Ein Blog von

Hannes Innerhofer

01.01.2016

“Hitlertourismus vermieden”

Bildquelle: Thomas Ledl. In diesem Haus in der Salzburger Vorstadt 15 in Braunau am Inn wurde am 20.April 1889 Adolf Hitler geboren, der spätere deutsche Reichskanzler und Diktator.

Ein Kommentar von Günther Mairhofer.

Während hierzulande seit Neuestem mit dem faschistischen Siegesdenkmal von Bozen um Touristen geworben wird, wird in anderen Regionen, in denen sich ähnlich sensible Gebäude dieser unseligen Zeit befinden, mit diesen Relikten ganz anders umgegangen. In der Stadt Braunau am Inn steht das Haus, in dem am 20. April 1889 der deutsche Diktator Adolf Hitler geboren wurde. Die Republik Österreich hat es seit dem Jahre 1972 angemietet und denkt nun sogar daran, das Gebäude zum Staatseigentum zu machen, um einen evtl. „Hitlertourismus“ zu vermeiden.

Das Haus Salzburger Vorstadt 15 befindet sich in Privateigentum und ist seit mittlerweile 43 Jahren vom Bundesministerium für Inneres (BM.I) angemietet. Die Republik Österreich nimmt mit dieser Anmietung eine staatspolitische Verantwortung gegenüber diesem sensiblen Gebäude wahr und stellt damit sicher, dass eine den Interessen der Republik zuwiderlaufende Nutzung durch Privatpersonen ausgeschlossen wird.

Untermieterin des Gebäudes ist die Stadtgemeinde Braunau am Inn, welche die Räumlichkeiten ab dem Jahr 1976 der Organisation „Lebenshilfe Oberösterreich“ zur Betreuung geistig und körperlich beeinträchtigter Mitmenschen überlassen hatte. Da dringend notwendige Umbauten des Hauses nicht möglich waren, musste die Lebenshilfe neue Räumlichkeiten mit zeitgemäßer Ausstattung suchen und im September 2011 umziehen. Derzeit wird das Gebäude nicht genutzt.

Der Stadt Braunau, dem Land Oberösterreich und der Republik Österreich ist aber eins sehr wichtig: „Dieses Haus darf niemals eine Wallfahrtsstätte für Ewiggestrige werden“, stellt der Bürgermeister der Stadt, Mag. Johannes Waidbacher klar. Er ist zuversichtlich, dass das gemeinsame Bestreben, für das Haus eine angemessene und langfristige Nutzung zu finden, zu einem guten Abschluss gebracht werden kann. „Das BM.I und die Stadt Braunau am Inn werden konsequent an einer angemessenen und praktikablen Lösung weiter arbeiten“, so der Herr Bürgermeister.

Die Stadt bewies und beweist mit zahlreichen Maßnahmen, dass sie sich dem zeitgeschichtlichen Erbe stellt und gewissenhaft Verantwortung für den Umgang mit der Geschichte trägt. Beispielhaft sei dazu angeführt:

– Vor dem Geburtshaus von Adolf Hitler wurde auf Veranlassung des damaligen Bürgermeisters Gerhard Skiba im Jahr 1989 ein Gedenk- und Mahnstein aus Granit aus dem ehemaligen KZ Mauthausen gesetzt. Die Inschrift „Für Frieden, Freiheit und Demokratie. Nie wieder Faschismus. Millionen Tote mahnen“ gibt unmissverständlich die Meinung der Stadt Braunau am Inn zum Ausdruck und gilt als Mahnung, als Bekenntnis und als Aufruf, wachsam zu sein.

– Vor dem Mahnstein findet alljährlich Anfang Mai eine von der Stadt, dem Mauthausen Komitee Österreich und dem Verein für Zeitgeschichte organisierte Gedenkfeier für die Opfer von Krieg und Nationalsozialismus statt.

– Seit 1992 werden mit wesentlicher Unterstützung der Stadt die Braunauer Zeitgeschichte-Tage abgehalten, die sich mit der jüngeren Geschichte befassen.

– Die Stadt Braunau am Inn bewahrt sowohl mit Straßenbenennungen als auch mit Stolpersteinen die Erinnerung und das Gedenken an Opfer des Nationalsozialismus.

Die TSZ hörte sich in Braunau am Inn um und fragte nach, welche Sehenswürdigkeiten die Stadt zu bieten habe. Herr Michael Plasounig, ein Verantwortlicher des Tourismusvereins Braunau, beschreibt die Stadt als sehr beliebtes Reiseziel für Radtouristen. „Braunau bietet mit drei Museen ein weitreichendes Kulturelles und Geschichtliches Angebot. Dazu zählt das Bezirksmuseum Herzogsburg, in welchem Ausstellungsstücke von der Eiszeit, über die Napoleonischen Tage bis ins jetzt zu besichtigen sind. Das Heimathaus bietet eine der letzten noch im Originalzustand erhalten Glockengießereien aus dem 15 Jhdt., Informationen über die Innschifffahrt, die Heimatstube der Donauschwaben, welche nach Ihrer Flucht im Zweiten Weltkrieg unteranderem hier Ihre neue Heimat fanden. Das Mittelalterliche Badehaus (Vorderbad) ist ebenfalls eines der letzten im Originalzustand erhaltenen mittelalterlichen Badeanstalten Europas und erläutert den Besucher eine Zeit vor dem hauseigenen Badezimmer“, so Plasounig. „Die wundervolle Altstadt von Braunau am Inn mit Ihren mehr als 750 Jahren Geschichte bietet zahlreiche historische Highlights wie z.B. den größten geschlossenen Stadtplatz aller Inn-Salzach Städte“, schwärmt der Mitarbeiter des hiesigen Tourismusvereins von seiner Stadt.

In keinem Wort wird dabei aber das Geburtshaus Adolf Hitlers genannt. Auch auf den Internetseiten des Tourismusvereins Braunau (www.tourismus-braunau.at) und den Werbeprospekten der Stadt Braunau am Inn, sucht man vergebens nach diesen Gebäude. Auf die Frage, ob denn je ein Tourismustreibender schon mal mit dem Gedanken gespielt habe, das Geburtshaus Adolf Hitlers in irgendeiner Weise touristisch zu bewerben, verweist der Tourismusverband auf die Internetseite: http://braunau-history.at/w/index.php?title=Hauptseite

Auf dieser Website heißt es unter anderem: „Wenngleich Adolf Hitler nur als Kleinkind in Braunau lebte, sieht es die Stadt als Verpflichtung an, positive Zeichen zu setzen und dem Klischee, Braunau sei eine “braune Stadt” zumindest gewesen, entgegen zu treten.“

 

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