von ts 21.09.2016 20:28 Uhr

Versuchte Messner sich als Ötzifinder zu inszenieren?

Nach der von Reinhold Messner losgetretenen Polemik „Ohne mich hätten die Österreicher Ötzi geklaut“, sagt ein Zeuge: Vor 25 Jahren soll Reinhold Messner versucht haben, sich ins Rampenlicht der Gletschermumie Ötzi zu drängen.

Messner und Ötzi. Bild: Peter Stevens flickr.com/photos/nordique/16012840781 CC BY 2.0 / UT24

Am 19. September 1991 entdeckte das Nürnberger Ehepaar Simon in den Ötztaler Alpen eine mumifizierte Leiche, deren Bedeutung erst einige Tage später klar werden sollte.

Komplizierte Bergung
Aufgrund der Unklarheit darüber, auf welcher Seite der innertirolischen Grenze sich der Leichnam überhaupt befand, sowie der sprichwörtlichen Gemütlichkeit der italienischen Ordnungshüter, konnte die Nordtiroler Gendarmerie mit Hilfe der Söldener Bergwacht den Mann am Tisenjoch, der später als “Ötzi” bezeichnet werden sollte, bergen. Die ungünstige Wetterlage, das schwierige Terrain und das Eis, das die untere Hälfte der Leiche fest umschloss, gestaltete die Bergung komplizierter und langwieriger als ursprünglich angenommen.

Messner und Kammerlander am Fundort
Unter den Schaulustigen, die in den darauf folgenden Tagen am Fundort eintrafen, war zufällig auch eine Gruppe mit den Bergsteigerlegenden Hans Kammerlander und Reinhold Messner. Messner versuchte sich gleich als Archäologe und schätzte den Leichnam auf etwa 500 Jahre.

Versuchte Inszenierung durch Messner?
Der Eppaner Robert Janek erinnert sich: “Es war Schlechtwetter und es schneite anständig, als ich mit meinem Geländewagen zum Pfitscherjochhaus hochgefahren war, um eine Bergwanderung zu machen.
Oben auf der Hütte wurden Messner und Kammerlander erwartet, die auf ihrer bekannten Südtirol-Umrundung unterwegs waren. Als ich später mit den beiden in der Hütte beisammensaß, wurden wir Zeugen, wie Reinhold Messner pausenlos mit seinem PR-Berater telefonierte.
Messner war fuchsteufelswild, dass er die Sensation nicht gleich in ihrer Tragweite erkannt und für sich ausgeschlachtet hatte und wollte die Darstellung im Nachhinein noch so hinbiegen, dass er – Messner – als der Mumienfinder aufschiene. Seinem PR-Berater war offensichtlich klar, dass das nicht mehr möglich war und versuchte, ihm das auszureden. Ich vermute wegen der lautstarken Diskussion, dass sich der Berater weigerte, eine solche unwahre Darstellung zu verbreiten.
Ich zumindest habe mich über Messners Geltungssucht sehr geärgert, aber ich glaube, ich war nicht der Einzige. Er war peinlich.
Am Nachmittag dann nahm  ich wegen des Schlechtwetters Messner und Kammerlander im Auto mit runter bis zur dritten Kehre wo sie dann den Steig rauf zur Hochfeilerhütte nahmen.”

Hans Kammerlanders Version
Der Alpinist Hans Kammerlander hat die damaligen Begebenheiten anders in Erinnerung. Zur Behauptung, Messner habe versucht, sich als Ötzifinder darzustellen, sagt er: “Kompletter Blödsinn. Wir [Kammerlander und Messner, Anm. d. Red.] wurden nachher sogar Angriffen ausgesetzt, dass wir ihn [Ötzi, Anm. d. Red.] beschädigt hätten, aber wir haben gar nichts gemacht. Die Leiche wurde bei der Bergung beschädigt, nicht durch uns. Da hat man nachher versucht, uns die Schuld zu geben. Die Leute können einfach richtig böse sein.”

Hans Kammerlander weiß noch genau, wie er zum ersten Mal mit Messner vor 25 Jahren Ötzi sah: “Wir sind am späten Nachmittag zur Fundstelle. Die Leiche lag im Eis drin, nur die Schultern und der Kopf frei. Ich habe ein paar Bilder gemacht, die ersten Bilder von Ötzi sind meine.”

Bosheiten
Noch heute ärgert sich der Tauferer Bergfex über die vielen Gerüchte: “Nachher wurde sogar behauptet, Messner habe die Leiche selbst hingelegt, dabei hatte er gar nichts getan. Diese ganzen Bosheiten haben mich schon etwas traurig gestimmt, es war schon enttäuschend. Dass Messner versucht hat, sich als Finder hinzustellen, das stimmt gar nicht. Da muss man schon bei den Tatsachen bleiben.”

Auch wenn die Ereignisse mittlerweile 25 Jahre zurückliegen, sorgen sie offensichtlich immer noch für hitzige Diskussionen.

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