von red 09.12.2016 09:49 Uhr

Veneter wollen Anerkennung als Minderheit

Mit äußerst knapper Mehrheit hat der Regionalrat von Venetien ein Gesetz verabschiedet, das die Anerkennung der Veneter als „nationale Minderheit“ vorsieht. Geplant ist ein regionales Verzeichnis, in das sich alle eintragen lassen können, die sich zur „nationalen Minderheit“ der Veneter bekennen und denen diese Zugehörigkeit von dazu befugten Verbänden bestätigt wird. Auf die ursprünglich geplante Einführung eines Zweisprachigkeitsnachweises wie in Südtirol wurde verzichtet.

Foto: Veneto Stato Indipendente

Von Hartmuth Staffler

Für das Gesetz stimmten 27 Abgeordnete, und zwar jene der Regierungskoalition von Lega und Liste Zaia sowie drei von vier Abgeordneten der oppositionellen Liste Tosi. Mit Nein stimmten 16 Abgeordnete, und zwar PD, Cinque Stelle, ein Tosi-Anhänger und eine weitere kleine Liste. Die fünf Abgeordneten der Rechten (Forza Italia, Fratelli d’Italia, APV) enthielten sich der Stimme.  Ohne das Umschwenken von drei Oppositionsabgeordneten sowie die wohlwollende Enthaltung der ansonsten immer minderheitenfeindlichen Rechten hätte es nicht für eine Mehrheit gereicht.

Das Venetische wird tatsächlich von Sprachwissenschaftlern als eigene Sprache bezeichnet, auch wenn es sich in recht verschiedene Dialekte aufspaltet, so dass die Durchführung des Gesetzes schwierig sein dürfte, sofern es überhaupt die Hürde des Verfassungsgerichtes überspringen kann. Unklar ist auch, wie und durch wen die „Veneticità“ der Antragsteller geprüft werden sollte.

Beim Einbringer des Gesetzentwurfes scheint es sich um einen echten Befürworter der Unabhängigkeit Venetiens handeln. Die überraschende Annahme des Gesetzes dürfte aber eher Art Provokation sein, mit der Venetien seinen Anspruch auf die angeblich anderen Minderheiten (Südtirol) gewährten Privilegien unterstreichen will. Bedauerlicher Weise hat Venetien für seine eigenen Minderheiten (Zimbern in den Sieben und den Dreizehn Gemeinden, Ladiner in Anpezo), nie viel übrig gehabt.

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