Ein Blog von

Georg Dekas

14.10.2016

Möge die Macht mit Euch sein, Ihr Zeitungsleute!

Der Kauf von 71 Prozent der SETA Spa, Eigentümerin der Tageszeitungen „Alto Adige“ und „Trentino“, durch die Athesia AG sorgt für erhebliches Aufsehen und jede Menge Kommentare. Gäbe es einen Tiroler Friedens-Nobelpreis, dann müsste dieser wohl an Michl Ebner gehen.

Bild: Screenshot Google Maps

Ein Kommentar von Georg Dekas

Athesia-Direktor Michl Ebner hat ein Meisterstück geliefert: Den Kauf der Mehrheitsanteile an der Gesellschaft, die das italienische Tagblatt “Alto Adige” bzw. dessen Zwilling und Spin-Off “Trentino” herausgibt. Damit wird Tageszeitungmachen in unserer Region weniger verlustreich als bisher, wenn man die Sache Netto von den staatlichen Zuschüssen sieht, Zuschüsse, die auch anderen Tageszeitungen zukommen und so die Meinungsvielfalt sichern, was eine sehr, sehr gute Sache ist und wesentlich für einen demokratisch verfassten Rechtsstaat.

Nun, die Reise der Athesia zum Seta-Planeten durch die unzähligen Wortgalaxien des Südtiroler Medienweltalls hindurch wird von edlen Yedi-Rittern der Südtiroler Honig- und Milchstraße wie eine Untat von Darth Vader aus der Starwars-Saga kommentiert, oder sollten wir besser sagen, eine Untat der “Dark Brothers”? Nein, Schluss mit billiger Häme. Man möchte den Zeitungsleuten zurufen, “Der Friede sei mit Euch”, lieber als “Möge die Macht mit dir sein” – obwohl man ohne Macht ja auch wieder nichts machen kann, deswegen ist etwas Macht gar nicht so schlecht. Es kömmt darauf an, wozu man sie einsetzt, nicht wahr?

Das knappe Kommunique aus dem Medienhaus Athesia, mit dem der Ankauf der Anteile bestätigt wurde, bemüht die gemeinsamen Wurzeln des Antifaschismus der beiden Zeitungsköpfe “Dolomiten” und “Alto Adige”. Das ist kein Griff in die Trickkiste, sondern ein Angebot an die italienische Volksgruppe der “Autonomen Provinz Bozen” und ihrem “Alto Adige” (wir “Deutschen” nennen das selbe Land lieber “Südtirol”).

Natürlich kennen die Athesianer genauso wie jeder geschichtsbewußte Süd-Tiroler die Geschehnisse und Tatsachen von damals, in den Anfängen der beiden Zeitungen nach dem zweiten großen Krieg. Natürlich waren die Italiener Wendehälse, so wie es unter den Deutschen auf einmal keine Nazis mehr gegeben hat nach der Stunde Null. Natürlich hat der “Alto Adige” herauf bis zum heutigen Tag eine manchmal offene und grausam direkte, manchmal eine in  Samtpfoten versteckte chauvinistische Krallenpolitik betrieben. Im Sinne des einen, unteilbaren, heiligen italienischen Reiches mussolinischen Geistes und nachfolgender Demokratieversuche. Der “Alto Adige” hat damit seiner Mission entsprochen, die ihm von den nationalen Machtzentren und von maßgeblichen Meinungsmachern im italienischen Bozen aufgetragen wurde, und nicht vergessen, er hat damit auch den allermeisten Italiener hier im Lande aus Herz und Eingeweiden gesprochen.

Das ist ja auch der Grund, warum die “talking heads” aus dieser Ecke jetzt vom Verlust der Italianità faseln, von einem Niedergang des italienischen Unternehmertums (und dabei ganz übersehen, dass einer ihrer tüchtigsten, der Geometer Tosolini, ganz schön mit im Boot auf der hohen Etsch sitzt), und warum eine der gegnerischen “deutschsprachigen” Presse heute titelt: “Alles in deutscher Hand”.  Das ist grober Unfug.

