Redaktion UT24

08.10.2016

Die Doppelte Staatsbürgerschaft: eine Realität in Brasilien

Auf 850 Metern Höhe, in einem anmutigen Hügelland, ist die brasilianische Treze Tílias. Pro Jahr sind tausende Touristen, die die Stadt besuchen und die österreichischen Kultur kann man in der ganzen Stadt finden. Die Architektur, die Gastronomie, die Schuhplattler- und Musikgruppen, sowie die Volsktümlichkeit verwandeln sie in ein Tiroler Städtchen im Süden von Brasilien.

Das brasilianische Tirol - Foto: EA

Von Everton Altmayer

1933 wurde die Kolonie Dreizehnlinden (Treze Tílias auf Portugiesisch) gegründet, als der damalige österreichische Landwirtschaftsminister Andreas Thaler (aus der Wildschönau in Nordtirol) die erste Gruppe von Einwanderern aus Österreich und Deutsch-Südtirol nach Brasilien brachte. Zwischen 1933 und 1938 sind viele Familien aus den heutigen Bundesländer Tirol, Vorarlberg, Niederösterreich, sowie aus der Autonomen Region Trentino-Südtirol nach Dreizehnlinden ausgewandert, denn Thaler hatte sich vorgenommen, ein Kolonisationsprogramm zu entwickeln, um der schweren Wirtschaftskrise vor dem Zweiten Weltkrieg zu entkommen.
Andreas Thaler, der Gründer Dreizehnlindens.

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Foto: Andreas Thaler, der Gründer Dreizehnlindens.

Treze Tílias ist kein Dorf mehr, aber immer noch eine kleine Stadt für die Brasilianer. Eine Stadt wo Österreicher, Italiener, Deutsche und Brasilianer in Eintracht zusammen leben. Etwa 50 % der Einwohner stammen aus Österreich und mit ihren rund 8.000 Einwohnern, davon 2.000 österreichische Staatsbürger, ist die Doppelstaatsbürgerschaft eine wichtige Realität für Treze Tílias. Seit 1987 arbeitet ein österreichisches Konsulat, um den Nachkommen die österreichische Staatsbürgerschaft zu gewähren. Man muss ungefähr einen Monat warten, bis man seine Dokumente (österreichische Staatsbürgerschaft) erhält.

Es gibt Familien die die österreichische Staatsbürgerschaft haben, aber die Kinder haben keine Tiroler Familienamen mehr, sondern nur italienische, deutsche oder brasilianische Familiennamen (wegen des Vaters). Viele von ihnen sind österreichische Bürger wegen der Mutter. Viele Nachkommen können kein Deutsch, denn die Sprache der Bevölkerung ist Portugiesisch, aber es gibt natürlich Interesse, die deutsche Sprache zu lernen und die Kultur ihrer Vorfahrer weiter zu pflegen.

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Foto: Die Tiroler Musikkapelle Dreizehnlindens

Trotz der Mischung zwischen Österreichern, Deutschen, Italienern und Brasilianern, bedeutet die Dreizehnlindner Identität immer noch eine brasilianische Realität mit österreichischen Wurzeln. Die Stadt ist bekannt als „brasilianisches Tirol“ aufgrund des von den österreichischen Einwanderern mitgebrachtem Kulturguts sowie der Bräuche und Traditionen, die die Nachkommen stolz beibehalten.

Viele Nachkommen (Enkel und Urenkel von Einwanderern), österreichische Staatsbürger, waren noch nie in Europa, und trotzdem fühlen sie sich als ,,Österreicher’’ wegen der starken Tiroler Kultur, die man in Dreizehnlinden überall finden kann. Auch sonst bekommt die Stadt immer wieder Besuch aus dem alten Vaterland.

In Österreich leben etwa 22.000 Brasilianer und etwa 500 sind aus Dreizehnlinden, die meistens in Vorarlberg und Tirol. Dank der österreichischen Staatsbürgerschaft haben viele Dreizehnlindner ein paar Jahre in Österreich gelebt und gearbeitet und viele von ihnen leben wieder in Treze Tílias, wo sie ihre neuen Häuser im alpinen Stil errichtet haben. Heute sind es etwa 50 Kinder in Dreizehnlinden, die in Österreich geboren sind, denn ihre Eltern haben dort gearbeitet. Ihre Realität ist in Brasilien, aber ihre Wurzeln sind in Österreich und sie fühlen sich als Brasilianer und Österreicher.

So sind die Dreizehnlindner: Brasilianer mit Tiroler Wurzeln, Brasilianer und Österreicher. Ein positives Beispiel für Identität und Zusammenleben, auch wegen ihrer staatlichen Zugehörigkeit zu Österreich.

Informationen über Treze Tílias findet man unter dieser Internetseite.

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