Hartmuth Staffler

24.09.2016

Eine Beleidigung für unsere Gefallenen

Bild: Youtube Screenshot /T Shirt Torino

Um den allzu üblen nationalistischen Geruch ihres für Mai 2018 in Trient geplanten nationalen Treffens ein wenig zu überdecken, haben die Verantwortlichen der Alpini-Veteranenvereinigung ANA erklärt, dass bei dieser Veranstaltung aller Gefallenen des 100 Jahre zuvor beendeten Ersten Weltkrieges gedacht werde, auch jener, die „in der falschen Uniform“ gefallen sind.

Dies ist eine unerhörte Beleidigung und Schmähung der rund 12.000 Welschtiroler, die als österreichisch-ungarische Soldaten gefallen sind, viele davon als Freiwillige im Kampf gegen die italienischen Aggressoren. Geradezu blasphemisch wird dieses angeblich christliche Gedenken an die Gefallenen aber, wenn bei dieser Gelegenheit, wie zu erwarten, das auch in Italien höchst umstrittene „Gebet des Alpino“ (preghiera dell’Alpino) rezitiert werden sollte. Das Gebet ist im Jahr 1935 vom Alpinioffizier Gennaro Sora geschrieben worden, der im Abessinienkrieg 1935/36 Tausende von Zivilisten, Kinder, Frauen, Verwundete, Geistliche usw. auf grausamste Art hat umbringen lassen.

Dieser Gennaro Sora, der unverständlicher Weise immer noch Ehrenbürger der Gemeinde Brixen ist, hat in sein „Gebet“ natürlich auch eine Bitte für den König und den Duce eingebaut. Erst im Jahr 1949 wurden der König und der Duce aus dem Gebet gestrichen. 1985 wurde das Gebet dann offiziell als Gebet der Alpini anerkannt, und zwar in zwei verschiedenen Versionen. In der nur bei geschlossenen Veranstaltungen der Alpini zu verwendenden Version wird immer noch um den Segen für die Waffen gebetet („Rendi forti le nostre armi…“,) in der etwas entschärften Form für die Öffentlichkeit sind die Waffen verschwunden, es heißt nur noch „rendici forti … (mache uns stark).

Allerdings kommt es immer wieder zu Zwischenfällen, weil manche Alpini auch bei öffentlichen Gottesdiensten auf der militärischen Gebetsform bestehen und manchmal sogar aus Protest die Kirche verlassen, wenn ihr Wunsch nicht erfüllt wird. Auch wenn bei der Ehrung für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges in Trient die etwas harmlosere zivile Form des Gebetes verwendet werden sollte, so bleibt das Gebet doch mit dem Makel behaftet, dass es von einem Alpinioffizier verfasst wurde, der bedenkenlos Tausende von unschuldigen Zivilisten grausam ermordet hat.


Leggi questo articolo in lingua italiana: Un insulto ai nostri caduti

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