von ih 24.07.2016 10:38 Uhr

„Italien schlechter als Griechenland“

Thomas Mayer, Wirtschaftsexperte der Frankfurter Allgemeine, schreibt in seiner aktuellen Rubrik „Mayers Weltwirtschaft“ davon, warum er denkt, dass es Italiens Banken immer schlechter geht und eine schnelle Rettung nicht in Sicht ist.

Fotomontage: © Dr. Stephan Barth / pixelio.de, © Q.pictures / pixelio.de, UT24

Die großen Probleme der italienischen Wirtschaft beschäftigen in diesen Tagen den Experten der renommierten Zeitschrift.

Mayer spricht davon, dass die großen Probleme der italienischen Banken die chronische Schwäche der italienischen Wirtschaft widerspiegeln würden.

Italien schlechter als Griechenland

Denn Italien sei das einzige Land in der gesamten Eurozone, dessen reales Bruttoinlandsprodukt pro Kopf unter dem Niveau vor Beginn der Währungsunion lag. Sogar Griechenland hätte trotz der brutalen Rezession 2008 zwischen den Jahren 1998 und 2015 einen leichten Anstieg erlebt.

Mayer nennt dafür auch ein Beispiel: vor Beginn der Währungsunion im Jahre 1998 betrug die italienische Arbeitslosenrate rund 11,4 Prozent. Im Mai diesen Jahres stand sie bei 11,5 Prozent. Dieser Umstand führe vor allem zu schlechten Krediten für Unternehmen und unsicheren Arbeitsplätzen.

Bankkunden wandern aus Italien aus

Viele Bankkunden würden zudem vermehrt dem italienischen Staat den Rücken kehren, da ein großer Vertrauensverlust stattgefunden habe.

Sie hätten ihr Guthaben längst in das europäische Ausland verlegt. Diese Verlagerungen in andere Staaten hätten gerade in den letzten Wochen und Monaten ein neues Rekordhoch erreicht, wie der Wirtschaftsexperte weiß.

Viele sind sich bereits darüber einig, dass dieses Misstrauen auch mit einem möglichen Ausscheiden Italiens aus der Währungsunion zusammenhängen könnte, da dieser Umstand gar nicht mehr so unwahrscheinlich sei.

Renzi geht die Puste aus

Die Sorgen der italienischen Bankkunden seien laut Thomas Mayer aber durchaus berechtigt. Italiens Regierungschef Matteo Renzi habe es sich schließlich bei seinem Amtsantritt zum Ziel gesetzt, sowohl Staat , als auch Wirtschaft rundum zu erneuern.

Aber allmählich scheint auch bei Renzi dieser Hoffnungsschimmer zu erlöschen. Verliert der Regierungschef nun auch das für diesen Oktober angesetzte Referendum zur Verfassungsreform, könnte es zu Neuwahlen kommen.

Die europakritische Fünfsterne-Bewegung von Kabarettist Beppe Grillo ist nämlich im Aufwind und könnte Regierungsverantwortung übernehmen. Sie hat den Italienern sogar bereits ein Referendum über die weitere Mitgliedschaft in der Eurozone versprochen.

Wie wahrscheinlich ist ein „Ixit“?

Wie seinerzeit der mittlerweile allseits bekannte „Brexit“, so erscheint für Mayer zurzeit auch ein möglicher „Ixit“ noch als völlige Utopie.

Doch schaue man sich die Entwicklungen Italiens in den letzten Jahren an, so führe kein Weg daran vorbei, zur Einsicht zu gelangen, dass es dem Land nicht gelungen sei, sich wirtschaftlich in Europa zu behaupten.

Früher oder später wird sich Italien also auch aus dem Euro verabschieden müssen, ist Mayer überzeugt.

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