von apa 24.08.2016 06:03 Uhr

Erdbeben in Mittelitalien forderte mindestens 132 Todesopfer

Bei dem schweren Erdbeben in Mittelitalien sind nach den Worten von Regierungschef Matteo Renzi mindestens 132 Menschen umgekommen. “Und diese Bilanz ist nicht endgültig”, sagte Renzi am Abend bei einem Besuch in der Region. 368 Verletzte und Kranke seien seit der Früh aus der Gegend der stark betroffenen Orte Amatrice und Accumoli weggebracht worden.

APA (AFP)

Es gehe um Lebensgeschichten, Menschen und Familien, sagte der Premierminister. “Es ist ein grenzenloser Schmerz.” Italien stehe nun solidarisch zusammen, um die großen Herausforderungen nach dem Erdbeben zu meistern. Renzi traf abends in der von der Naturkatastrophe schwer getroffenen Gemeinde Amatrice ein. Er sprach mit Koordinatoren des Zivilschutzes und dankte den Rettungseinheiten für ihren Einsatz. Renzi versicherte, dass es bei der Versorgung der Bevölkerung zu keinen Engpässen kommen werde.

“Wir lassen niemanden alleine”, hatte Renzi zuvor in einer kurzen Erklärung in Rom betont. Es gehe nun vor allem darum, weitere Opfer aus den Trümmern zu retten. Als Soforthilfe stellte die Regierung 235 Millionen Euro bereit. Staatspräsident Sergio Mattarella unterbrach einen Aufenthalt in seiner Heimatstadt Palermo und kehrte nach Rom zurück, um sich vom Zivilschutz über die Entwicklungen im Erdbebengebiet informieren zu lassen.

200 Erdstöße wurden am Mittwoch in den italienischen Regionen Latium, Umbrien und Marke registriert. Nach dem schweren Erdstoß um 3.36 Uhr, dessen Magnitude die ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik) in Wien mit 6,2 angab, seien u.a. weitere sechs Beben zwischen Stärke 4 und 5 gemeldet worden, teilte der italienische Zivilschutz mit. Außerdem wurden rund 70 Beben mit einer Stärke zwischen 3 und 4 gezählt. Es wurde mit weiteren Nachbeben in den kommenden Tagen gerechnet.

Inzwischen bereiteten sich die Bewohner des Erdbebengebiets auf eine schwierige Nacht vor. Tausende Menschen wurden obdachlos. In dem Bergdorf Accumoli, in dem es mehrere Tote gab, wurden Zelte für 2.000 Personen aufgeschlagen. Alle Einwohner in der ebenfalls betroffenen Gemeinde Arquata mussten ihre Häuser verlassen.

Drei Nonnen, die in der Nähe von Amatrice in einem Kloster wohnten, konnten lebend aus den Trümmern des Gebäudes geborgen werden. Zwei Ordensschwestern wurden ins Spital eingeliefert, eine weitere wurde wegen leichter Verletzungen behandelt. In dem Kloster hatten sich weitere sieben Personen aufgehalten. Von vier Senioren fehlte jegliches Lebenszeichen.

Bei der Naturkatastrophe kamen mehrere Kinder ums Leben. Feuerwehrmannschaften bargen in Amatrice die Leichen von zwei kleinen Mädchen und ihrer Mutter, berichteten italienische Medien. Ein Siebenjähriger aus der Gemeinde erlag in einem Krankenhaus seinen schweren Verletzungen, sein Zwillingsbruder überlebte. In Arquata kamen zwei Urlauberkinder aus Rom ums Leben.

Die Bergungsarbeiten gestalteten sich schwierig. In der Region gibt es viele kleine Orte, die schwer zu erreichen sind. Straßen waren durch Geröll blockiert. Auch ein Krankenhaus und ein Katastrophen-Koordinations-Center wurden schwer beschädigt. Laut der Expertin Anna Scolobig von der ETH Zürich, die mit dem IIASA-Institut (International Institute for Applied Systems Analysis) zusammenarbeitet, ist das Hauptproblem in dem immer wieder von Erdbeben getroffenen Gebiet, dass die Häuser nicht stabil genug gebaut sind. Etwa 23 Millionen Italiener leben demnach in Gefahrenzonen. 60 Prozent der Gebäude in diesen Gebieten sind nicht erdbebensicher gebaut.

Zahlreiche Staatschefs aus dem Ausland, darunter US-Präsident Barack Obama, kondolierten Italien wegen der Katastrophe. Aus vielen Ländern gingen Zusagen für Unterstützung ein. “Wir bieten unsere bestmögliche Unterstützung an”, schrieb Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) auf Twitter an seinen italienischen Amtskollegen Paolo Gentiloni. Auch österreichische Hilfsorganisationen leisteten über italienische Partnerorganisationen Unterstützung.

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