von apa 24.10.2016 08:31 Uhr

Evangelische Kirchen kritisieren FPÖ-Kandidat Hofer

Die Evangelischen Kirchen Österreichs protestieren gegen die Instrumentalisierung von Gott durch die FPÖ und ihren Bundespräsidentschaftskandidaten Norbert Hofer. Der evangelische FPÖ-Kandidat hat für die Präsidentenwahl am 4. Dezember gerade eine Plakat-Kampagne mit dem Zitat “So wahr mir Gott helfe” gestartet. Die Spitzenvertreter der Evangelischen Kirchen kritisieren dieses Vorgehen.

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“Gott lässt sich nicht für eigene Absichten oder politische Zwecke instrumentalisieren”, hieß es am Montag in einer Stellungnahme von Bischof Michael Bünker (Evangelische Kirche nach Augsburger Bekenntnis), Landessuperintendent Thomas Hennefeld (Evangelische Kirche nach Helvetischem Bekenntnis) und Superintendent Stefan Schröckenfuchs (Evangelisch-methodistische Kirche). Selbstverständlich sei es “gutes Recht eines jeden Christenmenschen”, sich öffentlich zum Glauben zu bekennen und sich mit der Bitte um Hilfe an Gott zu wenden. “Wir lehnen es jedoch ab, Gott für Wahlkampagnen zu bemühen”, so die Repräsentanten der Evangelischen.

Bünker, Hennefeld und Schröckenfuchs wenden sich gegen eine Instrumentalisierung Gottes für eigene Absichten oder politische Zwecke. Dies sei gemeint, wenn es im Zweiten Gebot der Bibel heißt: “Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen, denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht.” Gleichzeitig erinnerten die Kirchenvertreter daran, “dass Gott nach christlichem Verständnis jener Gott ist, wie er sich in der Bibel offenbart”. Der Gott der Bibel sei kein “christlich-abendländischer”, sondern ein universaler Gott, der Partei ergreife für schwache, arme und notleidende Menschen. Aus diesem Gottesverständnis resultierten der Einsatz und eine besondere Verantwortung auch für alle Schwachen in der heutigen Gesellschaft. Dazu zählen, so die Evangelischen Kirchen, “heute ganz besonders auch Flüchtlinge und Fremde”.

“Gott für die eigenen politischen Interessen einzuspannen und ihn in Verbindung mit dem Hinweis auf das christliche Abendland zumindest indirekt als Kampfansage gegen andere Religionen und Kulturen einzusetzen, erachten wir als Missbrauch seines Namens und der Religion”, hieß es in der Stellungnahme weiter.

Die FPÖ wies die Kritik umgehend zurück. “Die Verwendung des Zusatzes zur Gelöbnisformel des Amtseids ‘So wahr mir Gott helfe’ auch auf dem Plakat ist alles andere als ein Missbrauch des Begriffs Gottes”, erklärte FPÖ-Generalsekretär und Hofer-Wahlkampfleiter Herbert Kickl. Genauso wenig wie der Begriff Gott missbraucht werde, wenn man jemanden mit den Worten “Grüß Gott” begrüßt, wenn jemand sich mit “Gott sei Dank” bedankt oder jemand die Worte “Um Gottes Willen” ausspricht, so Kickl.

Hofers Kontrahent im Kampf um die Hofburg, Alexander Van der Bellen, reagierte mit seinem eigenen Glaubensbekenntnis. Dieses liege im überparteilichen Dienst an Österreich, meinte er bei der Präsentation seiner Wahlplakate. “Österreich dienen – und keiner Partei” lautet einer der Slogans, den der frühere Parteichef der Grünen – wohl in Anspielung auf Hofers “So wahr mir Gott helfe”-Plakate – als “mein Credo als Bundespräsident” bezeichnete.

Österreichweit affichieren lässt Van der Bellen auch die Sprüche “Für das Ansehen Österreichs in der Welt”, “Nur gemeinsam sind wir Österreich” und “Nein zum Öxit – gemeinsam stärker”, jeweils begleitet vom Motto “4. Dezember: Van der Bellen wählen”. Zu sehen ist er dabei vor wehender Österreich-Flagge bzw. dem Bergpanorama des heimatlichen Kaunertals. Bei der Präsentation sprach der frühere Grünen-Chef von einer Richtungsentscheidung. Es gehe es um die Kernfrage, wer Österreich in den kommenden sechs Jahren repräsentiere.

