von apa 31.05.2016 12:20 Uhr

Naturhistorisches Museum zeigt “sehr seltsames” Sonnensystem

Seit mehr als 50 Jahren erforschen Raumsonden das Sonnensystem und produzierten dabei Millionen Bilder von der Erde, den Planeten und ihren Monden. Der US-Künstler Michael Benson durchsucht diese Bildarchive nach ästhetischen und künstlerischen Kriterien und zeigt nun in einer Schau im Naturhistorischen Museum Wien in großformatigen Fotografien die unglaubliche Vielfalt der Natur im Sonnensystem.

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Üblicherweise steht das wissenschaftliche Interesse im Vordergrund, wenn die diversen Raumsonden Bilder von anderen Planeten liefern. Da geht es nicht so sehr um schöne Bilder, sondern um spezielle Informationen, die durch verschiedene Filter gewonnen werden. Nur aus den PR-Abteilungen der großen Raumfahrtorganisationen wie NASA oder ESA kommen schon lange fantastische Aufnahmen, diese aber oft mit einem Bildbearbeitungsprogramm geschönt und mit dem Zusatz “Artist Impression”.

Benson dagegen betont, nur ganz selten zu solchen Tricks zu greifen. An der Schnittstelle von Kunst und Wissenschaft sucht und entdeckt er in den Archiven unglaubliche Landschaften fremder Welten, wählt Motive und Ausschnitt, bearbeitet und arrangiert die Rohdaten und Einzelbilder von NASA- und ESA-Missionen zu großformatigen, nahtlosen Planetenlandschafts-Fotografien.

Er bemühe sich dabei, möglichst zu dem Punkt zu kommen, “als wäre man selbst dort”, sagte Benson bei der Presseführung zur Sonderausstellung “Otherworlds – Reise durch das Sonnensystem”, die bis 18. September im Naturhistorischen Museum Wien (NHM) zu sehen ist. Wenn er die einzelnen Bilder der Raumsonden nach und nach zusammensetze, denke er sich immer wieder: “Ich bin der erste Mensch, der die Objekte so sieht, also wäre ich wirklich dort gewesen.”

Ohne Raumforschung hätte man kaum Wissen über die Planeten des Sonnensystems, sagte NHM-Generaldirektor Christian Köberl, die Raumsonden hätten Ergebnisse geliefert, die man nie erwartet hätte. Der innerste Jupitermond Io sei etwa im Zustand permanenter vulkanischer Eruption, auf dem Saturn-Mond Titan gebe es Seen und Flüsse aus flüssigem Methan und am Neptun-Mond Triton seien Geysire aus flüssigem Stickstoff aktiv. “Kein Mensch hätte gedacht, dass so etwas möglich ist”, sagte Köberl, für den das Sonnensystem Welten birgt, “wie man sie sich nicht vorstellen konnte. Das Weltall ist auch in unserer nächsten Umgebung etwas sehr Seltsames.”

Wie seltsam, zeigen Bensons Fotografien, etwa von Eruptionen am schwefel-gelb gefärbten Io, der zerfurchten Eiskruste von Jupitermond Europa, dem Kohlendioxid-Reif auf Marsdünen oder Nebel am Grund des gewaltigen Grabenbruchsystems Valles Marineris am Mars. Angesichts solcher Welten zitiert Benson Paul Celan: “Es sind noch Lieder zu singen, jenseits der Menschen”.

Bensons künstlerische Handschrift sieht man am fantastischen Ausschnitt vom Jupitermond Europa vor dem turbulenten Großen Roten Fleck, Jupiters riesigem Sturmsystem, oder ungewöhnlichen Perspektiven, etwa dem Blick auf die Saturn-Monde Rhea und Dione sowie die Saturnringe in Seitenansicht, oder auf Saturns Nordpol mit dem Schatten des Planeten auf seinem Ringsystem.

Auch wenn man Bilder der Erde mittlerweile schon gut zu kennen glaubt, kann der Künstler auch neue Perspektiven auf diesen Planeten zeigen. Etwa wenn die Erde über dem Mondhorizont aufzugehen scheint oder Sonnenlicht in einem speziellen Einfallswinkel von der Wasseroberfläche reflektiert wird und die Karibik wie mit einem gigantischen Scheinwerfer beleuchtet.

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