von apa 22.09.2016 09:20 Uhr

Amok-Prozess: Emotionale Schilderungen der Horrorfahrt

Im Grazer Straflandesgericht ist am Donnerstag das Verfahren gegen Alen R. fortgesetzt worden. Anhand von Zeugenaussagen wurde die Wahnsinnsfahrt, bei der R. drei Menschen getötet haben soll, nochmals lebendig. Die Befragten schilderten ihre Erlebnisses sichtlich bewegt, waren sich aber in einem Punkt einig: Der Geländewagen war ganz gezielt auf die Menschen zugesteuert worden.

APA

Der 20. Juni 2015 war ein strahlender Sommertag, dementsprechend viele Menschen befanden sich um die Mittagszeit in der Grazer Innenstadt, und ganz besonders in der Fußgängerzone in der Herrengasse. Mehr als hundert Zeugen wurden geladen, nicht alle sind erschienen. Doch aus den Puzzleteilen der einzelnen Aussagen ergab sich am dritten Verhandlungstag das Bild eines ganz gezielt auf Passanten und Radfahrer zurasenden Autos, das in wenigen Minuten Angst, Schrecken und Chaos auslöste.

Unter den drei Todesopfern war eine 53-jährige Frau, die einige Zeit nicht identifiziert werden konnte. Ein Zeuge schilderte, wie er sich selbst gerade noch retten konnte und sah, wie die 53-Jährige angefahren wurde. “Ich bin zu ihr hin und habe ihren Puls gefühlt, aber sie war bereits sterbend”, erklärte der langjährige Rettungsmitarbeiter. Die tote Frau hatte bei einem anderen Passanten einen Schock ausgelöst, weil er zuerst dachte, es sei sein Sohn, mit dem er unterwegs war und der die gleiche Hose getragen hatte. Der Sohn und die Mutter hatten sich allerdings bei der Stadtpfarrkirche in einen Mauervorsprung gerettet, der Vater war auf die Stufen geflüchtet. “Mein Mann hat geschrien, weil er unseren Sohn nicht gleich gesehen hat und gedacht hat, er liegt da”, beschrieb die Mutter.

Jene Zeugen, die über den getöteten vierjährigen Buben sprechen, können zum Teil ihre Tränen nicht zurückhalten. “Das Kind ist da gelegen wie eine Puppe, kein Blut, nichts. Das Kind, das Sie gerade noch gesehen haben, wie es sich bewegt”, beschrieb es ein Mann. Für eine Zeugin ist es unvorstellbar, “dass ein Mann, der selbst kleine Kinder hat, ein kleines Kind zu Tode fährt”.

Eine ältere Frau hörte damals einen aufheulenden Motor und sah gleich darauf, dass “ein Radfahrer in hohem Bogen durch die Luft flog”. Dann sei der Wagen direkt auf sie zugefahren “und ich hab’ mir gedacht, jetzt sterb’ ich auf der Straße.” Sie spürte einen “wahnsinnigen Schmerz” und erlitt einen Knöchel- sowie einen Mittelfußbruch. Als die Verteidigerin ihr anbot, dass sich Alen R. bei ihr entschuldigen könnte, lehnte die Frau ab: “Danke”. Die Verhandlung wird am Freitag um 9.00 Uhr mit der Befragung weiterer Zeugen fortgesetzt.

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