von apa 24.10.2016 13:14 Uhr

Europäischer Monat der Fotografie: Festival “Eyes On”

Zum Auftakt des europäischen Monats der Fotografie gilt es, nach Wolken zu suchen: Mit der Gemeinschaftsausstellung “Looking for the Clouds” startet das Festival “Eyes On” heute, Montag, in seine siebente Ausgabe und versammelt Foto- und Videoarbeiten aus 15 Jahren globaler Konflikte. Mehr als 150 Ausstellungen sind in weiterer Folge bis Ende November an verschiedenen Orten in Wien zu sehen.

APA (ZEBRA/Juro Kovacik)

Im Rahmen des biennal veranstalteten Festivals wird zu Ausstellungen, Vorträgen, Workshops, Performances, Führungen und Künstlergesprächen in Bundesmuseen und Galerien, aber auch Bibliotheken, Universitätsgebäude und Geschäftslokale geladen, um sich ein Bild von den Facetten künstlerischer und dokumentarischer Fotografie zu machen. “Machen Sie sich viele Bilder”, ist dementsprechend der Aufruf der Co-Direktoren Thomas Licek und Michaela Obermair, die die ausgewählten Projekte heuer zwecks besserer Übersichtlichkeit erstmals in fünf Themenbereiche zusammengefasst haben.

In den ersten Themenbereich “Thin Lines and Borders” über Migration, Inklusion und Exklusion fällt auch die Eröffnungsschau. “Looking for the Clouds. Contemporary Photography in Times of Conflict” sei dabei in Zusammenarbeit der acht Partnerstädte Athen, Berlin, Bratislava, Budapest, Ljubljana, Luxemburg, Paris und Wien “aus einem Gefühl der Unsicherheit heraus” entstanden, so Kuratorin Gunda Achleitner bei einer Pressekonferenz am Montag. Im MUSA wird zeitlich und thematisch ein Bogen von den Terroranschlägen in New York vom 11. September 2001 bis ins Jahr 2015 gespannt, “das sich als Höhepunkt der Migrationswelle in unsere Köpfe eingeprägt hat”.

Wolfgang Reichmann etwa sammelte Dutzende Titelseiten internationaler Zeitungen vom 12. September 2001 mit demselben Bild der einstürzenden Twin Towers, um die “Mechanismen der Massenmedien aufzuzeigen”. Als direkte Folge werden Massenüberwachung und der lose Umgang mit privaten Daten thematisiert – etwa mit dem Rechercheprojekt “404 Not Found”, im Rahmen dessen die Luxemburgerinnen Carine und Elisabeth Krecke untersuchten, was man auf von “Google Street View” erfassten Bildern sehen kann. Die teils schockierenden, online zugänglichen Bilder von Gewalt und Elend in Ciudad Juarez in Mexiko dürfen sie “aus Copyright-Gründen nicht zeigen”, thematisieren sie aber mit einem leeren Archivschrank und einem großformatigen Satellitenbild der Stadt.

Der Titel der Gemeinschaftsschau bezieht sich auf ebendiese Satelliten, aber auch auf Überwachungskameras sowie Drohnen, die “als neue, saubere Form der Kriegsführung verkauft werden”, so Achleitner. Würden Nomaden seit jeher nach Wolken Ausschau halten, die neben Nahrung und Fruchtbarkeit auch Zerstörung brächten, entdecke der suchende Mensch des 21. Jahrhunderts “ganz andere Himmelsgebilde”. Wie Nomaden muten auf den ersten Blick auch die Flüchtlinge im Wüstencamp Choucha im Südosten Tunesiens an, die der Franzose Samuel Gratacap in seinen ästhetischen Fotografien festhielt.

Der Themenbereich “Processing Photography” zeigt neben dem fotochemischen Arbeitsprozess auch die Weiterentwicklung des Mediums, während “Flash! Boom! Bang!” ausgefallene Perspektiven zusammenfasst, sich “This Beast Called Beauty” der Diskussion über Schönheit verschreibt und “Beyond Time” die Rolle der Fotografie als Zeitdokument unterstreicht. Zu letzterem Fokusbereich zählt die Schau “Das böse Wien der Sechziger” der Wienbibliothek im Rathaus, die eine Auswahl an Schwarz-Weiß-Porträts von u.a. VALIE EXPORT, Otto Muehl oder Georg Kreisler aus dem Vorlass der Linzer Autorin und Journalistin Hilde Schmölzer zeigt.

Auch die zeitgenössische heimische Fotografie ist bei “Eyes On” vertreten, findet das Festival doch “in einem sehr erfolgreichen Jahr für österreichische Fotokünstler” statt, wie Licek betonte. Bereits im OstLicht eröffnet hat die Schau “Land of Black Milk” von Stefanie Moshammer, der kürzlich eine gesamte Ausgabe des “ZEITmagazins” gewidmet war. Und Reiner Riedler zeigt im Josephinum seine neueste Fotoarbeit “Will – The Lifesaving Machines”, aus dem es ein Bild auf das Cover des renommierten “British Journal of Photography” geschafft hat. Für den umfangreichen Zyklus hat der Wiener medizinische Maschinen und Apparaturen abseits ihres üblichen Umfelds vor monochromen Hintergründen fotografiert und lässt sie so gleichermaßen funktional und skulptural erscheinen.

Der Europäische Monat der Fotografie (EMoP) ist ein 2004 ins Leben gerufenes Netzwerk aus derzeit acht Fotofestivals. In Wien trägt der 2004 gegründete “Monat der Fotografie” seit 2010 den Titel “Eyes On” und findet biennal jeweils im November statt. Im Jahr 2014 wurde mit 450.000 Besuchern bei rund 175 Veranstaltungen ein neuer Besucherrekord erreicht. Das Projekt wird zur Gänze durch Förderungen der Stadt Wien finanziert.

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