von ih 24.08.2016 13:01 Uhr

Tirols Bauern halten sich bei Investitionen zurück

Über 40 Millionen Euro hat die Tiroler Landwirtschaft im Jahr 2015 mit Unterstützung des Landeskulturfonds investiert. 155 Betriebe haben im vergangenen Jahr vom Landeskulturfonds zinsgünstige Kredite erhalten. Seit 2010 sind die Investitionen in der heimischen Landwirtschaft jedoch aufgrund der Marktsituation stark zurückgegangen. Verstärkt investiert wird in alternative Betriebszweige.

Foto: Land Tirol/Entstrasser-Müller

„Der Landeskulturfonds ist nicht nur ein wichtiges Unterstützungsinstrument, er ist auch ein Spiegel der Tiroler Landwirtschaft. Aufgrund der niedrigen Produktpreise, insbesondere bei der Milch, wägen die bäuerlichen Familien Investitionen derzeit stark ab“, fasst LHStv Josef Geisler als Vorsitzender des Kuratoriums des Landeskulturfonds zusammen.

Gleichzeitig lassen sich aber auch klare Trends erkennen: Beim Stallbau setzt sich in Tirol der Trend zu besonders tiergerechten Laufställen weiter fort. Die Zahl der Stallbauten für Hühner, Ziegen, Schafe und Pferde nimmt deutlich zu. „Die Bäuerinnen und Bauern schaffen sich neue Standbeine und Produktionssparten“, leitet Geisler aus den Investitionsvorhaben ab.

Fokus auf Innovation

Um Erwerbskombinationen und alternative Wertschöpfungsmöglichkeiten noch stärker zu forcieren, hat der Landeskulturfonds nunmehr ein Projekt zur Vernetzung der landwirtschaftlichen Organisationen gestartet.

„Wir wollen innovationsfreudige Bäuerinnen und Bauern sowie Jungübernehmer noch besser und strukturiert begleiten. Dabei geht es nicht nur um mögliche Förderungen, sondern auch um Betriebskonzepte, Beratungsleistungen, Vermarktungs- und Vertriebshilfen, Pilotstudien oder auch zusätzlich notwendigen Forschungs- und Entwicklungsbedarf“, so Geisler.

Regionale Unterschiede

In der Investitionstätigkeit der bäuerlichen Betriebe gebe es regional starke Unterschiede. Im Umfeld starker Kleinsennereien, in denen regionale Spezialitäten hergestellt werden, oder im Wipptal, wo ein Großteil der bäuerlichen Betriebe nach Sterzing liefert und dort höherer Milchpreise erlöst, wird merklich mehr investiert.

Vom vergleichsweise guten Milchpreis des Milchhofs Sterzing profitiert auch die Familie Gerhard und Marlene Auer vom Hof „Joggner“ in Schmirn/Madern auf 1.600 Metern Seehöhe. 2010/2011 hat die Familie Auer als einer der letzten Vollerwerbsbetriebe in Schmirn mit viel Eigenleistung um 380.000 Euro einen besonders tiergerechten Laufstall errichtet und von konventioneller auf biologische Wirtschaftsweise umgestellt. Zum Zeitpunkt des Umbaus war der Betrieb Lieferant bei der damaligen „Tirol Milch“. Seit zwei Jahren liefert die Familie Auer rund 80.000 kg Biomilch an den Milchhof Sterzing. „Der deutlich höhere Milchpreis erleichtert uns die Betriebsführung stark“, erklären Gerhard und Marlene Auer.

Investitionsstopp wäre Aus für Landwirtschaft

„Ein Stallbau ist ein finanzieller Kraftakt. Stallbauen in Tirol bedeutet hohe Investitionen, aber nicht zwingend Mehrerlöse. Deshalb braucht es auch entsprechende Unterstützung“, weiß LHStv Geisler. Investitionen genau zu prüfen, sei grundsätzlich richtig. „Ein Investitionsstopp in der Tiroler Landwirtschaft würde jedoch bedeuten, dass zahlreiche Stalltüren für immer schließen. Deshalb müssen wir alles daran setzen, die bäuerlichen Betriebe und die flächendeckende Bewirtschaftung in Tirol zu erhalten“, so Geisler.

Dazu gehöre neben der Unterstützung von Zukunftsinvestitionen durch zinsgünstige Darlehen, wie es sie etwa auch in der Wohnbauförderung gibt, auch die zusätzliche Hilfestellung in Krisensituationen.

Tierwohl hat Priorität

Zentraler Tätigkeitsbereich des Landeskulturfonds sei die Finanzierung von Baumaßnahmen in der Landwirtschaft über zinsgünstige Darlehen. Im Jahr 2015 habe der Landeskulturfonds 155 Investitionskredite mit einer Darlehenssumme von mehr als 18 Millionen Euro und Baukosten von über 40 Millionen Euro vergeben. Ein Großteil der Investitionen waren Stallbauten.

„Tirols Bäuerinnen und Bauern legen großen Wert auf eine artgerechte Tierhaltung. Zwei Drittel aller Rinderstallbauten sind Laufställe“, führt Danzl aus. Investitionen in die Landwirtschaft sind gleichzeitig Kraftstoff für die regionale Wirtschaft. „Da die gesamte Darlehenssumme mittels Rechnungen nachgewiesen muss, fließt die Förderung direkt in die heimische Wirtschaft und sorgt dort für Beschäftigung“, so Danzl.

Insgesamt habe der Landeskulturfonds Darlehensforderungen gegenüber ca. 3.200 Bäuerinnen und Bauern in der Höhe von 133 Millionen Euro. Die Zahl der Darlehensnehmer hat sich in den vergangenen Jahren verringert, die beantragten Darlehenssummen steigen jedoch stetig und lagen 2015 bei durchschnittlich 118.000 Euro. Darin zeige sich, dass die Vieh haltenden Bäuerinnen und Bauern immer größere Summen zur Aufrechterhaltung der Bewirtschaftung aufwenden müssten und die Eigenkapitaldecke immer dünner werde.

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