Redaktion UT24

08.01.2016

60+6 Jahre Piffrader-Reflief am Finanzgebäude

Foto: SSB

Gastbeitrag von Harald Mair

Sechs Jahre sind vergangen, seit der damalige italienische Kulturminister Sandro Bondi dem Land Südtirol schriftlich mitteilte, dass es das Mussolinirelief entfernen darf.

Mit diesem Schreiben möchte ich Ihnen auch mitteilen, dass ich bereits die Erlaubnis des zuständigen Ministers (Finanzminister Giulio Tremonti; Anm.d.Red.) erhalten habe, dass die faschistischen Relikte im Stadtzentrum an andere Standorte, u. a. in museale Einrichtungen, verlegt werden können, die geeigneter sind, ihren historischen Wert zu unterstreichen. Im Besondern gilt das für das Piffrader-Relief, welches am Finanzgebäude auf dem Bozner Gerichtsplatz angebracht ist. Die Entfernung desselben kann auch von der Provinz durchgeführt werden.

— Übersetzung von Südtirol Online.

Noch ist am Finanzgebäude alles beim Alten geblieben. Dazu einige Aussagen welche seitdem getätigt wurden.

09.06.2011 Luis Durnwalder:

Der Brief des ehemaligen Kulturministers Sandro Bondi habe demnach nach wie vor volle Gültigkeit und das Land das Recht, das Relief am Finanzamt zu entschärfen.

— Südtirol Online.

30.09.2014 Arno Kompatscher:

Der Brief kommt aus dem Kulturministerium: „Wir hatten schon die Zusicherung der Unterstützung von Seiten des Ministeriums, nun hat der aktuelle Minister diese noch einmal schriftlich bekräftigt“, so Kompatscher. Diese Zusicherungen aus Rom hat die Landesregierung zum Anlass genommen, die Landesabteilung Hochbau mit der konkreten Planung der Historisierung des Reliefs zu betrauen. Bekanntlich soll diese durch das Anbringen eines Zitats von Hannah Arendt erfolgen.

— Südtirol Online.

14.04.2015 Arno Kompatscher:

Im Sommer soll mit der Ausschreibung der Arbeiten begonnen werden, die Anbringung der Schrift und der Aufbau der Informationsstelle soll im Oktober erfolgen.

— SüdtirolNews.

07.10.2015 Christian Tommasini:

Das Vorprojekt sei von den Ministern begutachtet worden, das Ausführungsprojekt müsse noch von der Agentur für die Staatsdomäne begutachtet werden. Ziel sei eine Ausschreibung im Winter und ein Beginn der Arbeiten im Frühjahr 2016.

— unsertirol24.

Dazu einige Überlegungen: Es erstaunt mich immer wieder, mit welcher Selbstsicherheit regierende Politiker Aussagen treffen und Termine nennen, bei welchen sich im nachhinein herausstellt, dass diese wahrscheinlich schon von vorneherein falsch waren. Allen »deutschen« Südtiroler Parteien nehme ich es ab, dass sie das Relief zumindest entschärfen wollen. Wobei der derzeitige Plan mit dem Hannah-Arendt-Zitat für mich persönlich nur eine sehr leichte Entschärfung ist, die eher Richtung fauler Kompromiss geht. Ein fauler Kompromiss mit denjenigen in unserer Gesellschaft, welche sich noch immer mit derartig faschistischem Geist anfreunden können. Leider scheint dies m.E. in der italienischen Bevölkerung und Parteienlandschaft öfters der Fall zu sein. Wie ist es sonst zu erklären, dass mehr als 60 bzw. 6 Jahre vergehen, ohne dass nicht einmal diese geplante Minimallösung mit dem Zitat zur Anwendung kommen kann.

Mut von Seiten der Landesregierung gefragt

Diplomatie ist sicherlich meist der richtige Weg. In diesem Falle wäre aber etwas mehr Mut von Seiten der Landesregierung gefragt. Wenn schon anscheinend die Zusagen da sind, dann hätte man das Relief doch gleich und eventuell auch provisorisch entschärfen können.

Abschließend noch meine ganz persönliche Meinung zu den Südtiroler Grünen im Umgang mit Rechtsradikalismus. Die Grünen bekämpfen diesen aktiv, wenn mit wenig Widerstand zu rechnen ist. Sind bei gewissen Themen jedoch größere Widerstände und gegenteilige Meinungen aus der z.B. italienischen Bevölkerung zu erwarten, dann verhalten sie sich passiv bzw. haben keine Einwände.

Dieser Artikel erschien zuvor bei BBD.

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