Die Katholische Kirche hielt sich bisher mit Reaktionen zur Hofer-Kampagne zurück. Hofer trat 2009 wegen einer seiner Meinung nach von höchsten katholischen Kreisen initiierten Kampagne und “Hexenjagd gegen die FPÖ und ihre Mitglieder” aus der katholischen Kirche aus und später in die Evangelische Kirche ein.

Michael Prüller, Kommunikationschef der Erzdiözese Wien, meinte am Wochenende in einem Gastkommentar in der “Presse”, dass “Gott” kein Begriff sei, auf den Katholiken oder Christen ein Copyright hätten. Auch Prüller führte das Zweite Gebot ins Treffen. “Es steht der Kirche nicht zu, über die Motive Norbert Hofers zu spekulieren. Aber wenn er Gott ins Spiel bringt, tut er das auf eigene Gefahr”, so der Sprecher von Kardinal Christoph Schönborn.

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  1. 26.10.2016

    Wenn ich an den politischen Eid in Deutschland denke, auch so wahr mir Gott helfe
    und Schaden vom deutschen Volke abzuwenden, und ihre Politik analysiere, dann wird Gott beleidigt (Meineid)
    dann wir mir bei vielen Politikern kotzübel.Diese politischen Eide gehören abgeschaftt, weil das nur noch zu
    ein pseudomoralischen Poppanz wird.Denn auf Meineid geschworen auf die Bibel im Gerichtsaal wird ein normal “Sterblicher” sogar mit Haft
    bestraft, aber nicht die heiligen Politiker

  2. IWEIN
    24.10.2016

    Ich denke, einem Bischof, der in seiner Amtszeit die Evangelische Glaubensgemeinschaft auf eine 4% Gruppierung in Österreich herunter gewirtschaftet hat, dem sollten andere, wesentlichere Themen im Kopf herumschwirren, als die Frage, ob sich ein Politiker zurecht dem Glauben an Gott widmen darf oder nicht.
    PS: Ich wurde aufgrund der Geschäftsordnung des Österreichischen Parlaments angelobt. Dort ist die Hinzufügung eines religiösen Bekenntnisses gestattet!
    also das, was nun der protestantische Bischof, der sonst seit Jahren nicht auffällt, nun kritisiert.
    Eine Frage, die sich in diesem Zusammenhang tatsächlich stellen lässt, hat die „Initiative gegen Kirchenprivilegien“ aufgeworfen mit der Frage: Ist ein Glaubensbekenntnis für Politiker vereinbar mit der verfassungsgemäßen Trennung von Staat und Religion? aufgetaucht war diese Frage bei der Angelobung von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) und Agrarminister Andrä Rupprechter (ÖVP).
    „Minister, die Politik und Religion nicht trennen wollen, sind in einer Demokratie untragbar“, teilte Christian Fiala von der „Initiative gegen Kirchenprivilegien” in einer Aussendung vom damals mit. Dass der neue Agrarminister Andrä Rupprechter die Angelobungsformel noch um den Zusatz “…und im Angesicht des heiligen Herzen Jesu Christi“ erweiterte, war der Initiative ein besonderer Dorn im Auge.
    Also ist diese Debatte nicht neu in Österreich. Es ist bemerkenswert, dass Bünker diese seine Stellungnahme offenkundig zu einem Zeitpunkt vom Stapel lässt, da in Österreich ein freiheitlicher Kandidat zur Wahl steht, der gottesgläubig und dem christlichen Gedankengut zuzuordnen ist, während sich sein Gegenpart vdBellen als Agnostiker bezeichnet und ein Befürworter der Abtreibung auf Krankenschein ist. Dazu fehlt aber eine Stellungnahme Bünkers. Dazu sollte sich Bünker äußern, sich vermehrt um seine Schäflein kümmern und darauf achten, dass seine Gemeinschaft wachsen und gedeihen möge.

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