wie er erklärte.

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