von apa 02.12.2016 09:31 Uhr

Betroffenheit und Bestürzung in Böheimkirchen

Nach der am Donnerstag entdeckten Bluttat mit sechs Toten in Böheimkirchen hat am Freitag weiterhin Betroffenheit und Bestürzung in der Marktgemeinde im Bezirk St. Pölten-Land geherrscht. Die Staatsanwaltschaft ermittelte in Richtung Mord und Selbstmord. Die verwendete Faustfeuerwaffe war auf die 59-jährige Mutter der mutmaßlichen Täterin (35) registriert.

APA

Die Staatsanwaltschaft St. Pölten hat laut Sprecherin Michaela Obenaus noch am Donnerstag “die Obduktion der sechs Leichen angeordnet”. Ein Gerichtsmediziner sei auch am Tatort gewesen. Die Ermittlungsarbeit in dem Haus im Ortsteil Schildberg bezeichnete Obenaus am Freitag als “noch nicht abgeschlossen”.

Der Augenschein deutet der Sprecherin zufolge darauf hin, dass die 35-Jährige die Täterin war. Die Frau dürfte demnach ihre Mutter, ihren Bruder (41), ihre drei Kinder – ein Mädchen (7) und zwei Buben (9 und 10) – sowie schließlich sich selbst erschossen haben. Auch der Hund der Familie wurde getötet.

Das Motiv für die Bluttat war vorerst unklar und “ist Gegenstand von Ermittlungen”, sagte Obenaus weiter. Sie verwies zudem darauf, dass die Obduktion der Opfer wohl mehrere Tage in Anspruch nehmen werde.

Die Bluttat “dürfte sich nach dem 20. November 2016 ereignet haben”, teilte die Landespolizeidirektion NÖ mit. Die Erhebungen durch das Landeskriminalamt NÖ – auch zum genauen Zeitpunkt – würden fortgesetzt.

Böheimkirchens Bürgermeister Abg. Johann Hell (SPÖ) und die Direktorin der Volksschule, Silvia Riedler, haben sich indes am Freitag in einem Pressegespräch “tief betroffen” gezeigt. Die Kinder in der Volksschule wurden psychologisch betreut.

“Wir trauern um die Familie”, sagte Hell, die Marktgemeinde sei “tief bestürzt”. Die sechs Personen waren laut dem Bürgermeister im April 2015 von der Nachbargemeinde Kirchstetten in den Ortsteil Schildberg in ein ehemaliges Gasthaus gezogen, das sie gekauft hatten. “Die Familie hat sehr ruhig gelebt.” Kontakt mit der Gemeinde habe es nur bei der Anmeldung nach dem Umzug gegeben, später nicht mehr. “Sie haben sich nicht in das gesellschaftliche Leben eingebracht”, berichtete Hell, deshalb seien sie “nach außen nicht aufgefallen”.

Vor der Volksschule im Zentrum von Böheimkirchen wehte am Freitag die schwarze Fahne, im Inneren des Gebäudes wurde psychologische Betreuung angeboten. “Wir sind alle zutiefst bestürzt und betroffen. Viele Kinder haben geweint”, teilte die Direktorin mit. Auch kommende Woche werde das Team “immer wieder vor Ort sein”, sagte Andrea Richter, Leiterin der Abteilung Schulpsychologie in NÖ.

Die mutmaßliche Täterin hatte ihre drei Kinder am Montag vergangener Woche mit der Begründung, dass die Großmutter verstorben sei, in der Schule für einige Tage entschuldigt, sagte die Direktorin. Die 35-Jährige habe von einem großen Schock für die Familie gesprochen. “Deshalb haben wir uns gar nichts dabei gedacht”, betonte Riedler.

Das getötete Mädchen besuchte die erste, ihre beiden Brüder gingen in die dritte und vierte Klasse. Die Kinder waren laut Direktorin “gut integriert”, es handelte sich um eine “ganz normale Familie”. Es habe ein “guter Kontakt zwischen der Mutter und den Lehrerinnen geherrscht”, erzählte Riedler. “Die Kinder waren sehr behütet”. Die 35-Jährige habe das Mädchen und die Buben manchmal bis zur Tür begleitet.

Am Freitag war ein Krisenteam aus drei Schulpsychologinnen und einem Beratungslehrer zur Betreuung in der Volksschule. Sie “unterstützen die Kinder, damit diese die Erlebnisse einordnen können”, erklärte Richter. Es bestand die Möglichkeit für Schüler, Einzel- und Gruppengespräche zu führen. Es handle sich um Erlebnisse, “die nicht dem Alltag entsprechen und die den Kindern Angst machen”, erklärte die Schulpsychologin.

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