Rupert Gietl

20.07.2016

Heute vor 150 Jahren: Die Seeschlacht von Lissa

Heute vor 150 Jahren siegte die österreichische Flotte in der Seeschlacht bei Lissa.

Admiral Persano und Tegetthoff. Die Seeschlacht bei Lissa.

Freitag, 20. Juli. Morgengrauen.

Das Wetter schlägt um. Jeder Mann spürt es. Der Wind frischt auf, die Sicht wird von Minute zu Minute schlechter. Die Seesoldaten und Matrosen sind müde.

Seit zwei Tagen toben nun schon die Kämpfe, 16 Mann sind tot, 114 verwundet. Das Ziel, die Festungen auf der Insel sturmreif zu schießen, ist nicht erreicht. In der Nacht sind noch einmal 500 Soldaten mit dem Transportschiff Piemonte angekommen. Endlich fühlt sich der Admiral stark genug, um die Landung zu versuchen.

3000 Männer warten gespannt, es beginnt zu regnen.Die Landungsschiffe sind schon in der Bucht von Rogačić angekommen, da taucht der eigene Aufklärer Esploratore am Horizont auf und signalisiert

Verdächtige Schiffe in Richtung Nordwest!

Die Flotte Österreichs trifft ein.


In jenen Tagen ist es nicht einfach, Sieger und Verlierer zu unterscheiden. Das Mächtekarussell in Europa dreht sich und der preußische Ministerpräsident Bismarck hat ehrgeizige Pläne: Er will Österreich aus dem Deutschen Bund drängen und seinem Land die Vorherrschaft in Mitteleuropa sichern. Dazu findet er einen natürlichen Verbündeten:

Das junge Königreich Italien. Auch dort hat man es auf Österreich abgesehen, denn Venetien gehört seit 1815 zum Habsburgerreich.

Am 20. Juni 1866 erklärt Italien Österreich den Krieg, muss aber schon vier Tage später bei Custozza eine Niederlage einstecken.

Anders die Preußen. Sie besiegten die österreichische Armee am 3. Juli bei Königgrätz und marschierten gegen Wien. Bald wird klar, dass es zu einem raschen Frieden kommen wird.Nur hat das italienische Königreich keine Erfolge vorzuweisen, um als Sieger an den Verhandlungen teilzunehmen.

Was das Heer nicht geschafft hatte, soll nun die Flotte erreichen. Ein Angriff auf die österreichischen Adria-Inseln wird befohlen.


Der italienische Admiral Carlo Pellion di Persano ist nicht begeistert von der Idee. Er weiß, dass die Marine für so eine Operation nicht gerüstet ist. Doch der Generalstab gibt den Befehl zum Angriff auf die Insel Lissa, auf der eine österreichische Flottenbasis liegt. Sie wird von mehreren Festungen geschützt.

So kommt es, wie Persano es vorhergesehen hat…


Konteradmiral Wilhelm von Tegetthoff steht derweil auf der Brücke seines Flaggschiffes SMS Erzherzog Ferdinand Max und weiß um seine Unterlegenheit.

Seine Panzerfregatte ist noch nicht einmal fertiggestellt, eilig hat man Eisenbahnschienen und Ankerketten an den Bordwänden befestigt.

Das Schiff ist aus Holz gebaut. Eigentlich schon nicht mehr zeitgemäß.

Doch von Tegetthoff ist ein entschlossener Anführer, seine Männer sind bestens ausgebildet. Die meisten sind italienischer oder kroatischer Muttersprache. Er weiß, dass seine Flotte den moderneren italienischen Schiffen nicht viel entgegen zu setzen hat. Deshalb gibt er den Befehl, ein Dreieck zu bilden und die Linienformation des Feindes frontal anzugreifen.

10:45 Uhr: Die Schlacht beginnt.

Die Schiffe kommunizieren über Flaggensignale. Unmittelbar vor dem Aufeinandertreffen läßt er signalisieren:

Den Feind anlaufen, um ihn zum Sinken zu bringen!

Die Matrosen sollen noch einen weiteren Befehl aufziehen:

Muß Sieg von Lissa werden!

Doch die Schlacht hat schon begonnen und am Mast erscheint nur noch das Wort

Muß!

Später gilt diese Episode als Vorzeichen des Sieges und als Sinnbild für die Entschlossenheit der österreichischen Kriegsmarine.


Der Rest ist Geschichte.

Bereits nach zwei Stunden ist die Schlacht entschieden.

Als die österreichische Flotte in Lissa einläuft, verkündet von Tegetthoff den Mannschaften den Sieg. Die Matrosen werfen daraufhin ihre Mützen in die Luft und rufen:

Viva San Marco!

Wie so oft, verbindet sich am 20. Juli 1866 das Glück des Tüchtigen mit folgenschweren Fehlern der eigentlich überlegenen Seite.

612 Seeleute der königlich italienischen Flotte sterben, zwei Panzerschiffe werden versenkt. Auf österreichischer Seite sterben 38 Seemänner.

All ihrer wird am heutigen 150. Jahrestag gedacht.


Möchten Sie sich in die Details der Kämpfe um Lissa vertiefen?

Lesen Sie den Fachbeitrag über die Ereignisse im Juli 1866 von der Österreichischen Gesellschaft für Festungsforschung.


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