von apa 26.08.2016 08:49 Uhr

Eine der ältesten Glasfragmente Österreichs entdeckt

Die älteste Glasmalerei in der Steiermark und zugleich eines der ältesten Glasgemälde Österreichs ist in der Obersteiermark entdeckt worden. Kunsthistoriker der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) haben zwei wenige Quadratzentimeter große Reste eines Glasfensters aus der Frauenburg in Unzmarkt-Frauenburg (Bezirk Murtal) in die Mitte des 13. Jahrhunderts datiert.

APA (ÖAW)

“Für die Erforschung der mittelalterlichen Glasmalerei in Österreich gehört der Fund in der Frauenburg sicherlich zu den Highlights der vergangenen Jahrzehnte”, freute sich die Wiener Kunsthistorikerin Christina Wais-Wolf im Gespräch mit der APA. Sie hat gemeinsam mit ihrem Kollegen Günther Buchinger am Institut für kunst- und musikhistorische Forschungen (IKM) der ÖAW zwei kleine Fragmente zur Identifizierung erhalten und konnte nun ihr Alter abschätzen. “Es handelt sich um Teile eines Glasgemäldes, das um 1250 hergestellt sein dürfte”, so die Expertin. Die bisher älteste Glasmalerei, die in Österreich gefunden wurde, datiert laut Wais-Wolf um 1180 und stammt aus einer Filialkirche im Kärntner Weitensfeld.

Die Kunsthistoriker des IKM identifizierten den aktuellen Fund aus der Steiermark als Männergesicht sowie konzentrische Falten eines Kleidungsstückes: “Es könnte sich um die Darstellung des Kirchenpatrons oder auch eine Christusdarstellung handeln. Die Bogen auf der zweiten Scherbe sind typisch für die Faltenform der Kleidung im Schulter- oder Ellenbogenbereich”, präzisierte Wais-Wolf.

Die Fragmente kamen bei einer archäologischen Grabung der steirischen Forschungsgruppe zur interdisziplinären Aufarbeitung landeskulturellen Erbes (FIALE) im Umfeld der Kirche St. Jakob auf der Frauenburg ans Tageslicht. “Die gotische Kirche hatte einen romanischen Vorgängerbau. In seiner unterirdisch zugänglichen Apsis wurden die zwei Scherben gefunden”, schilderte Wais-Wolf. Für sie ist der Fund aus zweierlei Hinsicht bedeutsam: “Die Fragmente erweitern den sehr geringen Bestand an romanischer Glasmalerei des 13. Jahrhunderts in Österreich ganz wesentlich. Darüber hinaus haben unsere Analysen ein stilistisches Nahverhältnis zur Glasmalerei in der Basilika San Francesco in Assisi ergeben”, betonte die Kunsthistorikerin.

Hier eröffnet sich nun ein weiteres Feld an Fragen: Bisher konnte nämlich auch die Herkunft der Künstler von San Francesco nicht ausreichend geklärt werden. “Man ging davon aus, dass es sich um Erfurter oder Mainzer Glasmaler gehandelt hat. Mit dem steirischen Fund steht die Frage im Raum, ob die Künstler auf dem Weg nach Assisi auf der Frauenburg Auftragsarbeiten verrichtet haben”. Vorstellbar sei laut Wais-Wolf auch, dass die Künstler weder aus Mainz, noch Erfurt, sondern aus einer Salzburger Werkstatt stammten. “Wir sind überzeugt, dass die Kunstgeschichtsforschung diesen beiden Puzzleteilchen noch einiges Augenmerk schenken wird”, schloss die IKM-Mitarbeiterin.

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