Ja, es mag ziemlich deutsch sein, wenn ein Unternehmen spart und Rückstellungen tätigt, statt Dividenden für den Konsum, la spesa allegra, auszuschütten. Es soll sich jenes Geld ansammeln, das man zur rechten Zeit für die Festigung und Vermehrung des Gesellschaftervermögens einsetzen kann. Auch italienische Unternehmen können das sehr gut, da ist eine Hand so deutsch wie die andere. Anders ganz sicher die öffentliche Hand Italiens. Sie greift munter in die Spendierhosen des Steuerzahlers, um hart verdientes Geld in die Luft zu schmeißen. Das mögen redliche Italiener genauso wenig wie redliche Deutsche. Deutsche in Südtirol? Ja, so nennen wir uns seit 1.600 Jahren, wir  deutschen Tiroler in diesem Land, in dem Rhäter, Italiener und Deutsche zusammenleben, und das nicht erst seit 1945, aber nie “deutschsprachige”…was? Die Athesia ist, das darf man nie vergessen, mit ihrer “Dolomiten”, bei aller, auch berechtigter Kritik, immer noch das Kernkraftwerk der deutschen und ladinischen Identität südlich des Brenners. In der “Dolomiten” schreiben (noch) nicht “deutschprachige” … Italiener. Umgekehrt sollten im “Alto Adige” der Zukunft gerne echte Italiener schreiben, solche, die stolz zu ihrer Identität stehen, einer gelassenen, selbstbewußten Identität, die es nicht notwendig hat, andere und anderes niederschreiben zu müssen. Das selbe wünsche ich mir auch von der deutschen Seite. Die Ladiner, die älteste Volksgruppe in unserem Land, geht diesbezüglich nicht mit dem schlechtesten Beispiel voran.

Ich glaube, dass die Athesia dieses gemeint hat, als sie der italienischen Gemeinschaft in Südtirol das Angebot gemacht hat, sich noch einmal auf die antifaschistischen Wurzeln zu besinnen: Beide! Es spricht daraus die Überzeugung, dass es in der Welt des 21. Jahrhunderts, mit all ihren technischen und kulturellen Errungenschaften, möglich sein muss, gewaltfrei und in gegenseitiger Achtung die eigene Identität, das eigene, ererbte Wesen zu leben und voranzutragen, ohne dabei die alte, lästige Erbsünde dominieren zu lassen, die uns seit der Vertreibung aus dem Garten Eden leider immer wieder eine dunkle Begleiterin ist.

Es muss möglich sein, freies Unternehmertum und  soziale Verantwortung, aufgeklärtes Handeln und ordnende Vernunft, Recht und Freiheit, mit dem Streben des Menschen nach Frieden und Glück zu vereinen. Wenn es mit unseren heutigen Mitteln nicht möglich ist, den Jungen das Beste aus den Anlagen der Menschen und ihrer jeweiligen Geschichte “aufzupelzen”, wie sollte es dann je gelingen? Na gut, auch weniger geschwollen, irgendwer muss damit anfangen, Punkt.

In diesem Sinn hat die unternehmerische Tüchtigkeit aller Gesellschafter und Verantwortungsträger des Hauses Athesia mit dem Kauf der Anteile an der SETA Spa einen großen Schritt in die richtige Richtung getan, und nicht  vergessen, auch der Verkäufer der Anteile hat sich etwas dabei gedacht. Alles in Allem wünschen wir uns, dass die einst gewaltsam eingepflanzte Italian Community of Bolzano endlich ihren Frieden mit uns in unserem gemeinsamen Land finden möge. Da steht allen noch ein langer Weg bevor. Denn solange ein Fünftel der Bevölkerung im “Alto Adige” lebt und nicht im “Sudtirolo”, und sich dieses Fünftel und ein ganzer Staat sich den Luxus einer gänzlich eigenen, aus imperialistischem Geist geborenen Ortsnamensgebung leisten (ein Luxus, bei dem, ahimè!, deutsche Südtiroler allzuwillig mitmachen) – solange werden wir nicht ganz in demselben Land leben und von denselben Dingen sprechen. Die Macht sei mit Euch, Ihr Zeitungsleute, Macht es besser.

Jetzt
,
oder
oder mit versenden.

Möchtest du die neuesten Meldungen auch auf Facebook erhalten?

Hier
klicken

  1. So-bin-Ich
    14.10.2016

    Und wieder hat die SVP eine weitere Propagandaplattform!

Es gibt neue Nachrichten auf der Startseite